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RIENECK/HALSBACH: In Halsbach entsteht die "Goikelbräu"

RIENECK/HALSBACH

In Halsbach entsteht die "Goikelbräu"

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    Traumstrand neben der Brauerei: Das gibt es auf Samoa.
    Traumstrand neben der Brauerei: Das gibt es auf Samoa. Foto: Foto: müller

    Südsee, Strand, Palmen – ein Urlaubstraum. Manuel Müller aus Rieneck war im Mai aber nicht zum Ausspannen auf Samoa und Neukaledonien, sondern zum beruflichen Biertrinken. Für einen Kitzinger Brauereianlagenhersteller modernisiert und berät der Braumeister Brauereien auch am anderen Ende der Welt. Und da muss er wissen, wie das Bier schmeckt. Nebenher braut Müller im Keiler-Brauhaus in Lohr – und als Neu-Halsbacher bald auch in Halsbach, wo er eine eigene kleine Brauerei aufbauen will.

    In Samoa, 16 000 Kilometer Luftlinie von daheim entfernt und noch ein ganzes Stück jenseits von Australien gelegen, hat der 32-Jährige nun eine 40 Jahre alte, einst von einem Deutschen aufgebaute Brauerei unter die Lupe genommen. Coca-Cola will offenbar auch ins Biergeschäft einsteigen und hat dort die veraltete Anlage – eine von zwei Brauereien auf der Insel – gekauft. Und die soll die Kitzinger Firma Huppmann, die weltweit einen Anteil von rund 30 Prozent bei Brauereinanlagen hat, modernisieren.

    Bockbier bei 45 Grad Celsius

    Bei der Verkostung des Biers bemerkte der für die Modernisierung entsandte Müller: „Es ist tödlich, bei 45 Grad Bockbier zu trinken.“ Aber stilvoll, weil die Brauerei direkt an einem Bilderbuch-Südseestrand steht. Anhand des Geschmacks kann der Rienecker sagen, was man womöglich besser machen kann. Das Bier dieser Brauerei – im Gegensatz zu dem der anderen Inselbrauerei – hat ihm aber gut geschmeckt, sagt er. Besonders das „Export-Lager“ mit 6,7 Prozent Alkohol, das bei uns einem Bockbier entspreche. Es sei nicht ungewöhnlich, dass in südlichen Ländern das Bier so stark sei.

    Überhaupt werde „dort unten“, etwa auf Samoa, viel Bier getrunken. Und Bier brauen könne man auch anderswo, hat Müller schon oft bemerkt. In den Vereinigten Staaten beispielsweise gebe es inzwischen 3000 Garagenbrauereien, die gerne experimentierten und international Preise gewännen, während in Deutschland die „Fernsehbiere“ fast gleich schmeckten. „Die amerikanische Bierkultur hat uns bald überholt“, befürchtet Müller. Bier werde hierzulande zu wenig geschätzt.

    Auch anderswo braut man nach dem Reinheitsgebot. Auf Samoa immerhin fast: Weil Malz teuer importiert werden muss, werden 20 Prozent des Malzes durch Zucker ersetzt. Nach eineinhalb Wochen auf Samoa hatte Müller noch einen Einsatz im nur 2500 Kilometer entfernten Inselreich Neukaledonien in einer Brauerei, die zum Heineken-Konzern gehört. Dort hat der Braumeister die reparierte Anlage wieder angefahren. Das Bier hatte zu wenig Schaum, weshalb Müllers Rat gefragt war. Seine Lösung: Die Temperatur beim Einmaischen musste erhöht werden.

    Das Champions-League-Finale in diesem Jahr wird Manuel Müller wohl nicht so leicht vergessen: In Neukaledonien wurde es früh um 5.45 Uhr in einer Kneipe übertragen. Standesgemäß hatte es sich der Rienecker mit seinem Kollegen mit Maßkrügen gemütlich gemacht, die er aus der Brauerei geholt hatte und die es dort sonst nicht gibt. Weil die Neukaledonier dem Alkohol gerne zusprächen und das ein richtiges Problem sei, werde nur sehr eingeschränkt Alkohol verkauft – an Wochenenden nach 12 Uhr mittags überhaupt nicht.

    Seit sieben Jahren fliegt Müller um die Welt zu Brauereien. „Es gibt nicht viel, was ein Monteur noch nicht gesehen hat“, resümiert er vielsagend. Er war schon auf allen Kontinenten, in insgesamt fast 50 Ländern, unterwegs. Neben Samoa, auf dem Flug dorthin gewinnt man einen Tag, war der exotischste Einsatzort bislang eine Brauerei mitten im peruanischen Dschungel. Auf dem Brauereigelände lief ein zahmer Jaguar herum. In Ghana baute der 32-Jährige vor einer Brauerei Biertische, am nächsten Tag saßen Affen darauf. In Afrika würde statt mit Malz oft mit Sorghumhirse gebraut, was nicht ganz Müllers Geschmack trifft.

    Seit 2006 auf Montage

    Er war der letzte Brauerlehrling der früheren Lohrer Brauerei Stumpf. Danach machte Müller bei Huppmann eine Lehre zum Mechatroniker, nebenher den Braumeister. Ab 2006 ging er auf Montage. 2007 baute er in England eine komplette Anlage selbst auf. Inzwischen ist es seine Hauptaufgabe, Brauereien energetisch zu beraten, weil sie Geld sparen, wenn sie weniger CO2-Zertifikate brauchen. In der neunten Klasse der Gemündener Realschule war Müller wegen schlechter Leistungen in Englisch sitzen geblieben, darüber kann er heute nur lachen: „Jetzt rede ich fast nur Englisch.“

    Nun will Müller sich in Halsbach, wo er seit einem halben Jahr lebt, selbst eine Brauerei bauen. Sein Traum sind besondere Biere von hoher Qualität in außergewöhnlichen Flaschen. Vorerst soll es Bier nur im Fassverkauf geben. Ende des Jahres könnte er mit der Minibrauerei loslegen, die er als Rienecker, die „Göikel“ genannt werden, „Goikelbräu“ taufen will. Unter dem Namen hatte er für die vergangene Rienecker Fasenacht bei der Stadelhöfer Pfarrbräu 400 Liter Weizenbier selbst gebraut. In der neuen Brauerei will er 500 Liter pro Sud brauen. An Fasching soll es Goikelbräu aus Halsbach geben.

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