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Marktheidenfeld: Lermann-Areal erhalten, statt alles abzureißen: Angehender Architekt präsentiert Gegenentwurf zu den Investor-Plänen

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Lermann-Areal erhalten, statt alles abzureißen: Angehender Architekt präsentiert Gegenentwurf zu den Investor-Plänen

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    Lukas Fischer aus Marktheidenfeld hat sich in seiner Masterarbeit im Studiengang Architektur mit dem Udo-Lermann-Areal beschäftigt. Er findet: Das Gebäude müsste nicht unbedingt einem Neubau weichen, sondern könnte auch im Bestand umgestaltet werden.
    Lukas Fischer aus Marktheidenfeld hat sich in seiner Masterarbeit im Studiengang Architektur mit dem Udo-Lermann-Areal beschäftigt. Er findet: Das Gebäude müsste nicht unbedingt einem Neubau weichen, sondern könnte auch im Bestand umgestaltet werden. Foto: Katrin Amling

    Lukas Fischer hat schon in seiner Kindheit gerne Dinge repariert. Das Prinzip, Bestehendes weiter zu nutzen, möchte er gerne auch auf die Baubranche übertragen. Der 30-jährige Marktheidenfelder hat Architektur studiert und sich in seiner Masterarbeit mit dem Udo-Lermann-Areal beschäftigt. Seine Idee: Statt alles abzureißen und neu zu bauen, könnte man das Vorhandene sinnvoll umgestalten. Fischer kommt aus Marktheidenfeld, hat seinen Bachelor in Architektur an der Technischen Hochschule in Würzburg-Schweinfurt gemacht und ist für seinen Master an der Akademie der Bildenden Künste nach Stuttgart gezogen.

    "Mein Entwurf ist eine Vision und nicht eins zu eins zu übersetzen", ist sich Fischer bewusst. Das könne er im Rahmen einer Abschlussarbeit gar nicht leisten und sei auch nicht sein Ziel gewesen. Er habe auch keine Kostenrechnung gemacht oder die Stellplatzsatzung berücksichtigt. Doch er möchte einen Impuls an die Stadt und den Investor KRE geben und mit einem neuen Blickwinkel dazu anregen, die Pläne vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Jeder in Marktheidenfeld kenne das Gebäude, jeder habe dort früher seine Gummibärchen oder Spielsachen gekauft. "Daher fand ich es schade, da einmal mit der Walze drüber zu gehen."

    Der Entwurf von Lukas Fischer: Das prägende Gebäude direkt an der Würzburger Straße bleibt erhalten und wird mit Verkaufsräumen im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen gefüllt. In der dahinterliegenden Halle könnten sich Handwerksbetriebe ansiedeln, die reparierte Dinge dann im Hauptgebäude gleich wieder verkaufen.
    Der Entwurf von Lukas Fischer: Das prägende Gebäude direkt an der Würzburger Straße bleibt erhalten und wird mit Verkaufsräumen im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen gefüllt. In der dahinterliegenden Halle könnten sich Handwerksbetriebe ansiedeln, die reparierte Dinge dann im Hauptgebäude gleich wieder verkaufen. Foto: Katrin Amling

    Der 30-Jährige findet, dass in Deutschland viel zu oft Gebäude einfach abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. "Das ist oft einfacher, aber nur, weil die Bauindustrie darauf ausgelegt ist." Fischer fordert ein grundlegendes Umdenken: "Denn auf lange Sicht werden unsere Ressourcen dafür nicht ausreichen." Auch in seinem Studium sei die Transformation ein Schwerpunkt gewesen.

    Auf das Lermann-Areal als Gegenstand seiner Masterarbeit ist Fischer gekommen, weil er sich zuvor mit sogenannten "Nicht-Orten" beschäftigt hat. So nennt man in der Architektur Gebäude, die meist nur einen bestimmten Zweck haben, zum Beispiel Einkaufszentren in einer Stadt. "Auch wenn es ein akzeptiertes Areal im Stadtbild war, war das Gebäude ein reiner Konsumort", so Fischer. Nicht-Orte sind außerdem weder historisch, noch sind sie besonders identitätsstiftend. "Nicht-Orte haben mich schon immer interessiert. Und dann habe ich gemerkt, dass ich mit dem Lermann-Areal einen direkt vor der Haustür habe."

    Lermann-Areal als ein Experimentierraum für zirkuläres Wirtschaften

    Diesen Gedanken hat Fischer mit dem Thema der Reparatur und dem Weiterentwickeln verbunden. "Das Areal könnte zu einer Art Experimentierraum für zirkuläres Wirtschaften werden", so seine Idee. Passend dazu hat Fischer den Titel "MODelraUm" gewählt - er ergibt sich, wenn man die Buchstaben von "Udo Lermann" anders anordnet und die zwei "n" zu einem "m" zusammenfügt.

    Konkret hat Fischer eine Mischung aus Wohnraum und Handwerk entworfen. So könnten sich in der ehemaligen Halle des Baumarkts hinter dem Hauptgebäude in einer Art Werkhalle Akteure ansiedeln, die Dinge produzieren, aber auch reparieren. "Ich denke da speziell ans Kleingewerbe, zum Beispiel Handwerksbetriebe." Deren Erzeugnisse könnten dann wiederum in kleinen Läden im Erdgeschoss des Hauptgebäudes verkauft werden.

