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Schönau: Kloster Schönau: Kerker oder Paradies?

Schönau

Kloster Schönau: Kerker oder Paradies?

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    Das Kloster Schönau wurde zum Ende des 12. Jahrhunderts gegründet. Doch das barocke Ensemble geht auf die  Würzburger Kapuziner-Minoriten zurück, die 1699 das Kloster übernommen haben. Der Thüngersheimer Maler Georg Sebastian Urlaub schuf die bis heute erhaltene reiche Gemäldeausstattung in Kirche und Mönchchor. Die Bilder der Kreuzwegstationen wurden 2018 restauriert. 
    Das Kloster Schönau wurde zum Ende des 12. Jahrhunderts gegründet. Doch das barocke Ensemble geht auf die  Würzburger Kapuziner-Minoriten zurück, die 1699 das Kloster übernommen haben. Der Thüngersheimer Maler Georg Sebastian Urlaub schuf die bis heute erhaltene reiche Gemäldeausstattung in Kirche und Mönchchor. Die Bilder der Kreuzwegstationen wurden 2018 restauriert.  Foto: Christoph Weiß

    „Ins Kloster? Lieber geh’ ich ins Wasser!“ „Das kannst du von Schönau aus immer noch, die Saale fließt gleich daneben.“ Die Grafentochter seufzte.

    Das Leben in einem Frauenkloster: Nur in Ausnahmefällen erfährt man, wie sich die dort Lebenden fühlten. Der mittelalterliche Adel gründet und unterstützt Klöster nicht selten deswegen, weil man dort seine Töchter unterbringen kann. Damit spart man sich jedenfalls die Aussteuer. Allerdings gibt es sicher auch positive Gesichtspunkte: Diese Frauen sind gut versorgt, erfahren vielleicht mehr Bildung, als es ansonsten der Fall gewesen wäre, brauchen sich keinem Mann zu beugen und sterben nicht im Kindsbett. Und viele Klosterfrauen lieben das Leben hinter den Mauern auch aus religiöser Überzeugung. Mancher wäre die Welt aber wohl lieber gewesen.

    Schönau ist eines von vielen (ehemaligen) Frauenklöstern in Unterfranken. Seine Gründung läuft recht merkwürdig ab: 1189 wendet sich Graf Gerhard von Rieneck auf Bitten Kaiser Friedrich Barbarossas (!) an den Abt von Fulda und tauscht das halbe Dorf Reichenbuch gegen das (weniger wertvolle) fuldische Dörfchen Mopen. Dieses verkauft er nun an Friedrich von Heßlar, der dort mit Zustimmung des Bischofs von Würzburg ein Zisterzienserinnenkloster gründet und es Schönau nennt.

    Die Klosterkirche Schönau birgt bedeutsame Kunstschätze, die es zu erhalten gilt. 
    Die Klosterkirche Schönau birgt bedeutsame Kunstschätze, die es zu erhalten gilt.  Foto: Förderkreis Kloster und Wallfahrtskirche Schönau

    Friedrich von Heßlar steht wohl in einem familiären Bezug zu den Herren von Thüngen, für die Schönau zu einer ihrer Grablegen werden wird. Viel enger ist jedoch die ständige Verbindung des Klosters zu den Grafen von Rieneck, die es immer wieder ausstatten und eine ganze Reihe weiblicher Familienmitglieder dort „unterbringen“. Die Prozedur der Klostergründung sieht danach aus, als wolle man bestehende Verhältnisse damit nachträglich legitimieren, das heißt: Rieneck hat das Kloster auf fuldischem Boden gegründet und holt sich nachträglich die „Genehmigung“ dafür. So etwas gibt es auch bei anderen Klöstern.

