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Main-Spessart: Kostenlose Tampons und bessere Busanbindung: Über diese Themen diskutierte der Jugendkreistag Main-Spessart in der ersten Sitzung

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Kostenlose Tampons und bessere Busanbindung: Über diese Themen diskutierte der Jugendkreistag Main-Spessart in der ersten Sitzung

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    Landrätin Sabine Sitter mit den frisch gewählten Sprechern des Jugendkreistags (von links) Resul Zorlu, Annalena Mohr und Leticia Pfenning im großen Sitzungssaal im Landratsamt.
    Landrätin Sabine Sitter mit den frisch gewählten Sprechern des Jugendkreistags (von links) Resul Zorlu, Annalena Mohr und Leticia Pfenning im großen Sitzungssaal im Landratsamt. Foto: Corbinian Wildmeister

    Mit Nikoläusen aus Schokolade überraschte das Landratsamt Main-Spessart dem Datum entsprechend die rund 25 Schülerinnen und Schüler am Dienstag zur ersten Sitzung des neuen Jugendkreistages. Trotz ihres jungen Alters behandelte die Behörde die Delegierten der weiterführenden Schulen aber keineswegs wie Kinder. Landrätin Sabine Sitter (CSU) siezte die Jugendlichen, um wie in einer "normalen" Kreistagssitzung "fachlich und sachlich" miteinander zu arbeiten. Auch das bürokratische Vokabular, das in solchen Sitzungen üblich ist, war authentisch: Es sei "ordnungsgemäß geladen" worden und das Gremium sei "beschlussfähig", versicherte Sitter.

    Gestaltungsspielraum des Jugendkreistags hat seine Grenzen

    Kreisjugendpflegerin Tanja Hebig erklärte zum Ziel des Projekts, dass junge Menschen dadurch "Lust auf Politik" bekommen und "an politische Prozesse herangeführt" werden sollen. Auch will das Landratsamt ihnen die Möglichkeit geben, ihre Ideen und Anliegen einzubringen. Als Sprecherinnen und Sprecher des Gremiums haben sich Annalena Mohr (Realschule Marktheidenfeld), Resul Zorlu (Konrad-von-Querfurt-Mittelschule Karstadt) und Leticia Pfenning (Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld) zur Verfügung gestellt. Da es ansonsten keine Bewerbungen für diese Posten gab, brauchte es keine Abstimmung. Eine Rangfolge zwischen den Vertretern des Gremiums existiert nicht.

    Schon in der ersten Sitzung hatten die Schulen zahlreiche Anträge eingereicht. Zu diesen äußerten sich jeweils Expertinnen und Experten aus dem Landratsamt. Häufig mussten die Mitarbeitenden der Behörde dabei auf die Zuständigkeit anderer Stellen verweisen. Schnell wurde den Delegierten dadurch klar, dass der Gestaltungsspielraum des Gremiums seine Grenzen hat. So zum Beispiel beim Antrag auf kostenlosen ÖPNV für Schülerinnen und Schüler im Landkreis. Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel sagte, dass dafür der "politische Wille" vom Bund oder von der Landesregierung kommen müsste. Der Landkreis könnte das aus eigenen Mitteln nicht finanzieren. 

    Optimierung der Busfahrzeiten gefordert

    Die Busfahrzeiten zu optimieren, lag den Vertretern des Markheidenfelder Gymnasiums am Herzen. Manche ihrer Mitschüler kämen regulär erst kurz vor 8 Uhr an und seien dadurch oft zu spät im Unterricht, berichtete Leticia Pfenning. Andere Schüler säßen viel zu früh im Klassenzimmer und würden gerne ein bisschen länger schlafen. Zusätzliche Busse wünschte sich Pfenning für die Abfahrtszeit um 1 Uhr. Der Bus sei oft sehr voll und es sei unwahrscheinlich, einen Sitzplatz zu kriegen. Wenn der Busfahrer dann noch stark bremse, fühle man sich nicht sicher. 

    Mützel entgegnete, dass nur ein bestimmte Zahl an Bussen zur Verfügung stehe. Zusätzliche Fahrzeuge seien "eine teure Geschichte", da auch das Personal und die Spritkosten gezahlt werden müssten. Deshalb müsste der Bus morgens zweimal fahren. Und die Kinder und Jugendlichen, die weiter entfernt wohnen, würden eben zuerst abgeholt. Es gebe dafür "keine optimale Lösung". Darüber hinaus bestehe keine gesetzlicher Anspruch auf einen Sitzplatz im Bus. Landrätin Sitter ergänzte, dass dieser Antrag das Budget des Jugendkreistages überschreite. Sie machte deshalb den Vorschlag, die bessere Anpassung des Busfahrplans mit in den Mobilitätsausschuss des Kreistages zu nehmen und dort zu beraten.

