Diskussionsfreudig zeigte sich der Marktheidenfelder Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend, wobei es letztlich doch meist einstimmige Beschlüsse gab - auch in Sachen Abriss und Neubau der Lidl-Filiale an der Georg-Mayr-Straße, wozu es manch kritische Anmerkung gab. Angenommen wurde schließlich ein Beschlussvorschlag von Martin Harth (SPD), wonach die Verkaufsfläche auf 1200 Meter begrenzt wird. Verbunden ist er zudem mit Auflagen - unter anderem bezüglich der Stellplätze und ihrer Ausführung.
Was Lidl vor hat, erläuterte Bauamtsleiter Wilhelm Trabel: Das bestehende Gebäude soll abgerissen und ein Neubau direkt an der Georg-Mayer-Straße auf der Fläche hinter der jetzigen Zufahrt entstehen. Diese Einfahrt bleibt dann dem Lkw-Lieferverkehr vorbehalten, während die Kundenzufahrt ans andere Ende des Areals in Richtung Aldi verlegt wird. Zwischen den Lidl- und Aldi-Märkten soll zudem ein befahrbarer Übergang entstehen. Auch eine Elektro-Tankstelle ist geplant. Da sich der Neubau in die dortige Bebauung einpasst und ähnliche Neubauten anderer großer Märkte wie Aldi und Norma bereits genehmigt wurden, sei auch dieses Vorhaben zulässig.
Harth von Größe des Vorhabens überrascht
"Verwirrt und überrascht" zeigte sich Martin Harth jedoch wegen der Größe des neuen Marktes. Die liege nach seiner Ansicht mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche deutlich über dem Schwellenwert von 1200 Quadratmetern, über dem ein Sondergebiet ausgewiesen werden muss. Er hatte deshalb einen eigenen Beschlussvorschlag vorbereitet, der sich an jenen für frühere Markt-Neubauten in Marktheidenfeld orientiert. Ludwig Keller (proMAR) warnte vor immer größeren Supermärkten an der Peripherie, die die Innenstädte schwächten. Susanne Rinno (Grüne) fragte sich, wie ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit propagiere, so planen könne: Sie vermisse eine Dachbegrünung und eine Aussage zur Versiegelung der Parkflächen.

Bauamtsleiter Trabel machte deutlich, dass die Möglichkeiten Stadt begrenzt seien. Natürlich könne man das Vorhaben ablehnen, dann werde das Einvernehmen aber durch das Landratsamt ersetzt. Es gebe dort keinen Bebauungsplan. Wolle man mehr durchsetzen, dann müsste eine Bauleitplanung her und zunächst eine Veränderungssperre. Dann brauche es aber auch konkrete Pläne, was man dort anders machen wolle.
Projekt unter Auflagen befürwortet
Christian Menig (CSU) verwies auf andere Marktneubauten, die der Stadtrat genehmigt habe, und meinte: "Hier müssen wir noch einmal in den sauren Apfel beißen." Auch Heinz Richter (proMAR) sah wenig Spielraum: "Wenn es sich einfügt und nicht gegen Gesetze verstößt, dann haben wir im Stadtrat nichts mitzureden." Nach einer Reihe weiterer Wortmeldungen – unter anderem verwies Dirk Hartwig (Grüne) auf andere Lidl-Märkte, in deren Obergeschossen dringend benötigter Wohnraum realisiert werde – fiel dann doch der einstimmige Beschluss, das Projekt unter Auflagen zu befürworten.
Ebenfalls ausgiebig diskutiert wurde der Ausbau der Michelriether Straße in Altfeld, wobei das Gremium sich letztlich einig war, die Entscheidung zu vertagen, um noch offene Fragen zu klären. Eigentlich hatte das Ratsgremium im Juni 2019 den Ausbau mit gepflasterten Kreuzungs- und Einmündungsbereichen beschlossen, um damit auch den Verkehr zu beruhigen. Für das mit etwa 2,7 Millionen Euro veranschlagte Vorhaben gibt es laut Bescheid der Regierung vom April 2020 rund 632 000 Euro Zuschuss – allerdings nur, wenn der Ausbau komplett mit schwarzer Asphaltdecke erfolgt.
Adam: So bekommen wir eine Schnellstraße durch den Ort
"Da bekommen wir eine Förderung, aber nur wenn wir alle unsere Pläne über Bord schmeißen", ärgerte sich Helmut Adam (CSU) und warnte: "So bekommen wir eine Schnellstraße durch den Ort." Die Stadt solle sich auf die Suche nach anderen Fördertöpfen machen, regte er an. Für Hermann Menig (SPD) ist die Michelriether Straße keine Durchgangsstraße mehr, seit es die Kreisstraße MSP 21 als Umgehung gibt. "Ich sehe das als Ortsstraße und da haben wir die Verkehrshohheit", meinte er. Ihm wie weiteren Rednern ist es wichtig, hier die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Caroline Kutz (proMAR), von Beruf Polizistin, hatte keine Zweifel, dass es für die Verkehrsberuhigung die Unterstützung der Ordnungshüter geben wird. Sie betonte aber auch: "Ein Schild reicht nicht, sondern es muss auch baulich so sein, dass die Leute langsam fahren." Wie wichtig das ist, darauf zielte der Hinweis von Renate Schneider (CSU), dass es an der Straße zwei Bushaltestellen gebe und auch das Problem mit dem Schwerlastverkehr gelöst werden muss.