    Das Grabmal der Anna von Sponheim im Kloster Schönau.
    Das Grabmal der Anna von Sponheim im Kloster Schönau. Foto: Theodor Ruf

    Wie dem auch sei: Schönau ist rieneckisches Hauskloster, stärker noch als das 1232 gegründete Kloster Himmelthal an der Elsava.  1311 wird Anna von Sponheim in Schönau begraben, die Frau Ludwigs von Rieneck-Rothenfels; es ist das älteste erhaltene Grabmal der Rienecker. Ob auch andere Mitglieder des Hauses dort beigesetzt wurden (außer den Klosterangehörigen) ist offen; zu viel wurde in den Zeitläufen zerstört. Die Grabplatte lag im Mönchschor (hinter dem Hauptaltar), 1848 wurde sie aus dem Boden genommen und darunter gegraben, weil man meinte, die Gräfin sei eine der Nonnen gewesen und an dieser Stelle beigesetzt worden. Es fand sich: Nichts. Die Platte wurde zurückgelegt und mit Brettern zugedeckt, erst 1977 hat man sie befreit und an der Wand aufgestellt.

    In den folgenden Jahrhunderten gibt es wenig Spektakuläres über Schönau zu sagen, auch wenn die Zahl der erhaltenen Urkunden relativ groß ist. Bislang wurden diese, zirka 200 Stück, jedoch noch nicht konsequent erfasst. Ein früherer Leiter des Staatsarchivs Würzburg hatte dies zwar vor, kam aber nicht mehr dazu. Die Geschichte Schönaus harrt also noch der (lohnenswerten) wissenschaftlichen Erforschung, auch wenn es einiges an hilfreicher und guter Literatur gibt.

    Nonnen führten kein Luxusleben

    Der gesamte Hoch- und Niederadel der Region, bis in den Würzburger Raum hinein, stattet das Kloster mit Besitz aus, in mehr als 50 umliegenden Dörfern hat Schönau Grundbesitz und Einkommen. Ein „Luxusleben“ dürften die Nonnen damit aber kaum geführt haben. Inwieweit sie aktiv in ihr Umfeld wirkten, beispielsweise in der Bildung und in der Krankenpflege, entzieht sich der Kenntnis.

    Aber spätestens um 1500 scheint es um das strenge Klosterleben nicht sonderlich gut bestellt gewesen zu sein, so wie in anderen Klöstern auch. Die Klagen häufen sich, dass das weltliche das geistliche Leben überlagere – nicht zuletzt durch die in Schönau tätigen Kapläne, die für die Ausgestaltung des kirchlichen Lebens immer nötig waren. Diese wurden vom Kloster Ebrach entsandt, dem dortigen Abt stand diese Weisung zu.

    Für die Grafen von Rieneck spielt Schönau in dieser Zeit keine Rolle mehr. Ob das Kloster in Kriegen des 16. Jahrhunderts und wenn, in welchem Maße, zerstört wurde, ist derzeit nicht gänzlich zu klären. Jedenfalls sind die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht mehr gut und es fehlt an Nachwuchs. Deshalb verkauft die Äbtissin Veronika Geyer von Giebelstadt, zusammen mit ihrer als Priorin tätigen Schwester Margarethe, 1564 alles an den Bischof von Würzburg, Friedrich von Wirsberg.

    Der Heilige Antoninus grüßt  am Eingang die Besucher.
    Der Heilige Antoninus grüßt  am Eingang die Besucher. Foto: Björn Kohlhepp

    Die folgenden 150 Jahre sind quellenmäßig schwer fassbar. Mehr schlecht als recht leben ein würzburgischer Verwalter und ein Jäger in Schönau, aber noch liest der Pfarrer von Gemünden zweimal wöchentlich dort die Messe. Die Bausubstanz zerfällt zusehends, am Ende stehen nur noch Ruinen.

