Eigentlich sind Sitzschalen in allen Formen und Farben das Metier, in dem sich die Lohrer OWI GmbH bewegt. Hin und wieder begibt sich der 110 Mitarbeiter beschäftigende Spezialist für Formteile aus Holz und Kunststoff aber auch in etwas exotischeres Terrain. Ein Beispiel für diese Experimentierfreude ist die so genannte Bodrum-Trommel, die das Lohrer Familienunternehmen in Zusammenarbeit mit Bassam Abdul-Salam entwickelt hat.
Der Trommelprofi sorgt nicht nur in dem in Hamburg aufgeführten Musical „Der König der Löwen“ für die passenden Rhythmen. Der Orchestermusiker hat sich daneben ein neuartiges Fitnesskonzept einfallen lassen, das er derzeit in Studios und Schulen im In- und Ausland zu etablieren versucht.
Dabei steht die in Lohr produzierte Bodrum-Trommel im Mittelpunkt. Bei ihr handelt es sich vermutlich um das erste Musikinstrument, das gleichzeitig ein Sportgerät ist. Entwickelt hat es Abdul-Salam gemeinsam mit Christoph Zschocke, Ehemann von OWI-Inhaberin Andrea Zschocke und in der Firma für das Design zuständig.
Holz statt Kunststoff
Der Kontakt des Hamburger Musikers in den Spessart kam vor rund einem Jahr zufällig über Bekannte zustande. Abdul-Salam hatte jemanden gesucht, der für ihn eine Kunststofftrommel baut. Doch die Idee mit dem Kunststoff redete ihm Zschocke recht schnell aus. Argument waren die Kosten. Um ein Kunststoffprodukt fertigen zu können, brauche es eine aufwändige Form, die schnell über 40 000 Euro kosten könne, erklärt Zschocke. Die Vorrichtung, mit der verleimte Holzfurniere in Form gepresst werden, sei hingegen schon für 2000 bis 3000 Euro zu haben, so der Designer.
Bei der Konstruktion der Trommeln mussten viele verschiedene Anforderungen unter einen Hut gebracht werden. Die Trommel sollte einen tiefen, weichen Klang haben, um bei Gruppenkursen einen nicht zu lästigen Lärmpegel zu verursachen. Außerdem mussten das „Sportgerät“ leicht zu transportieren und zu stapeln sein. Es durfte keinerlei scharfe Kanten oder sonstige Verletzungsquellen haben. Und es sollte flexibel einsetzbar sein. Schließlich galt es noch, eine Trommel zu bauen, die auch in größeren Stückzahlen bezahlbar ist.
Bis all dies gelungen war, hat es laut Zschocke mehrere Monate und etliche Versuche gebraucht. Wenn-gleich aus der gemeinsamen Arbeit eine Freundschaft zu dem Trommler Abdul-Salam entstanden sei, sei die Zusammenarbeit mit dem Musiker doch knifflig gewesen. Die Vorstellungen eines Künstlers hätten mitunter nicht ganz mit den technischen Möglichkeiten einer industriellen Produktion zusammengepasst. „Das war schon eine Herausforderung“, sagt Zschocke über die Entwicklungsarbeit.
Die ist jedoch längst abgeschlossen. Rund 1000 Trommeln hat OWI laut Zschocke bereits produziert. Die komplette Trommel entsteht in Lohr. Bei der Produktion wird gepresst, gefräst und gebohrt. Lediglich das Untergestell der Trommel kauft OWI zu. Es ist aus Metall.
Stückpreis: Rund 300 Euro
Die Trommel selbst besteht aus zwei Holzringen aus verleimtem Buchenfurnier. Zwischen die Ringe ist das Trommelfell gespannt. Dessen Material ist eine mit einer roten Softshell-Textilie bespannte Lastwagenplane. Die gesamte Konstruktion hat sich Abdul-Salam patentieren lassen und auf den Namen Bodrum-Trommel getauft. Der Stückpreis liegt bei knapp 300 Euro. Im kommenden Jahr, so erklärt Zschocke, will Abdul-Salam auch noch eine kleinere Trommel für Kinder auf den Markt bringen.
Mit den Trommeln, so die Idee, sollen vor allem in Fitness-Studios und Schulen Kurse angeboten werden, bei denen Bewegungsgabe und Rhythmusgefühl gefragt sind. Außer durch den Vertrieb der Trommeln wird das Geschäftsmodell auch durch die Lizenzen getragen, die sich die Fitnessstudios zur Durchführung der Kurse kaufen müssen.
Das sportliche Trommeln soll nicht nur Stress und vielleicht auch überflüssige Pfunde abbauen helfen, sondern durch die verschiedenen Schlagvariationen auch die beiden Gehirnhälften besser verknüpfen, heißt es in der Werbung für die Kurse. Außerdem erhöhe der Trommelsport die „Alpha-Wellen“, was sonst nur durch Yoga und Meditation erreicht werde.
Am Freitag Kurs in Lohr
Wie der Trommelsport genau funktioniert, erklärt Abdul-Salam am heutigen Freitag bei einem Kurs im Lohrer Wellnessstudio Vitalis. Ab 15.30 Uhr wird er dort mehrere Trommelkurse anbieten. Die Teilnahme ist freiwillig. Allerdings werden Spenden erbeten. Der Erlös ist für die Aktion Madamfo Ghana von Bettina Landgrafe bestimmt. Sie ermöglicht Patenkindern in dem afrikanischen Land eine Schulausbildung.
Infos zu den Trommelkursen gibt es unter Tel. (0 93 52) 50 86 66.