Dass auf der "Hohen Heide" auf Dertinger Gemarkung nahe Homburg und Wüstenzell fünf Windkraftanlagen gebaut werden sollen, ist schon seit über einem Jahr bekannt, wie diese Redaktion berichtete. Auch, dass sie jeweils circa 285 Meter hoch werden sollen. "Uns war aber nicht bewusst, welche Dimensionen das tatsächlich sind und welche Auswirkungen das haben wird", sagt Gabriel Watzka aus Homburg.
Der 28-Jährige ist Vorsitzender des Anfang Januar gegründeten Vereins "Bürgerinitiative Nein zum Monsterwindpark" (BI). Die 23 Gründungsmitglieder kommen aus Homburg und Wüstenzell, heißt es in einem Schreiben der BI an die Presse. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, den Bau dieser geplanten Anlagen zu verhindern. In einer Stellungnahme Ende Dezember 2024 kritisiert er unter anderem, dass die Informationen zu dem Windpark sehr spät gekommen seien und die bayerische Gesetzeslage nicht beachtet werde.
Kritik an Lage, Größe und mögliche Auswirkungen der Windräder
Noch bis Freitag können Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahme beim zuständigen Landratsamt Main-Tauber-Kreis einreichen. Das werde die BI tun, so Watzka. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass er und seine Mitstreiter grundsätzlich nichts gegen Windkraftanlagen hätten – auch nicht an dem geplanten Standort. Sie hätten aber etwas gegen diese Lage, Größe und die damit verbundenen Auswirkungen. Auch kritisieren sie, wie das Projekt ohne Einbezug der betroffenen Bevölkerung schnellstmöglich durchgeführt werden soll.
"Auch wenn es so scheint, als ob wir jetzt nichts mehr bewegen können, will ich später zu meinen Kindern sagen können, wir haben alles versucht, den Bau dieser Windräder zu verhindern."
Gabriel Watzka, Vorsitzender der "Bürgerinitiative Nein zum Monsterwindpark"
Anfang Dezember lagen Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock erstmals konkrete Informationen zum geplanten Bau der Windkraftanlagen vor, die sie dem Gemeinderat vorstellte. Diese waren für Gabriel Watzka Auslöser, Alarm zu schlagen. Er gründete eine WhatsApp-Gruppe, in die er Freunde und Familie einlud. Innerhalb von zwei bis drei Tagen seien 400 Interessierte dabei gewesen, mittlerweile knapp 600 Menschen, sagt er.
Suche nach stichhaltigen Argumenten gegen Bau der Windräder
"Auch wenn es so scheint, als ob wir jetzt nichts mehr bewegen können, will ich später zu meinen Kindern sagen können, wir haben alles versucht, den Bau dieser Windräder zu verhindern", sagt Watzka. Sein Vater wohne nur 850 Meter von den geplanten Windrädern entfernt, er selbst nicht viel weiter weg.

Zusammen mit anderen habe Watzka nach möglichen stichhaltigen Argumenten gegen das geplante Bauvorhaben gesucht. Ein Geologe im Ruhestand, der sich während seines Berufslebens mit Trinkwasservorkommen beschäftigt hatte, sei nach Watzkas Angaben fündig geworden.
Einzugsgebiet für Wertheimer und Homburger Trinkwasser
Die "Hohe Heide" liegt am Aalbachtal. Von dort stammt ein Großteil des Trinkwassers, mit dem die Stadtwerke Wertheim ihre Kunden in Wertheim und Freudenberg (Baden Württemberg) versorgen, heißt es auf deren Internetseite. Auch die Homburger Bugquelle wird von den Wasservorräten nahe der "Hohen Heide" gespeist. Sie dient auch als Notversorgung für Trennfeld und Lengfurt – aktuell für das Lengfurter Trinkwasser, weil der dortige Brunnen instandgesetzt wird. Das sagte Bürgermeisterin Deckenbrock auf Anfrage.
Wasserschutzrechtlich befindet sich das Gebiet in Zone III, sagt Watzka. Diese dient dem Schutz vor weitreichenden Beeinträchtigungen, insbesondere vor chemischen oder radioaktiven Verunreinigungen. Insofern steht wasserschutzrechtlich dem Bau nichts entgegen. Watzka und seine Mitstreiter befürchten, dass sowohl die Bauarbeiten als auch die Fundamente und der Betrieb der Windkraftanlagen Einfluss auf die Qualität und Menge des Trinkwassers haben könnten.
Hysterie oder vermeidbare Gefahr für das Trinkwasser?
"Man kann das herunterspielen und als Hysterie bezeichnen", sagt er. "Aber das Risiko besteht. Ist das in Wertheim bekannt und gewollt?"

Die BI führt noch eine Reihe an Argumenten an, warum die Windkraftanlagen in dieser Dimension am geplanten Standort nicht gebaut werden sollten. Seinen Informationen nach sei bisher in Deutschland kein derartig hohes Windrad errichtet worden. Sämtliche Gutachten zu dem Bauvorhaben würden auf Hochrechnungen basieren.
Unter anderem seien für Homburg sowohl die zu erwartende, flackernde Beschattung als auch der Schall "katastrophal", so Watzka. Laut Gutachten sei beides zumutbar. An mindestens einem der Schall-Messpunkte in Homburg würden die Lärmemissionen überschritten werden, so Watzka. "Wenn das alles zumutbar ist, frage ich mich, wozu wir Gesetze brauchen."