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HÖLLRICH: In den Ferien einmal Schlossherrin sein

HÖLLRICH

In den Ferien einmal Schlossherrin sein

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    Viel Romantik und 500 Jahre Geschichte bietet das Höllricher Schloss. Die Ferienwohnung liegt im Erdgeschoss, der Eingang befindet sich links vor dem Turm.
    Viel Romantik und 500 Jahre Geschichte bietet das Höllricher Schloss. Die Ferienwohnung liegt im Erdgeschoss, der Eingang befindet sich links vor dem Turm. Foto: Foto: Tanja Schuhmann

    „Na, wo wart ihr denn dieses Jahr im Urlaub?“ So hört man dieser Tage wieder viele fragen, wenn sie aus den Ferien zurück sind. Ich habe dieses Jahr Urlaub in einer Ferienwohnung im Schloss gemacht. Aber nicht in irgendeinem, sondern im Höllricher Schloss von 1545. Es war ein ganz besonderes Erlebnis. Nein, Gespenster gibt es dort nicht, oder zumindestens haben wir keine gesehen oder gehört. Doch der Reihe nach:

    Mit einem „Herzlich Willkommen im Höllricher Schloss!“, begrüßt uns der gebürtige Heßdorfer und Schlossherr Hans Herr an einem der heißen Sommertage im August. Schon als wir unser Auto auf dem Parkplatz „Für Gäste“ abstellten, kamen wir an den rund 30 Jahre alten fünf Kastanienbäumen vorbei, die wie Wächter schützend vor dem Schloss postiert sind. Ein paar Meter weiter überqueren wir den ehemaligen Wassergraben vor dem Eingang. Am Torhaus mit einer zweiflügligen weiß-blau gestrichenen Tür prangt der Psalm „Wo Gott die Stätte selbst bewacht, da ist umsonst der Wächter“.

    Barock und Renaissance

    Der erste Blick schweift an den alten Mauern vorbei geradewegs zum Innenhof mit der trotz Sommerhitze grünen Rasenfläche und einer bunten Blumenpracht. Der 67-jährige Schlossherr, der im Übrigen nicht für die Zeitung fotografiert werden will, bemerkt meinen bewundernden Blick: „Für die Blumen ist meine Frau Gundula zuständig.“ Links befindet sich der von Familie Herr privat genutzte Teil des Schlosses im Barockstil. Rechts windet sich ein kleiner Weg am mittleren Teil der dreiflügeligen Schlossanlage vorbei, der im Renaissancestil gehalten ist. Der Weg endet am Innenturm, vor dem sich ein kleines Tor versteckt: der Eingang unserer Ferienwohnung.

    Im blau gestrichenen Eingangsbereich befindet sich eine helle Sitzgelegenheit mit Blick auf den Hof und auf ein großes Regal mit vielen Informationen für die Gäste. Zehn Blätter hat Hans Herr handschriftlich mit Ausflugstipps und Einkehrmöglichkeiten in der Gegend versehen. Hinter einer grünen, knarrenden Holztür gelangt man in das Schlafgemach mit hohen Deckenbögen und Gestecken echter Blumen auf Tisch und Anrichte. Hier zeigt der Blick aus dem Fenster den Burggraben.

    Weiter geht es in die Küche mit Wohn- und Esszimmer. Mit einer großen Eckbank und einer Couch ist die Nische am Fenster mit einer weiteren Essgelegenheit besonders idyllisch. Für das Tischbein hat Herr alte geschnitzte Bretter benutzt, erzählt er.

    Jeder Schritt ein Knarren

    Jeder Tritt in der Ferienwohnung mit den Holzböden ergibt ein anderes Knarren, und auch jede Tür hat ihr eigenes Geräusch. Im Badezimmer wirkt auf den ersten Blick alles modern. Auf den zweiten Blick erkennt man „alte Details“, die sich liebevoll in das Bad fast wie zufällig einbinden. Gerade bei den sommerlichen Temperaturen haben die Räume ein angenehmes Klima.

    Der Schlossinnenhof ist nicht einsehbar und bietet Ruhe. Am Innenturm laden zwei Stühle und ein Tisch zum Verweilen ein. Es wirkt alles familiär. Dass es keine Mäuse gibt, dafür sorgt „Tomtom“. Der große getigerte Kater hat es sich auch im Hof gemütlich gemacht.

    Seit gut einem Jahr bietet Hans Herr die Ferienwohnung über Internetportale an. Er selbst war drei Wochen mit der Agentur Airbnb gereist und war begeistert, „weil man direkt in die Familie kommt und Einblicke ins Leben der Menschen gewinnt“, so sein Fazit. Die weitest gereisten Gäste bis jetzt kamen aus Peking, Neuseeland und Kanada. Oft ist die Übernachtung in dem Schloss „der Beginn einer längeren Tour nach der Landung in Amsterdam oder Frankfurt oder der letzte Tag einer Reise in Europa vor dem Abflug“, weiß Herr über seine Gäste zu berichten.

    Positive Bewertungen

    „Burgen- und Schlösserliebhaber und Menschen, die das Außergewöhnliche suchen“ zählt Herr zu seinen Gästen. Schlechte Erfahrungen haben die Herrs bisher nicht gemacht. Umgekehrt war es auch nicht so, wie die positiven Einträge im Gästebuch und im Internet belegen. Deshalb plant die Familie auch die Einrichtung eines Zimmers als weitere Ferienwohnung.

    Einmal im August jedes Jahres hat das Höllricher Schloss einen Tag der offenen Tür. Außerdem kann man nach Anmeldung an einer professionellen Führung durch einen Restaurator der Uni München teilnehmen. Außerdem gibt es die August-Kunsttage, heuer zum dritten Mal, mit einem Konzert zum Abschluss.

    Teurer Unterhalt

    Ein Schloss macht immer Arbeit. Auf die Frage, wo er die Anlage in zehn Jahren sehe, sagt Hans Herr: „Schwierige Frage. Es wären dringend Arbeiten am Dach und an den Türmen nötig. Da es meist Schieferdächer sind, die aufwendig sind, habe ich hier keine Möglichkeit etwas selbst zu machen, sondern muss Fachfirmen nehmen. Da sind die Geldmittel begrenzt. Wenn jemand käme, der das Schloss vernünftig weiter entwickeln würde, würde ich den Verkauf erwägen“, sagt Herr nachdenklich.

    Hat er bereut, das Schloss übernommen zu haben? Der 67-Jährige verneint: „Obwohl mich alle für verrückt erklärten, als ich das Schloss vor 23 Jahren erwarb, würde ich es wieder tun. Es war mit viel Schweiß und Plag' behaftet, hat aber auch viel zurückgegeben.“

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