"Trotz schwieriger Verhältnisse ist es uns in relativ kurzer Zeit gelungen, eine gute Lösung für die Frammersbacher Friedhöfe zu finden", resümierte der Frammersbacher Bürgermeister Adolf Rüth bei der Besichtigung des Endfriedhofs am Dienstag.
Dort wurden rechts oberhalb der Aussegnungshalle 182 Kammergräber und 43 Urnengräber errichtet. Am Schwartler Friedhof entstehen zusätzlich 162 Gräber. Im Gegensatz zum Endfriedhof sind dort die Arbeiten allerdings noch nicht abgeschlossen. Anton Deibl, Vertriebsleiter der BayWa in Würzburg, erläuterte den anwesenden Vertretern anderer Kommunen das neue Kammersystem, das von dem unterfränkischen Bestatter Gerhard Suckfüll erfunden wurde:
Die ein Meter breiten und etwa zwei Meter langen und zwei Meter tiefen Betonkammern sind wesentlich hygienischer als herkömmliche Gräber.
Die Verwesung werde durch permanente Belüftung über einen Filter beschleunigt.
"Damit entfällt vor allem die Problematik der Wachsleichen", stellte Deibl klar. Hygienischer seien Kammergräber deshalb, weil die verwesenden Leichen nicht mit dem eindringenden Regenwasser in Berührung kommen und so keine Leichengifte ins Erdreich ausgespült werden. Landschaftsarchitekt Thomas Struchholz zählte weitere Vorteile auf. So müsse beim Aushub nahezu kein Erdreich abgefahren werden, da es an Ort und Stelle wieder verfüllt werde.
Die Pflege der kleineren Pflanzbeete gestalte sich einfacher. Die Wege im neu gestalteten Friedhofsteil sind geräumiger, so dass die Unfallgefahr sinkt. Auch fällt die Gefahr des Absackens durch zerfallende Särge weg.
Breitere Wege
Die Abdeckplatten der Grabkammern könne man sogar mit leichten Fahrzeugen befahren, so Struchholz. Dies könne beispielsweise bei der Anlieferung schwerer Grabsteine nützlich sein.
"Die Bestattungskultur und die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden gehen in Richtung Kammergräber", gab der Architekt weiter zu verstehen. Nach Auskunft Deibls kostet eine Grabkammer für zwei Verstorbene etwa 2500 bis 3000 Mark. Die Ruhezeit verringert sich in Frammersbach von derzeit 25 Jahren auf 12 Jahre. Zwei Leichen könnten in einer Kammer in zwei herkömmlichen Särgen, die durch eine Zwischenplatte getrennt sind, bestattet werden.
Die Frammersbacher Friedhofserweiterung kostet insgesamt etwa 1,5 Millionen Mark, ergänzte Struchholz.
Am Friedhof im End wurden etwa 900 000 bis 950 000 Mark verbaut. Ein Grabkammersystem, das als Familiengrab genutzt werden kann, würde unter den topografisch schwierigen Verhältnissen in Frammersbach etwa 3800 bis 4000 Mark kosten.
"Eine neuen Gebührenordnung und Friedhofssatzung gibt es bisher noch nicht", informierte Rüth. Der Bürgermeister wünschte sich, "dass die neuen Gräber von der Bevölkerung gut angenommen werden."