Was haben die Karlstadter Narren mit dem Dreißigjährigen Krieg zu tun? Wer oder was ist eigentlich ein Rattel und warum war der Name einst umstritten? Unsere Autorin ist diesen und weiteren Fragen auf den Grund gegangen.
1. Der "Kleinpariser Faschingsclub Uettingen"
Geografisch mag Uettingen weit von Frankreich entfernt sein, doch in der närrischen Zeit liegt dort ein Hauch von Paris in der Luft. Ob Prunksitzung, Kostümball oder Kinderfasching, die 322 Mitglieder des Kleinpariser Faschingsclubs organisieren zahlreiche Veranstaltungen, so Sitzungspräsident Fabian Häuslein. Doch was hat Uettingen mit Paris zu tun? „Ich habe von älteren Elferräten gehört, dass die Uettinger schon lange als Kleinpariser bezeichnet werden“, erzählt Häuslein.
Vermutungen zufolge soll Uettingen um 1800 von französischen Soldaten besetzt worden sein. Nach und nach haben die Bewohner deren lockere Lebensweise übernommen: Weltoffen, nonchalant und genussfreudig. "Auch mit der kirchlichen Disziplin hat man es wohl nicht allzu genau genommen" sagt Häuslein. 1993 wurde dann der Kleinpariser Faschingsclub Uettingen gegründet und seitdem trage der Verein den charmanten Beinamen mit Stolz, so der Sitzungspräsident.

2. Karlstadter Karnevalsgesellschaft "Die Schwedenmännli"
Die Idee, den Verein um den Beinamen „Die Schwedenmännli“ zu ergänzen, sei entstanden, als bei einem früheren Faschingszug die Giebelfigur des Karlstadter Rathauses auf einem der Wagen dargestellt wurde, so Georg Büttner, Kreisheimatpfleger des Altlandkreises Karlstadt. Diese Figur, das sogenannte „Schwedenmännle“, präge seit Jahrhunderten das Stadtbild, sagt Büttner.

Das „Schwedenmännle“ sei eine aus Holz geschnitzte, bunt bemalte Trompeterfigur, die sich im Treppengiebel des altehrwürdigen Karlstadter Rathauses von 1422 befinde. Mehrmals täglich erklinge von ihm das Landsknechtslied „Vom Barette schwankt die Feder“. „Es soll an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges erinnern, in der Karlstadt von den Schweden besetzt war“, erzählt Büttner. Der Sage nach wurde ein Soldat beim überstürzten Rückzug seiner Einheit zurückgelassen und so sei er als stummer Wächter der Stadt im Rathausgiebel zurückgeblieben, so Büttner.

3. Faschingsverein "Feller Hoase"
Im Fränkischen bedeutet „Hoase“ schlichtweg Hase. Doch in Fellen sind während der Faschingszeit die „Feller Hoase“ unterwegs, die mit den flinken Tieren wohl wenig zu tun haben. Was hat es mit diesem Namen auf sich? Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht, doch Andrea Stürmer, Schriftführerin des Vereins, geht davon aus, dass der Name auf die Häufigkeit des Familiennamens Haas in Fellen zurückzuführen ist. Ein weiteres interessantes Detail: Passenderweise finden die drei Prunksitzungen und die Senioren- und Familiensitzung des Faschingsvereins, im Saal Haas statt.

4. Oberndorfer Carnevalverein „Die Rattel“
Obwohl der Spitzname „Die Rattel“ vielleicht nicht sofort an schillernde Faschingskostüme und Prunksitzungen denken lässt, habe er sich laut Vereinschronik tief in die Identität des Oberndorfer Carnevalvereins eingebrannt. Der OCV ist der Faschingsverein für den gesamten Spessartgrund und seine Akteure und Mitglieder stammen aus den Ortschaften Bischbrunn, Oberndorf, Esselbach, Kredenbach und Steinmark sowie deren umliegenden Gemeinden.

Die Bedeutung des Wortes „Rattel“ ist alles andere als harmlos und sei deshalb auch als Vereinsname zunächst umstritten gewesen, erklärt Sitzungspräsident Thomas Fuhrmann. Ursprünglich bezeichnete es einen Holzprügel oder einen Schlaggegenstand. Die Herkunft gehe auf das mittelhochdeutsche „Reitel“ zurück, das „Holzstange“ oder „Knüppel“ bedeutet. Fuhrmann vermutet, dass man mit einem „Rattel“ umgangssprachlich auch eine Person bezeichnet, die ungehorsam und wild ist. Die symbolische Bedeutung des Rattels als Zeichen von Stärke und Macht spiegele sich auch im Vereinswappen wider, so Fuhrmann. Dort prangt die sogenannte „Rattelsau“ – eine kraftvolle Wildsau.