Am Dienstag verkündete Rainer Väth in den Sozialen Medien, dass er sein Kaffeehaus Franck-Stube Ende August schließen wird. Den Beitrag haben viele Menschen auf ihren Profilen geteilt. Manche kommentierten, dass sie die Schließung bedauern würden, erinnerten sich an ihren letzten Besuch dort oder gaben mit Emojis ihre Emotionen kund.
Im hinteren Gebäudeteil des historischen Franck-Hauses von 1745, das heute als städtisches Kulturzentrum genutzt wird, bietet Konditormeister Väth vor allem selbstgemachte Kuchen, Torten und Pralinen an, bei schönem Wetter auch im rückwärtige Garten.
Wenig Personal, hohe Energiekosten
Im Gespräch sagt der 56-jährige Rainer Väth, dass ihn vor allem personelle Gründe und steigende Energiekosten zur Kündigung des Mietvertrags zum 31. August mit der Stadt Marktheidenfeld gezwungen hätten. "Ich habe schon lange immer wieder mal ans Aufhören gedacht", gesteht er. Man merkt ihm dennoch an, dass er an seinem Café hängt und am liebsten weitermachen möchte.

"Es gibt kaum Bedienpersonal", sagt er. Deshalb arbeiten bei ihm derzeit ausschließlich Aushilfen im Nebenjob. Bei der Dienstplanung müsse er nicht nur auf deren Hauptarbeitsstellen Rücksicht nehmen. Die Mitarbeiterinnen hätten noch eine Reihe anderer Ansprüche: "Wie lange kann der Hund alleine zu Hause bleiben? Wann ist jemand für die Kinderbetreuung verfügbar? Wann fühlen sie sich der Arbeit gewachsen?"
Väth: Am Monatsende bleibt nicht viel Geld übrig
Väth sagt, es sei sehr aufreibend, abends noch nicht zu wissen, wer morgens zur Arbeit erscheinen wird. Hinzu kommt, dass er selbst in der Regel ab 8 Uhr in der Küche seines Kaffeehauses stehe und bis spätabends arbeite. "Da wird es leicht auch mal halb zwölf in der Nacht." Auch an den beiden Ruhetagen pro Woche ist er im Franck-Haus, um Tortenböden zu backen, Pralinen zu machen oder Bestellungen abzuarbeiten.

Er beklagt auch, dass durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Inflation die Einkäufe teurer sind als noch vor einem Jahr. Und die Löhne der Mitarbeiterinnen seien gestiegen. "Da bleibt am Monatsende nicht viel Geld übrig."
Konditormeister Rainer Väth bleibt seinem Beruf treu
Der Konditormeister hätte sich gewünscht, dass die Stadt Marktheidenfeld mit ihm ein zukunftsfähiges Konzept ausgearbeitet hätte, und ihm etwa bei der Miete oder den Energiekosten entgegenkommt. "Wenn es für mich eine finanziell tragbare Lösung gibt, würde ich gerne bleiben", sagt er.

Geht es mit dem eigenen Café nicht weiter, kann sich der Konditormeister vorstellen, nebenberuflich zukünftig von zu Hause aus weiterhin zu backen, etwa Hochzeitstorten auf Bestellung, oder wie bisher für ein Café in Wertheim. Er wünscht sich für die Zukunft eine Arbeitsstelle ohne Personalverantwortung. "Es gibt einige Angebote für eine Anstellung in Konditoreien", sagt er. In der Industrie zu arbeiten, etwa als Maschinenbediener, das kommt für ihn nicht infrage.
Väth möchte auf jeden Fall auch zukünftig in seinem Beruf arbeiten. Den hat er ab 1983 im "Café am Markt" in Marktheidenfeld erlernt und danach den Meisterkurs in seinem Fach absolviert. Als Michael Behringer 2012 sein Café geschlossen hat, machte sich Rainer Väth zusammen mit dem Koch Earl Schäfer in der Franck-Stube selbstständig. Dort kochte zuvor zehn Jahre lang Hermann Kerscher.