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SCHWEBENRIED: Klappern statt Glockenklang

SCHWEBENRIED

Klappern statt Glockenklang

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    Drei Klapper-Generationen: Wie die Familie Hettrich aus Schwebenried gibt es allerorten Familien, deren Klapperkästen innerhalb der Familie gebaut und weitergegeben wurden. Hinten sitzt Großvater Alois Hettrich mit dem fast 100 Jahre alten Klapperkasten, den sein Vater Philipp baute. Enkelin Franzi benutzt einen Kasten aus der Werkstatt ihres 2002 verstorbenen Großonkels Viktor, ebenso wie ihr Bruder René (rechts) – so, wie es ihr Vater Andreas vor Jahren auch tat.
    Drei Klapper-Generationen: Wie die Familie Hettrich aus Schwebenried gibt es allerorten Familien, deren Klapperkästen innerhalb der Familie gebaut und weitergegeben wurden. Hinten sitzt Großvater Alois Hettrich mit dem fast 100 Jahre alten Klapperkasten, den sein Vater Philipp baute. Enkelin Franzi benutzt einen Kasten aus der Werkstatt ihres 2002 verstorbenen Großonkels Viktor, ebenso wie ihr Bruder René (rechts) – so, wie es ihr Vater Andreas vor Jahren auch tat. Foto: Foto: JANA KEUL

    Am Gründonnerstag beginnt sie wieder, die Zeit, in der die Glocken bis zur Osternacht verstummen. Ihr Schweigen steht für die Grabesruhe Christi. Stattdessen hört man wieder vielerorts die Kinder mit ihren Klapperkästen durch die Ortschaften ziehen und alte Rufe und Sprüche, wie der „Englische Gruß“ oder die Weck- und Zeitansagen, schallen durch den Ort. Klappern ist ein sehr alter Brauch in vielen katholisch geprägten Gemeinden – und das deutschlandweit.

    In Schwebenried zum Beispiel wird noch heute den Kindern erzählt, dass die Glocken ab der Gründonnerstagsmesse (beim Gloria) nach Rom zur Beichte fliegen und erst in der Osternachtsmesse (ebenfalls beim Gloria) zurückkommen. Deshalb müssen in der Zwischenzeit die Klapperkinder das Läuten der Glocken ersetzen. Karfreitag um 6 Uhr geht es an der Kreuzung Arnsteiner/Vasbühler Straße los, anderenorts beginnt die Zeit der Klapperer schon am Gründonnerstag nach der Messe.

    Von fleißigen Opas gebaut

    Es gibt viele Arten von Klappern: von einfachen Ratschen bis zum Klapperkasten, die allesamt die feierliche Geräuschkulisse bis zur Osternacht erzeugen. Die Klapperkästen sind häufig von fleißigen Opas gebaut, ausgeborgt oder über viele Generationen weitergegeben. Im Landkreis kann man noch viele Klapperkastenbauer finden.

    Bei Familie Hettrich in der Kaistener Straße gibt es solche Klapperkästen. Schon der Ur-Großvater Philipp Hettrich, von 1950 bis 1966 auch Landtagsabgeordneter, baute sie für seine Kinder. Einen der ersten hat die Familie heute noch. Als Baujahr ist 1916 auf dem braun angestrichenen Teil eingeritzt. Der Kasten ist bald 100 Jahre alt. Viele Klapperer haben sich so mit Initialen und Jahreszahl darauf verewigt. Auch Großvater Alois Hettrich, der 1951 seine Initialen einritzte. „Geklappert wird mit dem aber nicht mehr“, sagt er bedauernd. Wurmstichig ist der alte Kasten, die Farbe blättert ab und ein Zapfen fehlt.

    Viktor Hettrich, der 2002 verstorbene Bruder von Alois, übernahm den Klapperkastenbau von seinem Vater. Er baute etliche Kästen, die auch heute noch in Gebrauch sind. Die Kästen sind aus Fichtenholz gezimmert, die Hämmer und die Welle innen sind aus Eichenholz gefertigt. Innerhalb der Familie werden sie weitergegeben und benutzt.

    Geld oder Süßigkeiten als Lohn

    Alois' Sohn Andreas klapperte ab Mitte der 1970er Jahre ebenfalls mit den Klapperkästen des Onkels. Die Enkelkinder von Alois Hettrich, René, Simon und Franzi, benutzen ebenfalls einen solchen Kasten. Sie gehören zu den aktuellen Klapperkindern in Schwebenried. Dabei unterscheiden sich die Traditionen von Ort zu Ort. Mal dürfen Kinder erst nach der Kommunion mitklappern, mal schon davor. In Schwebenried ist es für viele Kindergartenkinder bereits ein „Prestigeprojekt“, mit den anderen Kindern mitzuklappern.

    In einigen Orten gibt es noch eine spezielle Klapper-Melodie, die mühsam eingeübt wird, wie in Gauaschach. Gemeinsam ist jedoch allen der Ostersamstag, wenn am Nachmittag „die Eier zusammengeklappert“ werden. Dann erhalten die Kinder den Lohn für ihre Mühen – früher oft in Form von Eiern, heute eher in Münzen oder kleinen Scheinen zuzüglich einer Nascherei.

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