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Karlstadt: Karlstadter Unternehmen feiert Jubiläum: Zwei Jahrzehnte MSA

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Karlstadter Unternehmen feiert Jubiläum: Zwei Jahrzehnte MSA

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    Firmengründer Wilhelm Stöhr (links) und Vorstand Dr. Bernd Völker in einer Halle der MSA AG Karlstadt. Die röhrenförmigen Bauteile sind Elemente für einen Teilchenbeschleuniger.
    Firmengründer Wilhelm Stöhr (links) und Vorstand Dr. Bernd Völker in einer Halle der MSA AG Karlstadt. Die röhrenförmigen Bauteile sind Elemente für einen Teilchenbeschleuniger. Foto: Karlheinz Haase

    Von Chipstüten kennen wir's: Eine hauchdünne Verpackung, die aus zweierlei Materialien besteht – außen Kunststoff und innen eine Beschichtung aus silberglänzendem Metall. "Wie kriegen die nur diese feine Lage Metall drauf?", mag sich manch einer schon gefragt haben. Des Rätsels Lösung: in einer Vakuumkammer. Genau solche Kammern baut die Karlstadter Firma MSA.

    Am 1. April vor 20 Jahren hat der Eußenheimer Wilhelm Stöhr (69) die Firma gegründet. Es war ein Senkrechtstart in den ehemaligen Hallen der Firma Preh in Arnstein. Jetzt hat die mittlerweile nach Karlstadt umgezogene MSA Maschinen Systeme Anlagen AG rund 100 Mitarbeiter. Und der Firmengründer ist nicht mehr Vorstand seiner AG, sondern "nur" noch Alleinaktionär, aber nach wie vor aktiv in der Firma tätig.

    Vorstand ist seit 2018 der promovierte Maschineningenieur Dr. Bernd Völker (55). Er kommt ebenfalls aus Eußenheim und war vorher für Firmen in Würzburg, in Hilden und Neuss im Rheinland sowie in Lohr tätig. 

    Luftleere Kammern

    80 Prozent ihres Umsatzes macht MSA mit Vakuumtechnik. Es ist ein Sektor mit starken Zuwachsraten und einer schier unüberschaubaren Bandbreite. Neben der Chipstüte sind es beispielsweise Brillen, die beschichtet werden. Auch der Bohrer aus dem Baumarkt hat eine verschleißfeste Beschichtung. Bei der Produktion von Photovoltaikmodulen und LEDs oder in der Halbleitertechnik – immer sind Vakuumbedingungen gefragt. In der Beschichtungstechnik müssen äußerst reine Bedingungen herrschen. "Dort geht es teilweise um Fremdpartikel in Atomgröße, dagegen ist ein Staubkorn riesengroß", beschreibt es Völker. Auch 3-D-Druck geschieht teilweise unter Vakuum.

    Weniger geläufig ist der Begriff der Kryotechnik. Dabei geht es um Prozesse, die bei extrem niedrigen Temperaturen stattfinden. Gerade werden bei MSA röhrenförmige Vakuumkammern für einen Teilchenbeschleuniger gefertigt, dessen supraleitenden Spulen bei minus 270 Grad Celsius betrieben werden. Je kälter, desto geringer der elektrische Widerstand. Und im Vakuum lässt sich solch extreme Kälte am besten erhalten.

    Zerspanungsmechaniker Thomas Feser wechselt den Messerkopf an einer CNC-gesteuerten Fahrständer-Fräsmaschine.
    Zerspanungsmechaniker Thomas Feser wechselt den Messerkopf an einer CNC-gesteuerten Fahrständer-Fräsmaschine. Foto: Karlheinz Haase

    Ein anderes Leuchtturmprojekt ist die Weltraumsimulation. Bevor Ausrüstung – zum Beispiel ein Satellit – in den Weltraum geschossen wird, ist es sinnvoll, solche Teile Weltraumbedingungen auszusetzen, also luftleerem Raum und großer Kälte. Der Kunde für eine solche Vakuumkammer ist ein österreichisches Unternehmen.

    Neben dieser Vakuumtechnik führt MSA auch Aufträge für Kraftwerkstechnik oder für maritime Anwendungen aus. So hat die Firma 2013 am weltweit größten Arbeitsschiff für die Entsorgung von Ölplattformen mitgebaut. 

