Die Artenvielfalt bei den Enten ist groß: Laut Wikipedia umfasst die Familie der Enten insgesamt 47 Gattungen und etwa 150 Arten. Kirsten und Ralph Eisermann, seit kurzem Besitzer der ehemaligen Hotelanlage Waldeck zwischen Eußenheim und Gössenheim, haben sich auf eine besondere Art konzentriert: Sie sammeln französische Enten mit vier Rädern, Stockschaltung, Rolldach und Klappfenstern, Typenbezeichnung Citroën 2 CV.
Diese schaukelnde Studentenkarre der 1960er und 1970er Jahre, mit damals zunächst 16 PS, war der Schrecken all derer, die auf den Landstraßen gerne ungehindert hohe Pferdestärken spielen lassen wollten. Entenbesitzer schworen auf das unvergleichliche Fahrgefühl bei maximal 90 Stundenkilometern und den Charakter des Kult-Autos, so wie die Eisermanns noch heute. Vor drei Jahren fuhren sie mit dem Wohnwagen an der Anhängerkupplung einer etwas stärkeren Entenversion ihre persönliche „Tour der France“: 6000 Kilometer in vier Wochen, einmal rund um Frankreich.
Bisher war das Refugium der Oldtimerfreunde in Lohr. Es wurde zu klein, weil die Entenschar wuchs, denn schließlich besitzen die Sammler um die 15 Enten in unterschiedlichen Zuständen. Manche sind fertig restauriert oder kurz davor, andere sehen für den Laien wie Schrott aus, sind aber noch herzurichten, weil der Rahmen gut ist und der Aufbau sich relativ einfach gestaltet. „Wenn die Türen, Kotflügel oder andere Teile fehlen, fährt man schon mal nach Berlin, um sie abzuholen“, sagt Kirsten, die sich genau wie ihr Mann mit der „Schrauberei“ gut auskennt.
Die Eisermanns haben lange nach einem größeren Anwesen gesucht, das ihren Vorstellungen entspricht – das heißt, als Werkstatt und Lagerplatz genauso taugt wie als Altersruhesitz. Dabei kann von Ruhe keine Rede sein. Seit vier Wochen sind sie in der ehemaligen Hotelanlage zu Gange und haben schon einiges geleistet. Es wurden neue Elektrokabel und Heizungsrohre gelegt, vieles entrümpelt und immerhin bullert im ehemaligen Gastraum, dessen Bodenbelag, Beleuchtung und geklinkerte Rundbögen den Charme der 1960er Jahre verströmen, schon der neue Kaminofen.
„Wir sind froh, viele Freunde zu haben, die uns unterstützen, und es ist uns wichtig, dass die Leute wissen, was wir hier machen und vorhaben.“ Bei einer kleinen Führung erklärt Kirsten Eisermann die Geschichte des Hauses, soweit sie ihr bekannt ist. Angefangen habe wohl alles mit einem Wochenendhaus, später kam an der ehemals viel befahrenen B 27 ein Café dazu, das sich schließlich zum Hotel entwickelte.
„Wenn Teile fehlen, fährt man schon mal nach Berlin, um sie abzuholen.“
Kirsten Eisermann, Enten-Sammlerin
Mit der Eröffnung der Rhönautobahn (A 7) im Sommer 1968 ließ der Durchgangsverkehr und damit die Zahl der Übernachtungsgäste schlagartig nach, was den langsamen Niedergang der Anlage bedeutete. Zu Beginn der 1990er Jahre diente Waldeck als Spätaussiedlerunterkunft, dann als Hundepension und stand zuletzt einige Zeit leer.
„Noch fünf Jahre, dann wäre es eine Ruine gewesen“, sagt Ralph Eisermann, der realistisch einschätzt, wie viel Arbeit noch bevorsteht, bis die Bauwerke wieder in Schuss sind und als Werkstatt und Wohnung dienen können. Zuerst werde daher der ältere Teil renoviert.
„Wir haben gerne Menschen um uns und lieben Kunst und Kultur. Kunst und Oldtimer, das passt doch gut zusammen“, meint Kirsten Eisermann. Deshalb könne man sich für den Hotelbau später eine Art Begegnungsstätte für Kultur vorstellen oder Räume an Künstler vermieten.
Ganz in diese Richtung geht die Ausrichtung des jährlichen Ententreffens, das die beiden 2-CV-Fans bisher im Raum Lohr organisierten und das sie von 8. bis 10. Mai zum ersten Mal auf dem eigenen Grundstück planen, vor dem künftigen „Waldentenschloss“.
Der legendäre Deux Chevaux
Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger soll den Rennfahrer, Konstrukteur und Ingenieur André Lefebvre 1934 beauftragt haben, ein Auto zu entwerfen, das Platz für zwei Bauern und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bot, 60 Stundenkilometer schnell fahren und nur drei Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen sollte. Die Federung sollte so gut sein, dass ein Korb mit Eiern auch auf Feldwegen transportiert werden konnte.
Es entstanden einige Prototypen, die Produktion begann erst 1949, nach dem Krieg. Das erste Fahrzeug hatte 375 Kubikzentimeter Hubraum und neun PS, die für 65 Stundenkilometer reichten. 1967 verfügte der mit dem einem luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor betriebene 2 CV (französisch deux chevaux), deutscher Spitzname Ente, abgeleitet vom Märchen „das hässliche Entlein“, bereits über 16, dann 23 und ab 1986 29 PS, die eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern zuließen.
Der letzte 2 CV verließ am 27. Juli 1990 die Produktionshalle in Portugal. Insgesamt wurden 5 114 966 Stück gebaut, von denen in Deutschland heute noch etwa 14 000 existieren. Bei allen 2 CV war es möglich, den Motor mithilfe der Wagenheberkurbel zu starten. Quelle: Wikipedia/mobile.de