Ein beliebtes Ausflugsziel im Spessart, das Gasthaus „Karlshöhe“ im Löwensteiner Park, feierte am Sonntag Neueröffnung nach grundlegender Renovierung.
Zwar schenken die Wirtsleute Walter und Hannelore Haas Wanderern und Radfahrern schon seit Mitte Januar wieder aus, doch mussten noch viele Kleinigkeiten bis zur offiziellen Eröffnung erledigt werden so der Wirt, der ebenso strahlte wie die Sonne bei herrlichem Kaiserwetter.
Der Hausherr Alois Fürst zu Löwenstein erinnerte in launigen Worten an seine Kinderzeit, als die Sommerferien auf der Karlshöhe Freiheit in der Natur verhießen. Den Kindern der Familie und ihren Freunden machte es nichts aus, dass das Wasser zum Waschen selbst aus einer Quelle geholt werden musste. Und Schuhe und Socken zog man am liebsten auch nur dann an, wenn man das elterliche Fahrzeug mit dem lauten Holzvergaser schon aus weiter Entfernung durch den einsamen Wald herantuckern hörte. Gerne erinnerte sich der Fürst auch an den sonntäglichen Kirchgang in die Kapelle nach Einsiedel, der inklusive Rückweg zu Fuß zurückgelegt werden wollte.
So freue er sich darüber, dass das Leben mit der rührigen Pächterfamilie Haas im Zentrum des Löwensteiner Parks weitergehe. Er dankte der Gemeinde Esselbach, zu der die im gemeindefreien Gebiet liegende Karlshöhe politisch gehört, für das Verständnis und die schnelle Bearbeitung. Deutliche Kritik übte zu Löwensein dagegen am langwierigen Genehmigungsverfahren im Landratsamt Main-Spessart. Der Ermessensspielraum in Bayern sei groß, werde dort aber recht eng gesehen.
Diskussionsbedarf
Landrat Thomas Schiebel dankte dem Fürstenhaus, das ein Stück Familie der Öffentlichkeit preisgebe. Er sei sicher, dass es die Besucher ihm und der Pächterfamilie danken werden, dass es einen wichtigen Stützpunkt für Wanderer und Radfahrer im Spessart gebe. Schiebel sei der festen Überzeugung, dass alle noch bestehenden Hindernisse beseitigt würden. Dafür werde er sich einsetzen. Der Landrat besichtigte den Nebenraum des Wirtshauses, den die Wirtsleute zusätzlich als Gastraum anbieten möchten, wofür es aber seit Februar keine Genehmigung gibt.
Stefan Beyer, Leiter des Fürstlich-Löwenstein'schen Forstamtes in Einsiedel, sprach die Hoffnung aus, dass die Genehmigung „noch in diesem Jahr“ erfolge. Es hätten sich viele potenziellen Pächter gemeldet. Doch zu dem Wirtshaus gehöre viel handwerkliches Geschick. Der Pächter müsse selbst für Strom und Wasser sorgen und das Gelände sei zu pflegen. Zudem wolle man nichts Überdrehtes. Mit der Familie Haas sei er sich einer guten Wahl sicher, so Beyer.
Esselbachs Bürgermeister Richard Roos freute sich über die Neueröffnung. Es kämen viele Besucher nicht nur von fern, sondern auch von nah, um sich im Herzen des Spessarts zu erholen. Als die Zukunft der Karlshöhe noch offen war, seien bei ihm die Telefone heiß gelaufen, weil dieser Platz vielen Menschen am Herzen liege. Das bestätigte später auch der Nachbarbürgermeister von Hafenlohr, MdL Torsten Schwab, der den Fürsten schriftlich gebeten hatte, die Karlshöhe wieder zu verpachten.
Für die musikalische Unterhaltung der Eröffnungsfeier sorgte der Spielmannszug der Königlich Bayerischen Landwehr „Frisch Auf“ aus Esselbach unter Tambourmajor Egon Heim ebenso wie die Fürstlichen Jagdhornbläser unter der Leitung von Olaf Patuschka. Forstwirtschaftsmeister Gotthard Schwender aus Gräfendorf zeigte den vielen Gästen, die im Laufe des Tages den Weg ins Herz des Löwensteiner Parks fanden, Holzschnitzereien mit der Motorsäge. Die Besucher ließen es sich im schattigen Biergarten unter uralten Kastanien bei frischen Getränken, regionalen Spezialitäten und Kaffee und Kuchen gutgehen.
Besonders an Wochenenden ist die Karlshöhe für viele Natur- und Wanderfreunde ein begehrtes Ziel. Gerade für junge Familien mit Kindern sind die Wanderwege hierher beliebt, da sie für den Autoverkehr gesperrt sind, und die Eltern den Nachwuchs alleine laufen lassen können. Wer heraufkommt, ist zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs.
Öffnungszeiten: Montag und Dienstag ist Ruhetag. An den weiteren Tagen ist die Karlshöhe von 11 bis 18 Uhr offen.
Die Karlshöhe
Das Ensemble von Gebäuden mitten im Wald besteht aus Jagdschloss, Jagdhaus und Wirtshaus. Die Karlshöhe gehört zu Esselbach. Neben dem unscheinbaren Gasthaus auf 449 Metern Höhe gibt es noch das aus Stein errichtete Jagdschloss Karlshöhe und als dritten Bau ein geräumiges Jagdhaus, das einem Bahnhof ähnelt und daher fälschlicherweise als solcher bezeichnet wurde.
In Wirklichkeit ist es ein zerlegbares Jagdhaus, das zuvor im Odenwald stand. Das Jagdschloss Karlshöhe wurde wie das Forsthaus, die heutige Gaststätte, im Jahr 1818 unter Fürst Carl von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg im Zusammenhang mit der Errichtung des Wildparks gebaut. Kurz danach, um 1820 kam das untere Jagdgebäude aus Holz hinzu.
1843 wurde das Jagdschloss ein Raub der Flammen, doch bereits ein Jahr später erstand es wieder in der heutigen Gestalt. Innen liegen Schlafräume, ein Speisesaal und eine Hauskapelle. Das Schloss hat schon manche fröhliche Jagdgesellschaft und viele prominente Jagdgäste aus europäischen Königs- und Adelshäusern gesehen. Die Innenräume sind mit allerlei Jagdtrophäen, wie Hirschgeweihen, Rehbocksgehörnen und Keilerwaffen geschmückt. Auch das mit Holzschindeln verkleidetes Jagdgebäud enthält Schlafräume für Jagdgesellschaften und auch dort hängen die
Rothirschgeweihe dicht gedrängt.
Text: edu