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Main-Spessart: Karlstadt: Kandidat Armin Beck liebäugelt mit schwarz-grüner Koalition

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Karlstadt: Kandidat Armin Beck liebäugelt mit schwarz-grüner Koalition

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    Der Bundestagskandidat Armin Beck (Grüne) auf dem Saupurzel. Dass die Natur dort vom Bau der B26n beeinträchtigt werden soll, lehnt er ab.
    Der Bundestagskandidat Armin Beck (Grüne) auf dem Saupurzel. Dass die Natur dort vom Bau der B26n beeinträchtigt werden soll, lehnt er ab. Foto: Corbinian Wildmeister

    Mit leichter Verspätung kommt Armin Beck am Parkplatz auf dem Saupurzel in Karlstadt an. Gerade hat der grüne Bundestagskandidat noch in der Gemündener Fußgängerzone um Stimmen gebuhlt. Die Arbeit am Infostand beginne immer zäh, sagt er. Mit einem "lockeren Spruch" versuche er, die Leute dann anzusprechen, und letztlich verstricke er sich doch immer schnell in Diskussionen.  

    Becks Fortbewegungsmittel überrascht im ersten Augenblick. Dass ausgerechnet er als Grünenpolitiker mit einem Diesel unterwegs ist, sieht er aber pragmatisch: "Der hat 200 000 Kilometer. Ich könnte den jetzt abstoßen, dann geht der nach Afrika und ich kaufe mir ein Elektroauto. Aber was meinen Sie, was das für eine Ökobilanz hat?" Lieber fahre er seinen Diesel noch ein paar Jahre, bis dieser sein Lebensende erreicht und steige dann auf Elektromobilität um. 

    Autos ja, B26n nein 

    Gelassen reagiert der 53-Jährige auch, wenn es heißt, dass die Grünen immer alles verbieten wollen. "Das ist einer der großen Mythen dieser Republik." Niemand müsse bangen, dass die Grünen ihm sein Auto wegnehmen. Gerade im ländlichen Raum, also auch in Main-Spessart, werde es immer einen Individualverkehr brauchen. Dieser müsse allerdings CO2-arm sein. Deshalb setze sich seine Partei auch für die Förderung von E-Mobilität ein. 

    Wenn es um die B26n geht, hört die Autofreundlichkeit von Armin Beck jedoch abrupt auf. Seit Jahren engagiert er sich in der Bürgerinitiative gegen den Bau der Bundesstraße zwischen Arnstein und Karlstadt. Es ist daher auch kein Zufall, dass er sich am Saupurzel zum Gespräch mit dieser Redaktion treffen wollte. Der Jurist zeigt über das Tal östlich des Bergs, wo eine Autobrücke über die Wern geplant ist. Er spricht von "Landschaftszerstörung", vom Raum zur Naherholung, der den Menschen durch den Bau der B26n verloren gehen würde. 

    Bahnstrecken reaktivieren und Ortsdurchfahrten entlasten

    Doch wie dann die Mobilität in Main-Spessart verbessern? Beck fordert, bestehende Straßen in einen vernünftigen Zustand zu bringen. Außerdem strebt er eine Änderung der Straßenverkehrsordnung an, um den Fernverkehr auf die Autobahn zu lenken und Ortsdurchfahrten zu entlassen. Ein zweiter Hebel ist für Beck die Stärkung des Bahnverkehrs. Dieser sei "das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs". So sollen Bahnhöfe wie der in Karlstadt attraktiver werden. Beck will aber auch Zugstrecken reaktivieren, zum Beispiel die Werntalbahn. Die Maintalbahn zwischen Miltenberg und Aschaffenburg müsse überhaupt erstmal elektrifiziert, also auf den Stand der Technik gebracht werden.

    Für Armin Beck hängt die Zukunft des ländlichen Raums aber nicht nur von der Mobilität, sondern auch von digitaler Infrastruktur ab. Dabei sieht er großes Potenzial im mobilen Arbeiten. "Das ist doch unsere Chance! Wer will schon in Frankfurt wohnen und einen Haufen Miete bezahlen? Mittlerweile kann ganz viel digital laufen." Dafür brauche es aber eine gute digitale Funkstruktur und digitale Struktur im Boden. Da sei der Status Quo "relativ jämmerlich", kritisiert Beck. "Es braucht  ein Umdenken." Solange "die Milliarden in Beton und Asphalt versenkt" würden, fehle eben das Geld für die Digitalisierung. 