    Die Außenansicht des Modells von Lukas Fischer zum Lermann-Areal.
    Die Außenansicht des Modells von Lukas Fischer zum Lermann-Areal. Foto: Lukas Fischer

    Wie im Entwurf des Investors KRE auch steht Wohnraum bei Fischer an erster Stelle. Allerdings ist er der Meinung, dass die Stadt vor allem Platz für Familien brauche und weniger betreutes Wohnen und ein weiteres Seniorenzentrum. In den Obergeschossen sieht er deshalb Wohnungen in verschiedenen Größen vor. Da die bisherigen Verkaufsräume sehr tief und offen sind, war die Raumaufteilung eine Herausforderung. "Die Wohnungen sind teilweise so groß wie ein Einfamilienhaus, aber was fehlt ist natürlich die Privatsphäre und ein Garten", so Fischer. Als Ausgleich hat er auf dem Dach eine offene Gemeinschaftsfläche geplant. Um auch die innenliegenden Räume zu erhellen, hat Fischer mit Stanzungen eine Art Innenhof geschaffen, in den über eine Öffnung im Dach Licht fällt.

    Ein Dachgarten auf dem Gebäude soll gemeinschaftlich genutzt werden und als Ersatz für private Gärten dienen.
    Ein Dachgarten auf dem Gebäude soll gemeinschaftlich genutzt werden und als Ersatz für private Gärten dienen. Foto: Illustration: Lukas Fischer

    Fischer fehlt in den Plänen des Investors die Nachhaltigkeit

    An den Plänen des Investors stört den angehenden Architekten, dass sie relativ kurzfristig gedacht und auf Gewinnmaximierung ausgerichtet seien: "Es sind möglichst viele Wohnungen geplant, dann gibt es einen Ankermieter wie den tegut." Optisch wirke der Entwurf in seinen Augen nicht besonders wertig und zu funktional. Auch die Nachhaltigkeit kommt ihm zu kurz. Zum Beispiel werde das Gelände komplett versiegelt. Statt des geplanten großen Parkplatzes schlägt Fischer eine Wiese mit Bäumen vor. Um dennoch Platz für Autos zu haben, hat er eine Mobilitäts-Garage mit Fahrzeugpool eingeplant. "Damit stünde eine bestimmte Zahl an Fahrzeugen für alle zur Verfügung."

    Wenn das bestehende Gebäude erhalten bliebe, sieht der angehende Architekt neben der Ressourcenschonung einen weiteren Vorteil: "Ich könnte mir vorstellen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung größer wäre." Im Mai hatten Anlieger eine Unterschriftenaktion gegen die Pläne des Investors auf die Beine gestellt, weil sie fürchten, dass die Bebauung zu massiv werde. Und auch in den Diskussionen im Marktheidenfelder Stadtrat war die Optik immer wieder Thema. Diskussionen zum Beispiel um die Höhe des Gebäudes würden sich erübrigen, wenn sich daran nichts ändern würde.

    Fischer macht aber klar, dass er nicht die Optik des jetzigen Gebäudes um jeden Preis erhalten möchte. Vielmehr gehe es ihm darum, das Vorhandene weiterzuentwickeln, ohne es komplett platt zu machen. Ob er mit seiner Idee Gehör findet, weiß er nicht. "Aber ich möchte auch gerne meinen Beitrag zum Diskurs in der Stadt leisten", sagt Fischer.

    Aktueller Stand beim Udo-Lermann-ArealDer Bamberger Immobilienentwickler "KRE Group" hat das Gelände im Dezember 2019 erworben. Zu Beginn war geplant, das Gebäude zu erhalten und mit einem Anbau zu ergänzen. Aktuell ist jedoch ein vollständiger Abriss geplant. In einem Neubau sollen betreutes Wohnen, eine Tagespflege und ein Seniorenzentrum entstehen. Im Erdgeschoss wollen der Supermarkt tegut und der Drogeriemarkt Rossmann einziehen. Das Grundstück südlich der Ludwigstraße hat die Raiffeisenbank gekauft und plant dort ebenfalls Wohnungen. Aus den Plänen zu einem Ärztehaus ist bisher nichts geworden.Die Ideen des Investors stießen im Stadtrat teils auf heftige Kritik, mehrfach stand das Projekt kurz vor dem Scheitern, da weder Projektierer noch Stadtrat nachgeben wollten. Im Dezember 2022 stimmte der Stadtrat dann zu, den Bebauungsplan mit den bisherigen Entwürfen auf den Weg zu bringen. Aktuell ist die Stadt dabei, die zahlreichen Stellungnahmen auszuwerten und Vorschläge zur Umsetzung zu erarbeiten. Die Entscheidung über die Einwendungen obliegt dem Stadtrat in einer der nächsten Sitzungen nach der Sommerpause, teilt Pressesprecher Marcus Meier mit.(kaa)

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