Es gibt Nachrichten, die überraschen einen – und dann auch wieder nicht. Am späten Donnerstag Nachmittag teilte die interSPA-Gruppe mit, dass all ihre Betriebsgesellschaften, zu denen auch das Wonnemar in Marktheidenfeld gehört, tags zuvor am Amtsgericht in Stuttgart einen Antrag auf Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren gestellt haben. Das Gericht hat diesem Antrag stattgegeben.
Schon die vergangenen Wochen und Monate gestalteten sich für die Marktheidenfelder Therme schwierig – von der Pandemie, über die schwierige Sommersaison bis hin zu Gerüchten über eine Insolvenz, die schon vor Wochen in der Stadt die Runde machten. Damals hatte der hiesige Wonnemar-Chef Wilko van Rijn noch entschieden widersprochen, wenn auch immer die schwierige Situation betont, in der das Erlebnisbad stecke. Jetzt ist es doch so weit gekommen. Laut Pressemitteilung wurden die rund 55 Mitarbeiter des Bades bereits über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte unterrichtet.
Ein Konzernsprecher sagt auf Anfrage, dass es sich für das Marktheidenfelder Bad auch erst vor wenigen Tagen heraus gestellt habe, dass es jetzt doch zur Insolvenz kommen werde. Lokal hätte sie vielleicht auch vermieden werden können. Er nennt die Situation in Ingolstadt als einen Punkt, warum dies nicht ging. Dort kam es während des Baus eines neuen Bades zum Zerwürfnis zwischen der Gruppe und der Stadt. Gepaart mit den coronabedingten Verlusten scheint diese Situation so wirkungsvoll gewesen zu sein, dass es jetzt alle sechs Wonnemar-Bäder deutschlandweit ausbaden müssen. "Wir müssen nun gruppenweit den Sanierungsweg gehen", so der Sprecher.
Wie geht es für Mitarbeiter und Besucher in Marktheidenfeld weiter?
Für den Betrieb des Marktheidenfelder Wonnemars hat die Insolvenz erst einmal keine Auswirkung. Die Löhne und Gehälter für die kommenden drei Monate seien über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Der Betrieb werde in gewohnter Weise fortgesetzt. Gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit.
"Wir haben jetzt drei Monate Luft. Diesen Zeitraum werden wir nutzen, um gemeinsam mit den Gläubigern Lösungsmöglichkeiten auszuloten", so der Wonnemar-Sprecher. Grund für diese "Luft" ist die Art des Sanierungsverfahrens. Mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung könne sich das Unternehmen leichter und schneller umstrukturieren, heißt es in der Pressemitteilung. Es sei ein Instrument für Unternehmen, die zwar finanziell unter Druck stehen, aber operativ gesund sind.
"Das ist schon traurig, wenn so etwas passiert", reagiert Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm, um eine Stellungnahme gebeten. Das Unternehmen habe der Stadt jedoch versichert, dass es keine Konsequenzen für die Mitarbeiter, für den Schulsport und für die Gäste habe. "Das ist für die Stadt wichtig." Stamm schließt aus, dass die Kommune irgendwie in dem Verfahren gefordert ist. Es werde in Kürze Gespräche mit interSPA geben, dann werde er dem Stadtrat und der Öffentlichkeit berichten.
Was nach den drei Monaten "Luft" mit dem Marktheidenfelder Wonnemar passieren wird, ist noch unklar. So viel steht aber in der Pressemitteilung: "Der Sanierungsprozess und das Eigenverwaltungsverfahren sollen bereits im ersten Halbjahr des kommenden Jahres abgeschlossen werden."
Das Wonnemar und die Stadt MarktheidenfeldDie interSPA-Gruppe hat das Erlebnisbad Marktheidenfeld im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells (PPP-Modell) gemeinsam mit der Stadt Marktheidenfeld konzipiert, finanziert und errichtet. Hierfür stellte die Stadt ein städtisches Grundstück im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags zur Verfügung. Im Gegenzug gewährleistet die interSPA-Gruppe für die Stadt Marktheidenfeld das Schul- und Vereinsschwimmen und übernimmt insofern eine kommunale Aufgabe. Gleichzeitig erhält die Stadt Planungssicherheit für den städtischen Haushalt.Quelle: interSPA