    Würzburger Kapuziner-Minoriten machen aus Kloster ein barockes Ensemble

    Würzburger Kapuziner-Minoriten erwerben 1699 Schönau und gestalten das, was man heute sieht: ein barockes Ensemble. Dass dafür die meisten Relikte geopfert wurden, ist nicht verwunderlich, solches geschieht bekanntlich auch heutzutage (wenn nicht jemand aufpasst). Hauptakteur ist Bruder Kilian Stauffer, der schon anderswo prächtige Altäre geschaffen hatte und beim Würzburger Bischof beliebt war. Freilich gibt es Reibereien mit den benachbarten Bauern, die um ihren Besitz und um ihre Rechte fürchten, doch wird alles halbwegs friedlich beigelegt. Immerhin: Neubauten schaffen auch Arbeitsplätze.

    Zwei Reliquien aus den Katakomben Roms, Victorius und Antoninus, liegen bis heute in den Altären Schönaus. Wie gelangten sie dorthin? Sie wurden 1676 in Rom geborgen, der Papst erkannte ihre Echtheit an. Sie sollen aus der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian um 300 stammen und seien Soldaten gewesen. 1695 werden sie den bayerischen Kapuzinern übergeben, zuerst nochmals nach Rom zurückgeführt und überprüft, dann 1702 für teures Geld nach Regensburg gebracht. 1703 kommen sie nach Würzburg. Immer wieder tut man alles, um die Echtheit zu bestätigen und um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, man habe irgendwelche Fälschungen vorgenommen.

    1704 kommen sie endlich in Schönau an. Weiß gekleidete Mädchen mit brennenden Kerzen begleiten den festlichen Zug von Gemünden ins Kloster. Der Bischof liefert zur Feier Wein, Brot und Fleisch. Schnell erscheinen Wallfahrer, und Gebete und Bitten sollen erhört worden sein.

    Die Skulpturen der Evangelisten aus der Riemenschneiderwerkstatt Johannes, Marias und Johannes des Täufers stehen im sogenannten Mönchschor auf Podesten hoch an der Wand. Sie wurden im Auftrag des Förderkreises für das Kloster restauriert. 
    Die Skulpturen der Evangelisten aus der Riemenschneiderwerkstatt Johannes, Marias und Johannes des Täufers stehen im sogenannten Mönchschor auf Podesten hoch an der Wand. Sie wurden im Auftrag des Förderkreises für das Kloster restauriert.  Foto: Michael Mahr

    Schönau vermittelt der Landbevölkerung eine andere Welt als die des eher bescheidenen Lebens in den Dörfern. Es ist schon erstaunlich, wie an diesem doch recht abgelegenen Ort ein neues geistliches Zentrum entsteht, mit Kunstwerken, die ihresgleichen suchen. Das Kloster übersteht massive Plünderungen durch französische Truppen 1796   – was diese übrig lassen, soll Gesindel aus den Nachbardörfern geholt haben. Die Säkularisation 1803 verschont Schönau, es bleibt erhalten, muss aber immer wieder um seine Existenz kämpfen.

    Förderkreis kümmert sich um Erhalt

    Seit 2013 gibt es den „Förderkreis Kloster und Wallfahrtskirche Schönau“, der sich vorbildlich um den Erhalt des Klosters bemüht. Denn es gibt immer etwas zu renovieren, und zum Glück ist dies bislang gelungen. Doch noch viel ist zu tun, um das Kleinod an der Saale auch für künftige Generationen erstrahlen zu lassen.

    Literatur: Bauer, Bernward: Kloster Schönau im Wandel fränkischer Geschichte 1189/1190 – 1999. 2 Bde., Münsterschwarzach 1988/1997;  Emmert, Jürgen: Franziskaner-Minoriten-Kirche Schönau an der Saale. Regensburg 5. Aufl. 2006 

    Zum Autor: Dr. Theodor Ruf ist Kreisheimatpfleger für den Altlandkreis Lohr, er schrieb zahlreiche Beiträge zur Geschichte der Region Main-Spessart.  Seine Dissertation verfasste der Historiker über die „Die Grafen von Rieneck“.

    Lesetipp: Den Einstieg in die Serie verpasst? Die bisher erschienenen Serienteile finden Sie unter www.mainpost.de/geschichte_mspL.

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