Erhard Behl aus Altfeld ist ein Tüftler. Der 65-Jährige möchte anderen die schönste Zeit des Jahres, nämlich die Urlaubszeit, so angenehm wie möglich machen. Während überzeugte Pauschalurlaub-Touristen beim Gedanken an Camping wohl nur den Kopf schütteln, ist es für Behl die einzig wahre Art des Reisens.
Allerdings meint er damit weder Zelturlaub noch Dauercamping oder einen typischen Reisemobilurlaub auf dem Campingplatz. Er bevorzugt statt "weißer Ware von der Stange" individuell ausgebaute leistungsfähige Fahrzeuge. Und weil er mit dieser Meinung nicht alleine ist, hat er sich mit seinem Hobby selbstständig gemacht. "Viele Menschen wollen nicht in Hotelbetten übernachten, in denen vor ihnen viele andere Urlauber geschlafen haben", sagt er, "geschweige denn, dieselbe Toilette benutzen".
Ford Transit mit Innenausbau-Bausatz war Behls erstes Projekt
1989 hatte sich der gelernte Dreher einen Ford Transit und einen Bausatz für den Innenausbau mit einer Schlafstätte für sich und seine Frau gekauft. Doch neben dem Beruf blieb wenig Zeit für das Hobby. Als sich wenige Jahre später Sohn Felix ankündigte, plante Behl um. Fertig ausgebaut hat er dieses Fahrzeug bis zu dessen Verkauf an einen anderen Liebhaber deshalb nicht.

Dennoch war das Fahrzeug der Auslöser dafür, dass sich Behl nach einem Jahr Arbeitslosigkeit mit der Geschäftsidee 2005 selbstständig machte – in seiner Scheune in Altfeld. Mittlerweile befindet sich der Firmenstandort von Behl Mobile im Gewerbegebiet Bärnroth in Esselbach. Erhard Behl kauft zunächst Fahrzeuge, etwa Sprinter von Mercedes oder das Van-Modell Ducato von Fiat, und stattet sie aus mit Schlafkojen, Sitzplätzen, Küchenzeilen und -geräten sowie Toiletten. Bei Bedarf gibt es auch die Nasszelle dazu, wahlweise mit montierter Brause, um im Freien duschen zu können.
Erhard Behl ist Handwerker in vielen Gewerken
Behl und seine sechs Mitarbeitenden sind in vielen handwerklichen Gewerken tätig. Sie arbeiten mit Holz, Metall, Elektrik, Kunststoff, Glasfaser und Sanitäranlagen. Neben Sohn Felix (32), der gelernter Industriemechaniker ist, sind auch Behls Frau und die Schwiegertochter im Betrieb beschäftigt.
"Viele Menschen wollen nicht in Hotelbetten übernachten, in denen vor ihnen viele andere Urlauber geschlafen haben."
Erhard Behl, Chef von Behl Mobile in Esselbach
Gerade bauen sie einen gebrauchten Mercedes Sprinter zum "Musterfahrzeug" aus. Damit will Erhard Behl im August zum nächsten Campingurlaub mit seiner Frau aufbrechen. Das Fahrzeug war – noch nicht fertig ausgebaut – Mitte Juni Ausstellungsstück auf der Allradmesse in Bad Kissingen. Den Praxistest hat es bestanden, bestätigt Felix Behl, der dort mit seiner Familie im ausgebauten Sprinter übernachtet hat.
"Wir wollen mit dem Musterfahrzeug zeigen, wie vielseitig unsere Fahrzeuge sind", erklärt Erhard Behl. Zusätzliche Dämmplatten, zum Beispiel mit schimmerndem Velourleder verkleidet, schützen vor Kälte. Die Sitze sind auf Schienen montiert und können wahlweise auf bis zu sechs Stück erweitert oder mit einem Tisch zur Essgruppe umfunktioniert werden. Die Einbauschränke haben Echtholzeinlagen aus Zirbenkiefer. "Das Holz duftet angenehm und hält Motten fern", so Behl. "Wir haben Kunden, die schwören darauf."
Jetzt soll noch das Dach aufgeschnitten und eine Schlafkoje eingebaut werden. "Es kostet mich große Überwindung, die neuen Fahrzeuge zu 'zerstören', weil ich Löcher in das Dach oder Fensteröffnungen schneide", so Behl. Immerhin kostet ein Neufahrzeug etwa 70.000 Euro. Für einen Gebrauchten zahlt man rund 45.000 Euro. Für den Ausbau in Behls Werkstatt sind zusätzliche 110.000 Euro fällig.

Ab Bestellung des Fahrzeugs dauert es etwa ein Jahr bis zur Fertigstellung. Den Kundinnen und Kunden sei es das aber wert. "Je flexibler ein Fahrzeug ist, desto öfter nutzt man es auch", sagt Erhard Behl. Aus dem Sprinter kann man zum Beispiel die Schlafkoje und die Sitze ausbauen, um ihn auch als Transportfahrzeug zu nutzen.
Behl: Wichtig ist es, Platz und Gewicht zu sparen
Behl sagt, er habe Kunden, die 2021 trotz Berufstätigkeit insgesamt 140 Tage mit einem seiner Fahrzeuge unterwegs waren. Die würden beispielsweise auch mal für eine Nacht in den Nachbarort fahren und dort im Garten von Freunden campen.

Erhard Behl ist bei seiner Arbeit vor allem wichtig, Platz und Gewicht zu sparen. Statt Raum für Gasflaschen vorzuhalten, wird in den Fahrzeugen mit Diesel aus dem Tank geheizt. Auf Wunsch werden auch Brennstoffzellen oder Solarpaneele eingebaut. Die Sitze seien mit 35 Kilogramm Gewicht besonders leicht. Die Einbauten macht Behl, wenn möglich, aus Leichtplatten, die mit Schaumstoff gefüllt sind und eine kratzfeste Oberfläche haben.

Wenn dann die Einrichtung des "Musterfahrzeugs" komplett und das zweite Bett eingebaut ist, geht es für Familie Behl auf Reisen. Wohin, weiß Erhard Behl aber noch nicht. In Island habe es ihm sehr gut gefallen, aber auch auf Sardinien. Nach Irland möchte er gerne mal. "Wir wohnen nicht weit weg von der Autobahnauffahrt. Wir entscheiden meist spontan und abhängig vom Wetter, ob wir nach links gen Westen abbiegen, oder in Richtung Süden fahren."