Die Welt befindet sich im Umbruch, Veränderungen finden in immer schneller werdendem Tempo statt. So war es kein Wunder, dass am Sonntag beim Kabarett an der alten Mainbrücke mit Klaus Karl-Kraus, Ines Procter und Sven Bach Vergleiche zwischen dem Leben früher und heute breiten Raum einnahmen.
Dass das Publikum mit rund 130 Leuten – unter ihnen auch Bürgermeister Thomas Stamm – eher übersichtlich war, dürfte daran gelegen haben, dass es zu Beginn der Veranstaltung leicht regnete und mit 15 Grad auch recht frisch war.

"Die Welt wird immer bleeder", stellt Klaus Karl-Kraus in seinem breiten mittelfränkischen Dialekt fest. Früher sei man an Allerheiligen zum Friedhof gegangen, heute rede man von Halloween und die Leichen kämen zu den Leuten nach Hause, untermauerte der Mann im rot-weiß-gerauteten Sakko seine Aussage.
Brausepulver ist die einzige Konstante
Auch für sein perfekt funktionierendes Immunsystem hat der Mann, der zwischendurch auch mal zur Gitarre greift, eine einleuchtende Erklärung: Als Kind habe er in der Metzgerei von Marga immer ein Stück Gelbwurst bekommen – mit der gleichen Hand, mit der sie zuvor das Geld seiner Mutter entgegengenommen und das Wechselgeld zurückgegeben habe.
Als Konstante der jüngeren Zeitgeschichte sieht Karl-Kraus das Ahoi-Brausepulver. "Neispotz'n, dann fängt der Vulkan des arbeiten an und dann auf ex nei in die Gosch'n – des war das Ecstasy der 60er Jahre."
Putzfraa Procter hat ihr "Specktrum" erweitert
Das "Giveaway", das die unterfränkische Putzfraa Ines Procter ihrem Publikum mitgebracht hatte, waren 15 Kilo Übergewicht. Das habe nichts mit Corona zu tun, stellte sie gleich klar, "ich hab halt einfach viel g'fresse". Sie sehe die zusätzlichen Pfunde übrigens positiv, denn dadurch habe sich ihr Specktrum erweitert.

Früher, sagte die Putzfrau, die sich nach eigener Aussage "hochgeschrubbt" hat, sei vieles schöner gewesen. Sie schwärmte von Kino, Langnese-Werbung und Raider und stellt die Frage in den Raum, was denn eigentlich aus Sex and Drugs and Rock 'n' Roll geworden sei. Veganismus, Laktose-Intoleranz und Helene Fischer, vermutet sie.
Ihre eigene Kindheit sei aber dann doch nicht so schön gewesen, räumt sie ein. Freunde habe sie keine gehabt. Immerhin habe ihr der Papa sonntags manchmal einen Ring Fleischwurst umgehängt – damit wenigstens der Hund mit ihr spielt.
Yoga statt Kniebeugen
Mit Veränderungen tue sich der Franke schwer, wusste Sven Bach. "Wir nehmen sie wahr, aber brauchen sie nicht". An seinem ersten Schultag habe ihn seine Mutter begleitet und ihm gesagt: "Morgen gehst alleine, kennst ja jetzt den Weg". So schlicht gehe das heute nicht mehr über die Bühne, heute sei der erste Schultag "ein Event".

Auch beim Sport sei vieles anders geworden, sagt der Mittelfranke Bach, der seine Worte gerne mit dem Schifferklavier untermalt. Was früher eine Kniebeuge gewesen sei, heiße heute "Das Gnu liegt in der Morgensonne".
"O Herr schmeiß Hirn vom Himmel", sang er schließlich, "weil du der Beste bist, von mir aus schmeiß a Steine, Hauptsache, du triffst."
Und zum Abschluss sangen die drei Kabarettisten gemeinsam mit Veranstalter Martin Rassau (Comödie Fürth) und unter dem Applaus des Publikums als Weltpremiere eine neue Franken-Hymne, in der Bratwörscht und Sauerkraut eine tragende Rolle spielen...