Die Pläne des Start-ups Mylocalfarm aus der Nähe von Würzburg, im früheren Kupsch-Markt am oberen Lohrer Marktplatz eine Markthalle für regionale landwirtschaftliche Produkte zu eröffnen, scheinen einen entscheidenden Schritt vorangekommen zu sein. Die Eigentümer des Gebäudes und das Unternehmen haben sich auf einen Vertrag geeinigt. Mit einer Umsetzung des Vorhabens ist aber wohl nicht vor 2023 zu rechnen.
"Wir haben einen Konsens gefunden", erklärte auf Anfrage dieser Redaktion Stadträtin Ulla Menzel, die zu einer der beiden Eigentümerfamilien gehört. "Wir sind uns handelseinig geworden, von unserer Seite her ist alles klar." Das sei nicht ganz einfach gewesen, denn auf beiden Seiten hätten viele Leute mitzureden.
Nach Menzels Angaben müssen die Eigentümer zunächst "Entkernungsarbeiten anleiern". Dass am Gebäude etwas gemacht werden müsse, sei unabhängig von den künftigen Nutzern. Weil es nicht einfach sei, Handwerker zu finden, würden die Arbeiten frühestens im September starten.
Bistro und Vinothek
Die Firma Mylocalfarm aus Reichenberg bei Würzburg, die im Mai einen Unverpackt-Laden in Marktheidenfeld eröffnet hat, möchte in den Räumen des ehemaligen Kupsch-Marktes eine Markthalle für Produkte aus regionaler Erzeugung mit einem Bistro und einer Vinothek kombinieren. Landwirte sollen über Anbauverträge gebunden werden.
Die Produkte aus dem Vertragsanbau sollen in der Markthalle angeboten werden. Erzeuger können sich nach dem Konzept von Mylocalfarm auch einmieten – je nach Bedarf mit einem Regal, einem Kühlschrank oder einem Palettenplatz. Das Personal will Mylocalfarm stellen, die Personalkosten sollen in der Miete inbegriffen sein. Der Anbieter soll – erfasst über ein spezielles Kassensystem – exakt den Verkaufserlös seiner Produkte erhalten.
Zudem plant die Firma, ein Bistro und eine Vinothek selbst zu betreiben. Das Fenster für den Straßenverkauf, die frühere "heiße Theke" von Kupsch, soll dabei reaktiviert werden. Ferner ist ein Außengastronomie-Bereich vorgesehen – und damit beginnen die Probleme. Denn die Außengastronomie soll mit einem eigenen Eingang an die Gebäudeseite mit den vier Linden und den Sitzgelegenheiten kommen.
Bäume wie Rundbänke sollen nach den Vorstellungen von Mylocalfarm entfernt werden. Zum einen, weil die Linden den Markisen für die Außengastronomie im Weg stehen, zum anderen, weil sie während der Blüte Blattläuse anziehen, die eine klebrige Flüssigkeit absondern. Das abschüssige Gelände um die Linden will Mylocalfarm begradigt wissen.
Bäume sind "voll vital"
Während das Projekt Markthalle in Lohr als eine Belebung der Innenstadt begrüßt wird, für die die Schließung des Kupsch-Markts Ende 2019 ein schwerer Schlag war, ist die Fällung der rund 50 Jahre alten Linden umstritten. Die Bäume können bis zu 600 Jahre alt werden und sind laut Bauhofleiter Peter Bechold im Februar im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss "voll vital, denen fehlt nichts". Das Gremium drückte sich seinerzeit um einen konkreten Beschluss. Entschieden wurde, dass bei Bedarf alle vier Linden gefällt werden können. Ob wirklich alle Bäume weg müssen, ist auch nach einem halben Jahr noch offen. Die Frage sei "noch nicht abschließend geklärt", teilte auf Anfrage Rathaussprecher Dieter Daus dieser Redaktion mit.
Der Bedarf sei auf Grundlage konkreter Planungen zu führen, "die noch nicht vorliegen". Die Planungen müssten zudem eng zwischen der Stadtverwaltung, den zuständigen Gremien (Entscheidungen trifft der Stadtrat beziehungsweise ein Fachausschuss, beratend soll der Initiativkreis Citymanagement eingebunden werden) und den Markthallenbetreibern abgestimmt werden, unterstrich der geschäftsleitende Beamte im Rathaus.
Die drei Geschäftsführer von Mylocalfarm ließen telefonische und schriftliche Anfragen dieser Redaktion über Tage unbeantwortet.