    Die Anfänge

    MSA ist eines von mehreren Unternehmen, die im Karlstadter Raum sozusagen aus der Adelmann AG hervorgegangen sind.  Wilhelm Stöhr hatte zunächst bei Preh in Gemünden Werkzeugmacher gelernt, ging dann zu Rexroth und schloss 1975 seine Ausbildung zum Maschinenbautechniker und einer Zusatzausbildung in Betriebswirtschaft ab. Bei Adelmann wurde er Konstrukteur und 1996 technischer Vorstand. Dort schied er 1998 aus. 

    Für die 1999 erfolgte Gründung von MSA brachte Wilhelm Stöhr das Know-how mit – und er hatte ausreichend Kundenkontakte. "Außerdem war mir klar, dass ich richtig einsteige und wir nicht in einer Garage Geländer schweißen werden", sagt er im Rückblick. Auf rund 3000 Quadratmetern Hallenfläche auf dem Arnsteiner Prehgelände richtete er sich ein, investierte 3,5 Millionen D-Mark in Maschinen – ausschließlich in neue.

    Die ersten Aufträge waren Komponenten für den Maschinen- und  Anlagenbau. Konkret ging es um Granuliersysteme eines unterfränkischen Unternehmens, bei denen Kunststoffstränge zu Granulat zerkleinert werden.     

    Schnell gewachsen

    Nach und nach kamen weitere Kunden. Für Mero (Würzburg) beispielsweise stellte MSA Teile her, die die Glasplatten der Fassaden des Berliner Hauptbahnhofs und des Sony-Centers halten. Gleich im ersten Jahr verdoppelte sich die Zahl der Beschäftigten auf 25 und die Millionengrenze beim Umsatz wurde überschritten.

    Ende 2000 hatte Wilhelm Stöhr die Karlburger Firma Lang im Visier, die in Konkurs gegangen war. Ein Teil seines Unternehmens sollte in die Karlburger Halle verlegt werden, doch es kam zu keiner Einigung mit der Gläubigerbank. Stöhr übernahm allerdings rund 20 Mann und investierte in Arnstein weitere 1,5 Millionen DM.     

    Ein Meilenstein folgte 2007 mit dem Umzug nach Karlstadt. Die 3000 Quadratmeter bei Preh reichten nicht mehr. Es gab nur drei Meter Kranhöhe. In Arnstein war nichts zu finden, auch kein Bauplatz. Beim Zementwerk Schwenk rannte Stöhr bei seiner Suche offene Türen ein. Seit Frankonia-Verpackungen zum Jahreswechsel 2000/2001 aus den Hallen im Laudenbacher Weg ausgezogen war, standen diese leer. Die Idee eines Dämmstoffwerks an diesem Standort war 2001 verworfen worden.

    Größere Hallen

    Dort war nun eine Kranhöhe von 5,50 Metern möglich. MSA mietete zunächst 6000 Quadratmeter. Heute sind es 9000 mit den Hallen auf der anderen Hofseite, in denen früher die Firma AVI war. Stöhr und Völker: "Der Umzug musste bei laufendem Betrieb über die Bühne gehen. Das war schwieriger als acht Jahre zuvor die Gründung." Fundamente für Maschinen wurden eingebaut, ebenso neue Portalkräne.

    Unter den 100 Industriemechanikern, Produktdesignern und anderen befinden sich heute neun Auszubildende. Und schon wieder werden bei MSA Kammern konstruiert und gebaut, die ganz neue Bedingungen erfüllen. Wenn die Lithium-Ionen-Batterien eines deutschen Autoherstellers getestet werden, können sie explodieren. Das und eine Temperatur von 600 Grad müssen die Kammern überstehen und dabei dicht bleiben.     

    Vakuumkammern müssen dem Druck der Luft standhalten. Wenn sie quaderförmig sind, erhalten sie starke Rippen zur Versteifung - wie an dieser Kammer gut zu sehen ist.
    Vakuumkammern müssen dem Druck der Luft standhalten. Wenn sie quaderförmig sind, erhalten sie starke Rippen zur Versteifung - wie an dieser Kammer gut zu sehen ist. Foto: Karlheinz Haase
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