Ein lauer Sommerabend in Wertheim im Autokino und Ingo Appelt ist zu Gast. Schon vor Beginn des eigentlichen Auftritts mischt sich der Comedian unter die Besucher und läuft von Auto zu Auto. Cool und lässig mit einem Getränk in der der Hand steht er gerne für Selfies bereit und betreibt Smalltalk mit den Zuschauern.
Ingo Appelt ist froh, eine Alternative zu normalen Live-Vorstellungen gefunden zu haben: das gute alte Autokino. Wenn er die Bühne betritt, haben die Nörgler Sendepause. Appelt präsentierte sich am Donnerstagabend als munterer "Staatstrainer". Und das bedeutet: zwei Stunden ununterbrochene Pointen, eine nach der anderen. Man meinte sogar, Appelt vergisst das Atmen.
Autos gaben Hup-Applaus
Sein Programm bot eine bunte Mischung aus Altbekanntem und Neuem. Es ging querbeet. Appelt verlangte Hup-Applaus der Autos und scherzte: "Wer weiß, wie lange das noch erlaubt ist." Und die Wertheimer hupten an dem Abend viel und gerne. Sogar ein Schiff fuhr vorbei und hupte ziemlich laut, was der Profi natürlich nicht unkommentiert ließ: "Das erlebst du in einem Theater nicht. Da fährt kein Schiff durch und hupt."
Der 53-jährige Essener teilt seinen Geburtstag mit Adolf Hitler und erinnert sich damit an unerträgliche Gratulanten. Und schon fiel das Stichwort "Verschwörungstheorien". Darauf kam er im Laufe des Abends mehrfach zurück. Seit 35 Jahren SPD-Mitglied gab der Comedian mit einer genialen Willy-Brandt-Parodie seinen Senf zu Esken, Gabriel und Schulz zum Besten. Auch die abgetauchte Nahles bekam ihr Fett weg. Aber Appelt kann auch CDU/CSU, indem er Kohl imitierte.

Angela Merkel bekam genauso ihr Fett weg wie andere Ossis
Gnadenlos ist sein Umgang mit Angela Merkel, die er als Frau disqualifizieren zu müssen meinte. Auch andere Ossis werden nicht verschont. "Schlange in den Supermärkten und leere Regale – die Ossis lachen uns aus." Es gibt kaum ein Thema, das der Kabarettist auslässt. Von der Erinnerung an Mallorca und Ägypten über Nazis bis hin zur Beziehung Mann/Frau wird nichts ausgelassen. Auch die Shopping-Sucht der Frau, "Shoppen statt Poppen", und ihr Kommunikationsdrang, wenn es vom Hundertsten ins Tausendste geht, macht der Stand-up-Comedian auf der Bühne zum Thema.
Hier bekennt er, dass er Wertheim nur durch das "Wertheim Village" kennt. Auch der Franke an sich wird nicht verschont. Ingo Appelt beherrscht die Bühne zu jeder Zeit und ist dabei sogar selbstkritisch: "Ich laber nur rum. Ich hab eine Meinungs-Diarrhö". Dem Wertheimer Publikum hat der Vollblut-Comedian gefallen. Er weiß, wie man Leute zum Lachen bringt. Schade nur, dass das Autokino nicht ausverkauft war.