Auch bei der Kreisversammlung von Bündnis 90/Die Grünen am Donnerstag abend war die Westumgehung Würzburgs, die B26n, beherrschendes Thema. Besonders heftige Kritik an diesem Projekt kam vom Karlstadter Stadtrat Horst Wittstadt. Der Landkreis Main-Spessart brauche keine Autobahn, sondern es müßten die vorhandenen Straßen ausgebaut und Ortsumgehungen geschaffen werden, so Wittstadt.
Zuvor hatte der Bundestagskandidat der Grünen, Heiko Schmidt (Urspringen), über den Stand der Vorbereitungen zur Bundestagswahl im September berichtet. Ein Schwerpunkt des Wahlkampfes solle der Ausstieg aus der Atomkraft sein.
Landtagsabgeordnete Simone Tolle berichtete, dass das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld wegen Problemen beim Brennelementewechsel immer noch vom Netz sei, eine Zeitlang sei es sogar gleichzeitig mit vier weiteren Atomkraftwerken nicht in Betrieb gewesen. Trotzdem sei die Stromversorgung nicht zusammengebrochen. „Die brauchen wir also gar nicht“, stellte sie fest. „An diesem Punkt wird Schwarz-Grün scheitern", sagte Kreisvorsitzender und Kreisrat Gerhard Kraft ein.
Zur Landtagsarbeit sagte Tolle, dass das neue „Mittelschulmodell“ nichts an dem Problem ändere, dass die Eltern für ihre Kinder immer die höchste Stufe der Hierarchie anstrebten. Die neue Schulform sei an eine Zahl von 300 Schülern gekoppelt. Das sei entweder das Aus für kleine Schulen und die Schüler müssten weit fahren, oder man fasse mehrere Standorte zu einer Verbundschule zusammen, wobei dann alle Schüler, wenn auch nicht jeden Tag, fahren müssten. Geplant sei, die Umsetzung von den Gemeinden im Dialog mit den Bürgern aushandeln zu lassen. „Das ist der dritte Rosenkranz für die Beerdigung der Hauptschule“ orakelte die Landtagsabgeordnete. Die Grünen setzten weiterhin auf die neunjährige Gemeinschaftsschule.
Zur B26n berichtete Gerhard Kraft über wachsenden Widerstand in der Region. In Karlstadt hätten Interessierte unverrichteter Dinge umkehren müssen, weil der Saal mit mehr als 300 Menschen überfüllt war. Heftig kritisierte Kraft die Kollegen anderer Parteien im Karlstadter Stadtrat: Sie forderten für ihre Stadt die optimale „Lösung“, doch was dann danach komme, das sei ihnen herzlich egal.
Horst Wittstadt wies darauf hin, dass die B26n zurzeit nicht weiter als bis Karlstadt geplant sei, die Finanzierung vor allem einer weiteren Brücke nicht geklärt. Wenn die Umgehung von Wiesenfeld fertig sei, bezweifele er, dass eine neue Autobahn überhaupt angenommen werde. Wer fahre schon einen Umweg über Helmstadt, wenn er auf kürzerem Weg sein Ziel erreichen könne, fragte er Auf jeden Fall hätten dann Steinbach und Lohr ein Problem.
Ausbau Maintalachse wäre besser
Lohrs zweite Bürgermeisterin Bärbel Imhof sah trotz neuer Kreisel die Lohrer Kreuzungen schon jetzt nicht mehr aufnahmefähig. Und eine Brücke, die die zusätzlichen Autos aufnehmen, über den Main führen würde und Umgehungsstraßen an Neustadt und Hafenlohr vorbei, seien weder geplant geschweige denn finanziert. Dabei wäre eine solche Maintalachse bis zum schon begonnen Autobahnaufstieg bei Hafenlohr nicht nur für die Lohrer die bessere Lösung. „Die B26n ist noch nicht durch, es steht noch nicht mal auf der Startrampe“, machte Kreisvorsitzender Gerhard Kraft Mut zum Widerstand und forderte neue Ideen.