    Gemündens Bürgermeister: "Scheuen Sie nicht, mich anzurufen."

    Mehrere Anträge betrafen die Stadt Gemünden. Deshalb war auch Bürgermeister Jürgen Lippert zu Gast. So forderten die Vertreterinnen der Mittelschule Gemünden unter anderem, Jugendtreffpunkte einzurichten, wo man sich auch bei schlechtem Wetter mit Freunden zusammen finden könnte. Lippert versicherte: "Es ist nicht so, dass wir nicht bestrebt sind, ein JUZ oder mehrere Treffpunkte einzurichten. Die Problematik sind die geeigneten Räumlichkeiten." Die Stadt sei auch gewillt, eine hauptamtliche Jugendpflegerin einzustellen. Er appellierte an Bürgerinnen und Bürger, auch selbst zu überlegen, ob sie passende Räume kennen, und sich bei der Stadt zu melden. 

    Ähnlich verhielt es sich mit dem Antrag der Staatlichen Realschule Gemünden für einen Finanzzuschuss für einen neuen Skaterplatz in der Dreiflüssestadt. Auch bei diesem Thema scheitere es nicht am Geld, betonte Lippert. Es gehe momentan darum, eine geeignete Fläche zu finden. Eine Option hat die Stadt offenbar im Blick. Dazu führe er gerade Grundstücksverhandlungen. Generell forderte der Bürgermeister die Jugendlichen dazu auf, sich bei Bedarf direkt an ihn zu wenden: "Wenn Wünsche und Ideen vorhanden sind, scheuen Sie nicht, mich anzurufen" 

    Debatte um Tampons und Binden

    Sowohl die Staatliche Realschule Gemünden als auch die Mittelschule Lohr beantragten die kostenlose Ausstattung von Schulen mit Hygieneartikel wie Binden und Tampons. Diese seien kostspielig, hieß es von Seiten der Delegierten. Außerdem trauten sich viele junge Frauen nicht, Lehrkräfte oder im Sekretariat danach zu fragen. Zu diesem Tagesordnungspunkt gab es sicherlich die meisten Wortmeldungen. Aus der Debatte kristallisierten sich zwei Optionen heraus. Entweder könnte man Automaten für die Menstruationsartikel anschaffen. Oder es könnten kostengünstigere Boxen aufgestellt werden, aus denen sich die Schülerinnen bedienen können.

    Sitter erklärte, dass der Jugendkreistag dafür Mittel aus seinem Budget nutzen könnte. Sie empfahl aber, dass sie die Verwaltung erstmal ausrechnen lässt, wie hoch die jeweiligen Kosten wären, und den Tagesordnungspunkt auf die nächste Sitzung zu verschieben. Dieses Vorgehen hat das Gremium einstimmig beschlossen. 

    Wie funktioniert der Jugendkreistag?Der Jugendkreistag soll sich mindestens zweimal pro Schuljahr treffen und ist in seiner Themenwahl grundsätzlich nicht eingeschränkt. Anträge sollen vier Wochen im Voraus gestellt werden. Der Jugendkreistag hat ein Budget von 10.000 Euro pro Kalenderjahr zur Verfügung. Beschlüsse können mit einfacher Mehrheit getroffen werden. Die Sitzungen moderiert die Landrätin; sie hat allerdings kein Stimmrecht.Es gibt einige Voraussetzungen für Delegierte im Jugendkreistag: Sie müssen im Landkreis Main-Spessart wohnen. Außerdem müssen sie mindestens die achte Klasse besuchen und dürfen noch nicht volljährig sein. Die Schulen können ansonsten selbst entscheiden, wen sie als Delegierte entsenden. Die Amtsperiode ist auf ein Jahr ausgelegt. Insgesamt hat das Gremium 30 Plätze. Größere Schulen erhalten aktuell drei Sitze, weniger große Schulen nur zwei Plätze. Der Jugendkreistag wählt dann aus seiner Mitte drei Sprecherinnen und Sprecher.Aktuell nehmen zwölf Schulen in Main-Spessart an dem Projekt teil: das Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld, das Friedrich-List-Gymnasium Gemünden, das Theodosius-Florentini-Gymnasium Gemünden, die Georg-Ludwig-Rexroth-Realschule Lohr, die Johann-Rudolph-Glauber-Realschule Karlstadt, die Staatliche Realschule Gemünden, die Staatliche Realschule Marktheidenfeld, die Theodosius-Florentini-Realschule Gemünden, die Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr, die Konrad-von-Querfurt-Mittelschule Karstadt, die Mittelschule Gemünden und die Mittelschule Marktheidenfeld.(cwi)

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