Als "herausforderndes Projekt" und "haushaltstechnisch großen Brocken" bezeichnete Bürgermeister Thomas Stamm den Neu- und Erweiterungsbau der Friedrich-Fleischmann-Grundschule zu Beginn der Stadtratssitzung am Donnerstag. Das Projekt hatte im Februar nach langer Wartezeit die Genehmigung der Schulaufsicht der Regierung von Unterfranken erhalten. Nun waren die Planer des Karlstadter Architekturbüros Haase und Bey ins Rathaus gekommen, um den Stadtratsmitgliedern einen Überblick über den aktuellen Stand und die Kostenplanung zu geben.
Zwei Gebäude auf dem Gelände am Äußeren Ring werden abgerissen, ein Neubau an ein bestehendes Gebäude angeschlossen und weitere Gebäude im Bestand saniert. Einem Vorentwurf von Architekt Johannes Hettiger hatte der Stadtrat im April 2021 zugestimmt. Damals waren zwei Varianten im Gespräch, ein klassisches Schulgebäude nach bisherigen Standards mit Flur und eine Clusterlösung, bei der die Klassenräume um eine "Lerninsel" herum gruppiert sind. Der Stadtrat entschied sich damals für die etwas günstigere Version mit klassischem Flur.
Neues Konzept mit Marktplätzen gibt Flexibilität
Überarbeitete Pläne hatten die Karlstadter Architekten von Haase & Bey im November 2022 vorgestellt. Sie schlugen flexibel nutzbare Räumlichkeiten mit "Marktplätzen" als Platz für Gruppenarbeiten, als Rückzugsort und Raum für Kreativität vor – also mit Möglichkeiten für neuere pädagogische Konzepte. Der Rat äußerte damals die Sorge, die Pläne könnten schwer zu finanzieren sein.

Der neue Entwurf, den Architekt Jürgen Schrauth am Donnerstag erläuterte, gliedert die Schule in mehrere "Lernhäuser", die jeweils zwei bis vier Klassenzimmer, einen Marktplatz und zwei Gruppenräume enthalten. Dafür gab es großes Lob: Stadträtin Susanne Rinno (Grüne), selbst Leiterin einer Mittelschule, nannte den Entwurf "aus pädagogischer Sicht genial". Man habe eine Schule geplant, die nicht nur für ein bestimmtes pädagogisches Konzept funktioniere, sondern für viele Jahrzehnte nutzbar sei. Schrauth betonte, dass dies nur in enger Zusammenarbeit mit der Schulleitung möglich gewesen sein. Konrektorin Stefanie Schorr war auch in der Sitzung anwesend.
Neuer Entwurf mit 200 Quadratmetern mehr
Der zweite große Unterschied zum bisherigen Entwurf ist die Planung für den Ganztag. Bisher werden morgens Räume für Unterricht genutzt und nachmittags andere Räume für die Ganztagsbetreuung. Nach dem Vorschlag der Architekten werden alle Bereiche der Schule den ganzen Tag genutzt. Im Entwurf von 2022 hatten außerdem Lager- und Technikräume gefehlt, für die Schrauth nun insgesamt knapp 200 Quadratmeter zusätzliche Fläche geschaffen hat.

Auch ein Lärmschutzgutachten hat das Büro anfertigen lassen. Wenig überraschend kommt vom Äußeren Ring viel Lärm, der für eine Lernatmosphäre schädlich sein könnte. An der Gebäudeseite zum Ring hin haben die Planer daher im Erdgeschoss zum Beispiel Toiletten, Technikräume und Lagerflächen geplant. An die Mensa anschließend sollte es im ersten Entwurf eine überdachte Fläche im Freien geben, damit die Kinder draußen essen können. Diese Fläche haben die Planer nun von der Nordseite auf die Westseite des Gebäudes geholt, sodass sie durch das Gebäude vom Äußeren Ring abgeschirmt wird.
Architekt rechnet mit Gesamtkosten von 16,5 Millionen Euro
Mit Sorgenfalten blickten die Ratsmitglieder schließlich auf die Kostenberechnung, die Schrauth an die Wand warf. Für den Neubau, den Abriss der zwei alten Gebäude und einen Container, in dem die Klassen aus den beiden abgerissenen Gebäuden vorübergehend untergebracht werden sollen, erwartet er insgesamt circa 16,5 Millionen Euro. Gefördert werden könnten davon möglicherweise 4,81 Millionen.

2021 war man noch von etwa 10,8 Millionen ausgegangen – in diese Zahl war aber der Abriss von nur einem Bestandsgebäude und ein Interimsbau für nur drei statt sechs Klassen einbezogen. Schrauth erläuterte, es mache wirtschaftlich keinen Sinn, nicht beide Gebäude gleichzeitig abzureisen. Zu den höheren Kosten führt auch die Tatsache, dass der neue Entwurf fast 200 Quadratmeter mehr Fläche hat. Als größte "Kröte, die wir schlucken müssen" bezeichnete Schrauth aber die allgemeine Baupreissteigerung, die von Anfang 2021 bis Ende 2023 42 Prozent betrug. Wenn sich dieser Trend über die Bauzeit des Gebäudes fortführe, werde es finanziell "unangenehm", merkte Wolfgang Hörnig (CSU) an. Schrauth zeigte sich jedoch optimistisch.
Grundstück muss noch von der Vorderbergstraße erschlossen werden
Um Geld zu sparen, hat Schrauth mit weniger mobilen Trennwänden geplant – die durch das Marktplatz-Konzept auch nicht mehr notwendig sind – und eine andere Fassadengestaltung vorgeschlagen. Für eine gemeinsame Wärmeplanung ist das Architekturbüro bereits auf die "Nachbarn" der Grundschule zugegangen, zum Beispiel auf Warema und die Rummelsberger Diakonie.
Auf dem gleichen Grundstück plant die Stadt eine neue Kita, weshalb die Einrichtung der Baustelle kompliziert wird. Wie Andreas Burk vom städtischen Bauamt bestätigte, ist es das Ziel, das südliche Grundstück freizuhalten, damit an Kita und Grundschule gleichzeitig gebaut werden kann. Dafür sei es wichtig, das Grundstück möglichst bald von der Vorderbergstraße zu erschließen.
Der Stadtrat stimmte der Planung schließlich einstimmig zu. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Klassen in den Sommerferien 2025 umziehen und der Neubau im Herbst 25 beginnen. Fertig wäre das Gebäude dann möglicherweise nach den Sommerferien 2027.