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Marktheidenfeld: Letzte Instanz vor der Mülltonne: Foodsaver auf der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe unterwegs

Marktheidenfeld

Letzte Instanz vor der Mülltonne: Foodsaver auf der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe unterwegs

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    Ansprechpartner in Sachen Lebensmittelrettung: Die Foodsharing-Botschafterinnen Main-Spessart Miriam Simon (links) und Anja Rützel.
    Ansprechpartner in Sachen Lebensmittelrettung: Die Foodsharing-Botschafterinnen Main-Spessart Miriam Simon (links) und Anja Rützel. Foto: Lucia Lenzen

    Pommes, Schupfnudeln, Schokofrüchte, Brezeln, Pizza, Bratwurst oder doch einen Flammkuchen? Wer mit knurrendem Magen über die Laurenzi-Messe geht, hat die Qual der Wahl. Zwölf Imbissstände sind dort in diesem Jahr vertreten. Dazu kommen die Stände mit Naschereien. Doch so gut dort auch kalkuliert wird, am Abend bleibt dann doch oft etwas übrig, das nicht mehr aufgehoben oder wiederverwertet werden kann.

    Damit keine Lebensmittel unnötig in der Tonne landen, sind auch in diesem Jahr wieder Ehrenamtliche der Organisation Foodsharing auf Laurenzi unterwegs. Kurz vor dem täglichen Messe-Ende um 23 Uhr gehen sie herum und nehmen an den Ständen an, was weggeschmissen würde. 

    Beim Foodsharing geht es nicht darum, den eigenen Kühlschrank zu füllen

    "Wir sind sozusagen die letzte Instanz vor der Mülltonne", beschreibt es Anja Rützel. Zusammen mit Miriam Simon und Karin Koch ist Rützel Foodsharing-Botschafterin für Main-Spessart. Sprich, sie sind zuständig für die Presse, aber auch Ansprechpartner für die Betriebe, die bei Foodsharing mitmachen.

    Wichtig ist es beiden zu betonen, dass es bei Foodsharing nicht darum geht, den eigenen Kühlschrank zu füllen. "Wir wollen dafür sensibilisieren, dass Produkte bei ihrer Erzeugung Geld und Ressourcen gekostet haben." Vom Grundgedanke her sehen sich die Foodsaver als Umweltorganisation, die mit ihrem Tun auch Bildungsarbeit betreiben. 

    "Wir wollen dafür sensibilisieren, dass Produkte bei ihrer Erzeugung Geld und Ressourcen gekostet haben."

    Miriam Simon und Anja Rützel, Foodsharing-Botschafterinnen für Main-Spessart

    Dass Foodsharing keine Konkurrenz zur Tafel ist, ist den Foodsavern wichtig. So habe die Tafel immer Vorrang. Die Abholungs-Aktion auf der Laurenzi wäre für die Tafel allerdings schwierig. Auch für die Foodsaver bedeutet das einiges an Organisation. "Im ersten Schritt fragen wir immer bei der Stadt Marktheidenfeld, ob wir die Standbetreiber ansprechen dürfen", sagt Rützel. Hat die eingewilligt, geht ein Team am ersten Tag der Messe von Stand zu Stand, stellt sich vor, fragt nach, wer mitmachen möchte und lässt Informationsmaterial da.

    Gemüseabfälle beglücken Hühner- und Gänsefreunde

    Nicht immer sei Interesse da. "Manche verteilen abends, was übrig bleibt, an ihre Mitarbeiter. Manche sagen, wir nehmen alles mit zur nächsten Station", sagt Miriam Simon. Aber vielen sei es auch sehr recht, dass die Foodsaver kommen.

    Zum Beispiel am Ende der Messe, weil sie ihren Stand dann zwei Wochen zu machen oder weil täglich viel "guter" Abfall anfällt, wie zum Beispiel bei dem Stand, an dem Gemüsehobel verkauft werden. Säckeweise Gurken-, Karotten- und Kartoffelschalen können die Foodsaver dort jeden Abend abholen. Die Abfälle dienen als Tierfutter. "Wir haben jede Menge Hühner- und Gänsefreunde, die wir damit noch beglücken", so Rützel. 

    Lebensmittelhygiene spielt beim Foodsharing eine große Rolle

    Aber auch Obst oder Bananen, die schon braune Stellen haben, nehmen sie mit, ebenso Brot und Brezeln, die jeden Tag frisch gebacken werden. "Wir gehen meist gegen 22.30 Uhr, 23 Uhr herum, lassen unsere Taschen an den Ständen und holen sie dann wieder ab", so die Botschafterinnen. Dabei spielt Lebensmittelhygiene eine große Rolle. "Das geht nicht einfach: Rucksack auf und Brötchen rein", sagt Rützel. Das Tragen von Handschuhen, lebensmittelgerechte Verpackungen und das Einhalten der Kühlkette gehören zu den allgemeinen Regeln.

    Zu gut für die Tonne: So kann ein klassischer Karton mit Lebensmitteln aussehen, den die Foodsaver abholen. 
    Zu gut für die Tonne: So kann ein klassischer Karton mit Lebensmitteln aussehen, den die Foodsaver abholen.  Foto: Lucia Lenzen

    Sehr froh sind sie, dass sie in diesem Jahr einen Parkausweis bekommen haben und ihre Trolleys und Bollerwägen nicht ganz so weit ziehen müssen, bis sie die Lebensmittel ins Auto laden können. Das, was gerettet wurde, kann bei den Foodsavern zu Hause abgeholt werden. Was wo steht, wird über die Plattform bekannt gemacht. "Manche Sachen fahren wir auch direkt aus", so Miriam Simon. Eine Schicht kann also bis weit in die Nacht dauern.

    Auch sozial schwächer gestellte und ältere Menschen werden mit den Überschüssen versorgt

    71 Foodsaver mit Stammbezirk Main-Spessart gibt es mittlerweile. Dazu kämen nochmal so viele in den angrenzenden Gemeinden. Sie alle kümmern sich darum, ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten, Betrieben, Restaurants oder von Caterern zu "retten" und weiterzuverteilen.

    "Der Kreis der Abnehmer wächst, umso länger du das machst."

    Foodsaverin Anja Rützel über die Rettung von Lebensmitteln

    Auch gibt es einen Abnehmerkreis, sozial schwächer gestellte und ältere Menschen, die die Foodsaver mit den Überschüssen versorgen. "Der Kreis der Abnehmer wächst, umso länger du das machst", erzählt Anja Rützel. Teilweise werden die Dinge auch bundesweit verteilt, wenn es besonders große Mengen oder sehr spezielle Dinge sind. So haben die Foodsaver Main-Spesasrt letztens anderthalb Autoladungen voll mit Miso-Paste abgeholt. Ein anderes Mal waren es zig Packungen mit Ziegenmilch-Pulver für Babys. "Wir retten auch Pflanzen", so Miriam Simon. 

    Abgesehen von ihrem Engagement auf Laurenzi würden sie sich in Main-Spessart noch über Betriebe freuen, die mitmachen. Und auf der Spessartfestwoche?  Da sind die Foodsaver nicht im Einsatz. Aufgrund der anders angelegten Struktur des Volksfestes, mit weniger Essständen, gebe es dort einfach keinen Bedarf. 

    Die Foodsharing-Gruppe Main-Spessart ist zu erreichen unter Main.spessart@foodsharing.network

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