Thorsten Heidingsfelder ist verärgert. Er ist der Chef einer der größten Fahrschulen im Landkreis mit dem Hauptsitz in Marktheidenfeld und weiteren Filialen in Karlstadt, Lohr und Esselbach. "Wir haben keine Perspektive", schimpft er. Da der Corona-Inzidenzwert in Main-Spessart über 200 gestiegen ist, müssen die Fahrschulen den Betrieb einstellen. Wann dürfen sie wieder fahren? Heidingsfelder weiß es nicht.
Vom Landratsamt hat er eine Mitteilung bekommen, dass er seinen Betrieb schließen muss. Öffnen darf er erst wieder, wenn der Inzidenzwert für den Landkreis Main-Spessart sieben Tage lang hintereinander unter 200 gesunken ist. Die verschärften Maßnahmen sind begründet, weil bei einem hohen Inzidenzwert die Nachvollziehbarkeit der Ansteckung nicht mehr gegeben ist. Dieses Argument lässt Heidingsfelder nicht gelten. "Das trifft auf Fahrschüler im Auto nicht zu", sagt er. "Ich weiß zu jeder Zeit, wer mit wem Kontakt hat."
Auch kein Online-Unterricht möglich
Dass man in dieser Phase nicht viele Schüler zusammen in einem Seminarraum unterrichtet, ist für ihn einzusehen. Aber warum ist der Theorie-Unterricht nicht online möglich, fragt er. Allerdings kann er da dem Landratsamt keinen Vorwurf machen. Dies sei vom Gesetzgeber so bestimmt.
Die Fahrschulen im Landkreis Main-Spessart sind daher in der gleichen Situation, wie sie es in diesem Jahr für zirka sieben Wochen von Mitte März bis Mitte Mai waren. Auch da ruhte der Betrieb mit der Folge, dass sich ein großer Bedarf an Fahrstunden im Sommer angesammelt hatte. Die Fahrschüler werden ja deswegen nicht weniger. Dieser Bedarf konnte abgearbeitet werden. "Jetzt stehen wir wieder da", sagt Heidingsfelder. "Dies zermürbt, aber wir kriegen das irgendwie hin."
Ärgerlich ist für ihn, dass er und die anderen Fahrschulen mit Sitz im Landkreis Main-Spessart schließen müssen, aber die Fahrschulen in den Landkreisen um Main-Spessart herum geöffnet haben. "Das ist wettbewerbsmäßig problematisch", meint er.
Im Auto mit Maske und offenem Fenster
Ähnlich äußert sich Jochen Breitenbach von der Fahrschule Breitenbach mit Sitz in Karlstadt und Zellingen. Auch er findet, dass die Ansteckungsgefahr im Auto gering ist. "Wir sitzen nebeneinander mit Maske und offenen Fenster", sagt er. "Dann sehen wir, wie Schüler dichtgedrängt in Busse steigen." Und außerdem: Sollte sich beim Fahrunterricht tatsächlich jemand anstecken, könne man die Kette leicht zurückverfolgen. Daher ist er sich sicher, "die Fahrschulen tragen nicht zur Pandemie bei".

Wie lange er seinen Betrieb schließen muss? Er weiß es nicht. Dazu brauche man eine Kristallkugel, sagt er. Trotzdem begrüßt er die Regelung, dass der Inzidenzwert sieben Tage lang unter 200 sein muss, um wieder starten zu können. Dies sei besser als im Frühjahr. Da habe man auf einen Beschluss der Regierung gewartet und gehofft, man sei bei der nächsten Öffnungsrunde dabei.
Ganz gelassen nimmt das Thomas Mersi von der Fahrschule Mersi in Lohr. Er rechnet damit, dass in den nächsten vier Wochen kein Fahrunterricht möglich ist. "Aber ich lass mich nicht verrückt machen", meint er. "Machen wir halt Urlaub." Er habe keine Angestellten und daher sei dies auch problemlos möglich. "Auch finanziell werde ich es verkraften", sagt er. Schließlich habe er in den letzten Monaten hart gearbeitet. Es habe genug zu tun gegeben, auch aufgrund des Staus, der sich durch den Lockdown im Frühjahr ergeben hat. Noch ganz arbeitslos ist er nicht. Ausbilden dürfe er zwar nicht mehr, aber die beiden Fahrprüfungen, die für diesen Donnerstag angesetzt waren, dürfe er noch zu Ende bringen.