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MARKTHEIDENFELD: „Lieber Gott, ich möchte immer für Frau Schwarz da sein“

MARKTHEIDENFELD

„Lieber Gott, ich möchte immer für Frau Schwarz da sein“

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    Hand in Hand: Auch Freundschaftsbändchen wurden im Projekt Generationenbrücke der Grundschule Hafenlohr und dem Seniorenstift Hafenlohr geknüpft.
    Hand in Hand: Auch Freundschaftsbändchen wurden im Projekt Generationenbrücke der Grundschule Hafenlohr und dem Seniorenstift Hafenlohr geknüpft. Foto: Foto: Grundschule Hafenlohr/Isabel Diehm

    Langsam und vorsichtig manövriert Lennox den Rollstuhl durch die Gänge des Julius Echter Seniorenstifts in Hafenlohr, hinaus auf den Vorplatz, wo ein gemeinsames Foto gemacht werden soll. Man merkt dem Neunjährigen an: Das macht er nicht zum ersten Mal. Und auch sein Fahrgast, die 87-jährige Käthe Baier, sieht entspannt aus. Sie kennt ihren Chauffeur gut und weiß, dass sie sich in guten Händen befindet.

    Lennox und Käthe Baier kennen sich nun ein Jahr. Sie sind eines von sechs Paarungen, die für das Projekt „Generationenbrücke“ gebildet worden sind. Alle 14 Tage haben sich hier sechs ausgewählte Grundschüler der Grundschule Hafenlohr und sechs ausgewählte Senioren des benachbarten Seniorenstift für die Dauer von zwei Schulstunden getroffen. Unter Anleitung von drei Betreuern wurden Lieder gesungen, sich gemeinsam bewegt oder zusammen etwas gebastelt.

    Projekt gibt es deutschlandweit

    „Das Projekt Generationenbrücke gibt es deutschlandweit“, erläutert Julia Henke, Pflegedienstleiterin im Seniorenstift. Sie wurde auf das Projekt aufmerksam. In Absprache mit der Grundschule Hafenlohr war schnell klar, dass man so etwas auch vor Ort machen möchte. Neben einer Fortbildung Henkes gemeinsam mit Rektorin Isabel Diehm, wurden in intensiven Gesprächen die Partnerschaften gewählt. Hier waren die jeweiligen Charakterzüge wichtig. „Wir haben einen Seniorpartner beschrieben und ein Kind dazu gewählt“, beschreibt Lehrerin Anna Weidner, die die Kinder damals, Ende der zweiten Klasse, als Klassenlehrerin hatte. Das Ganze geschah in enger Absprache mit den Eltern.

    Wie gut die Auswahl passte, zeigte sich in dem kommenden Jahr. „Wir hatten sozial starke, aber auch zurückhaltendere Kinder dabei“, erklärt Rektorin Diehm. Gerade letztere seien gestärkt und offener aus dem Jahr herausgegangen. „Wir haben uns ganz schnell nebeneinander gesetzt und was gesungen“, beschreibt der neunjährige Joshua sein erstes Kennenlernen mit der 89-jährigen Herta Moser. Der neunjährige Adrijan beschreibt seine Seniorpartnerin, die 85-jährige Ida Schick, als total liebevoll und nett. „Und sie kennt alle Lieder auswendig“, erzählt er beeindruckt.

    „Frau Baier kann besser ausschneiden.“

    Im Duo von der 87-jährigen Käthe Baier und dem neunjährigen Lennox bewundert jeder die Stärken des anderen: „Frau Baier kann besser ausschneiden und werfen als ich“, hat Lennox festgestellt. Käthe Baier hingegen findet beachtlich, wie schnell Lennox schreiben kann. Bei der 88-jährigen Anna Altheimer und dem neunjährigen Clemens hat der Grundschüler das Schneiden übernommen, da sie Probleme mit der Hand hat. „Im Laufe der Zeit ist eine tiefe Verbundenheit und Zuneigung der Senior- und Juniorpartner entstanden, damit hätten wir nie gerechnet“, beschreibt Isabel Diehm.

    Gemeinsam mit den Kindern, den Seniorpartnern, Eltern und weiteren Bewohnern des Stifts und unter der Leitung von Gemeindereferentin Isabel Oestreicher hatte man einen Gottesdienst gefeiert, in dem sie alle Begegnungen Revue passieren ließen. „Lieber Gott ich bitte dich, dass ich immer für Frau Schwarz da sein kann“, trug darin die neunjährige Lennya vor. Sie will sich mit ihrer neuen, alten Freundin, der 87-jährigen Christine Schwarz, auch über das Schulprojekt hinaus weiter treffen.

    Projekt weckt Emotionen auf beiden Seiten

    Für die neunjährige Lina ist das mit ihrer Seniorpartnerin, Erna Eitel, leider nicht mehr möglich, sie starb während des Projekts. Lina aber blieb bei dem Projekt dabei und bastelte weiter für ihre Partnerin. So sei es auch vorher beschlossen gewesen, sollte jemand unerwartet ausscheiden, so Henke. So war Erna Eitel von da an immer noch in Gefühlen, Gedanken und einem Bild weiterhin dabei.

    Das Projekt weckte viele Emotionen auf beiden Seiten. „Der ein oder andere Senior wurde durch die Treffen auch mal traurig, weil er seine eigenen Enkel oder Kinder vermisste“, beschreibt die Pflegedienstleiterin. Dennoch übertrug sich meist die Lebensfreude der Kinder. Diese wiederum waren oft begeistert oder einfach fasziniert, zum Beispiel wenn sie auf dem Schoß eines Hundertjährigen sitzen durften.

    Nach diesem Erfolgserlebnis soll das Projekt im nächsten Jahr mit neuen Paarungen weiter gehen. Denn die Organisatoren sind sich sicher: Der Kontakt zwischen den Generationen ist weniger geworden. „Es wäre schön, wenn die Barrieren zwischen Jung und Alt schrumpfen“, so Julia Henke.

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