    Beck hat Kanzlerin Baerbock noch nicht aufgegeben 

    Erst kürzlich gab es zur B26n einen verbalen Schlagabtausch zwischen Armin Beck und seinem politischen Kontrahenten Alexander Hoffmann von der CSU, der den Bau der Fernstraße unterstützt. Dieser gipfelte darin, dass Beck den Unionsabgeordneten als "klimapolitischen Geisterfahrer" bezeichnete. Im Gespräch mit dieser Redaktion beschwichtigt Beck: Er schätze Hoffmann als "ernstzunehmenden Politiker". Doch wie steht er zu einer Zusammenarbeit mit den Unionsparteien im Bund? Sind die Gräben in der Klimapolitik zu tief? 

    Für Beck offenbar nicht. Er sieht eine schwarz-grüne Regierung sogar als Chance, "dass wir uns ehrlich den Antipoden unserer Gesellschaft stellen, den Konflikt austragen und versuchen, etwas Produktives daraus zu machen." Wieder gibt Beck also den pragmatischen Realo-Grünen. Wobei es ihm natürlich noch lieber wäre, wenn seine Partei eine solche Koalition anführen würden. Sein Ziel sei immer noch eine Bundeskanzlerin Anna-Lena Baerbock. Wie wahrscheinlich das nach Plagiatsvorwürfen und den Fehlern in ihrem Lebenslauf ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. "Es war mal eine Zeit lang realistisch", meint Beck. Auch wenn er findet, dass Baerbock zu Unrecht in der Kritik steht, räumt er ein, dass seine Partei jetzt in einer schwierigeren Phase steckt.

    Ökologie als zentrale Motivation

    Seit 2014 sitzt Armin Beck im Stadtrat in Karlstadt, seit 2021 im Kreistag. Der Wahlkampf ist ihm gut vertraut, Wahlniederlagen allerdings auch. Bereits 1990 trat er in seiner früheren Heimat Schweinfurt bei einer Bundestagswahl als Direktkandidat für die Grünen an, vorher wollte er dort Landrat werden. In Karlstadt strebte er schon zweimal das Amt des Bürgermeisters an. Geglückt sind diese Kandidaturen nicht.

    "Es ist nicht so, dass ich die Politik zum Beruf machen muss. Ich habe einen Beruf und verdiene mein Geld", erklärt Beck. Da ihm seine Parteifreunde aber zutrauen, dass er "grüne Positionen vernünftig und glaubwürdig vertritt", fragen sie ihn immer wieder – und er sagt gerne zu. Seine zentrale Motivation sei immer das Thema Ökologie gewesen, so Beck. "Das heißt im Endeffekt nichts anderes für mich, als dass ich gesund und gut leben möchte. Außerdem habe ich drei Kinder und will natürlich, dass die nächsten Generationen auch gut leben können."

    Mit dem Listenplatz 56 sind Becks Aussichten auf einen Einzug in den Bundestag nicht besonders groß. Doch hat er eine Chance, das Direktmandat in Main-Spessart zu gewinnen? Es werde nicht leicht, gesteht der 53-Jährige. "Im Landkreis gibt es große Beharrungskräfte. Dabei sage ich immer: Wir Grünen sind die Konservativen, wir schützen unser Land. Die CSU betoniert es zu."

     Armin Beck, Bundestagskandidat der GrünenArmin Beck ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er wohnt in Karlstadt. Aufgewachsen ist Beck in Ettleben und Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt. Nach dem Abitur am Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt und dem Zivildienst beim Malteser Hilfsdienst studierte Beck Rechtswissenschaften in Würzburg und in Genf. 1997 beendete er das Studium mit dem zweiten juristischen Staatsexamen. Im Anschluss eröffnete er mit Kommilitonen in Schweinfurt eine eigene Kanzlei. Sein Fachbereich umfasst das Familienrecht und das Wirtschaftsrecht und er betreut Unternehmer, vom Arzt in der Einzelpraxis bis zu Softwareunternehmen mit 900 Arbeitnehmern. Quelle: gi

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