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Lohr: Keimproblem aus neuen Leitungen weggespült

Lohr

Keimproblem aus neuen Leitungen weggespült

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    Über Wochen wurden die neuen Wasserleitungen in Fahrgasse und Ostangente gespült, um problematische Keime auszuwaschen.
    Über Wochen wurden die neuen Wasserleitungen in Fahrgasse und Ostangente gespült, um problematische Keime auszuwaschen. Foto: Johannes Ungemach

    Es waren bange Wochen in Lohr: Bei zwei Bauprojekten der Stadtwerke war zu befürchten, dass frisch verlegte Wasserleitungen schlimmstenfalls wieder ausgebaut werden müssen. Grund: eine zu hohe Keimbelastung. Sie hielt sich trotz andauernden Spülens über Wochen hartnäckig.

    Doch jetzt die Entwarnung, die Messwerte für die unter der Fahrgasse und der Osttangente neu verlegten Leitungen passten, sagt Johannes Goßmann. Der Leiter der Lohrer Stadtwerke betont, dass die Keimbelastung keinerlei Auswirkung auf die Qualität des Trinkwassers gehabt habe. Schließlich seien die neuen Leitungen noch nicht ans Trinkwassernetz angeschlossen gewesen. Er geht allerdings davon aus, dass es derlei Probleme künftig häufiger geben könnte. Als Grund nennt er die seit 2023 geltende neue Vorgaben des Trinkwasserschutzes.

    Genaue Ursache noch unklar

    Bei den beiden Baustellen handelt es sich um die beiden größten der Stadtwerke in diesem Jahr. Über Monate wurde und wird teils noch gebaggert. In der Fahrgasse wurden Kanal und Wasserleitungen ausgetauscht. Auf einer Teilstrecke der Osttangente wurde die Wasserleitung erneuert, hier folgt ein weiterer Bauabschnitt. Insgesamt haben die Projekte ein Volumen von annähernd drei Millionen Euro. Es wäre also ein finanzielles Fiasko gewesen, hätten Leitungen wieder ausgebaut werden müssen.

    Die Keimbelastung hatte sich nach Fertigstellung der Leitungen laut Goßmann bei Kontrollmessungen offenbart. Diese hätten eine zu hohe Belastung mit dem Umweltbakterium "Pseudomonas aeruginosa" ergeben (siehe Infokasten).  Wo und wie genau die Keime in die Leitung gelangt seien, könne man pauschal nicht sagen, so Goßmann. Klar sei jedoch, dass im Schacht einer solchen Leitungsbaustelle "keine Laborbedingungen herrschten" und es nie 100-prozentig steril zugehe.

    Nachdem die zu hohen Werte festgestellt worden waren, schalteten die Stadtwerke das Gesundheitsamt des Landkreises Main-Spessart ein. Es folgten eine Ortseinsicht, wiederholte Wasseranalysen und eine Ursachenforschung. Laut Pressestelle des Landratsamtes wurde entschieden, zu versuchen, das Bakterium durch "intensive Spülmaßnahmen" aus den Leitungen zu waschen. Die Alternative wäre laut Goßmann die chemische Desinfektion der Leitungen gewesen. Dabei hätte laut ihm die Gefahr bestanden, dass der sich an der Innenfläche von Wasserleitungen bildende Biofilm zerstört worden wäre.

    Nachfragen von Passanten

    Beim Spülen, so Goßman, habe man den Normalbetrieb simuliert. Das fiel auch Passanten auf. Es habe mehrere Nachfragen bei den Stadtwerken gegeben, schildert deren Leiter. Auch einer Anruferin in der Redaktion war aufgefallen, dass über Wochen rund um die Uhr an den Baustellen das Wasser aus Schläuchen plätscherte und im Abfluss verschwand. Hunderte Kubikmeter dürften so davon geflossen sein.

    Goßmann kündigt an, nach Abschluss der Arbeiten die finanziellen Folgen auzwerten. Zu Details, ob es mit den Baufirmen Regelungen zur Kostenübernahme gebe, könne er nichts sagen, da es sich um Vertragsinterna handle, sagt er weiter. Er ist froh, dass das Spülen Erfolg hatte: Die Messwerte hätten sich langsam, aber stetig verbessert. Vor wenigen Tagen sie die Keimfreiheit nachgewiesen worden.

    Die neue Leitung in der Fahrgasse habe man bereits mit dem Trinkwassernetz verbunden, so Goßmann. Auch bei der Leitung in der Osttangente sei das Keimproblem beseitigt. Dort gingen die Arbeiten noch weiter. Dazu muss die Osttangente voraussichtlich von Montag, 28. Oktober, bis Freitag, 15. November, von der Firma Gerresheimer bis auf Höhe Fahrgasse komplett für Fahrzeuge gesperrt werden. Der Fußgängerverkehr werde an der Baustelle vorbeigeführt. Die Umleitung führt über die Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße und die Westtangente.

    Hintergrund: Das Bakterium und die MesswerteDas Umweltbakterium Pseudomonas aeruginosa ist laut Staatlichem Gesundheitsamt Main-Spessart ein "weit verbreiteter fakultativer Krankheitserreger". Laut Robert Koch-Institut kann es Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) auslösen. Im Landkreis Main-Spessart gab es nach Kenntnis des Gesundheitsamtes, außer bei den Baustellen in Lohr, keine Auffälligkeiten. Es würden jedoch an verschiedenen Baustellen vorbeugend Spülungen vorgenommen. Grundsätzlich könne Pseudomonas aeruginosa nach Bauarbeiten am Trinkwassernetz auftreten, auch in neu verlegten Leitungen oder nach Rohrbüchen.In der Regel seien die im Trinkwasserbereich eingesetzten Materialien so konzipiert, dass eine Besiedelung durch unerwünschte Mikrobiologie nicht ohne Weiteres möglich sei. Passiert das dennoch und haben Spülen und Desinfektion keinen Erfolg, könne ein Austausch der Leitungen erforderlich sein, so das Gesundheitsamt. Das Bakterium kann bei Kontakt mit verletzter Haut und Schleimhäuten, über Bindehäute oder Atemwege, Erkrankungen auslösen. Das Verschlucken des Bakteriums oder ein Kontakt mit unverletzter Haut stellen nur selten eine Gefährdung dar.Die Weltgesundheitsorganisation gibt laut Gesundheitsamt keinen Richtwert vor. Generell solle die Konzentration von Mikroorganismen im Trinkwasser so niedrig gehalten werden, "wie dies nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik mit vertretbarem Aufwand unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls möglich ist". Das Bakterium komme unter normalen Umständen im Trinkwasser nur in geringer Konzentration von weniger als einer Koloniebildenden Einheit (KBE) pro 100 Milliliter vor. Der anzustrebende Wert liegt bei null KBE pro 100 Milliliter. Die Messwerte in Lohr hätten zeitweise bei maximal 10 KBE pro 100 Milliliter gelegen, einmalig Anfang August gar bei 27 KBE pro 100 Milliliter. Die zuletzt gemeldeten Messwerte waren unauffällig.Quelle: (joun)

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