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Lohr: Lohrer Schüler erzählen, wie sie die Pandemie erlebt haben

Lohr

Lohrer Schüler erzählen, wie sie die Pandemie erlebt haben

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    Finn (links) und Jannes erzählen, wie es ihnen in der Pandemie ergangen ist. Es lauschen (von links) Elternsprecher Thomas Madach, Schulleiterin Susanne Rinno, Jugendsozialarbeiterin Anke Schulze-Banik und Klassenlehrerin Susanne Kaderschafka.
    Finn (links) und Jannes erzählen, wie es ihnen in der Pandemie ergangen ist. Es lauschen (von links) Elternsprecher Thomas Madach, Schulleiterin Susanne Rinno, Jugendsozialarbeiterin Anke Schulze-Banik und Klassenlehrerin Susanne Kaderschafka. Foto: Pat Christ

    Die Pandemie und daran ist nicht zu zweifeln, hat Kinder und Jugendliche bisher auf spezielle Weise betroffen. Plötzlich durften sie nicht mehr in die Schule gehen. Unterricht fand vor dem Monitor statt. "Manchmal gab es Internetprobleme", erzählt Jannes aus der Lohrer Mittelschule auf die Frage, wie es ihm während der Corona-Krise ergangen ist. Abgesehen davon sei die Zeit aber gar nicht so schlimm gewesen. Der Fantasy-Fan las viel: "Zum Beispiel Animox."

    Bei hohen Inzidenzzahlen oder Quarantäne gibt es keine Wahl: Unterricht muss online stattfinden. Die Lehrer der Lohrer Mittelschule unterrichteten während des letzten Lockdowns täglich vier Schulstunden à 30 Minuten virtuell. Dazwischen lösten die Schüler selbstständig Aufgaben. Die meisten haben die Zeit des Distanzunterrichts gut verkraftet, sagt Schulleiterin Susanne Rinno: "Nur zehn bis 20 unserer rund 300 Schüler hatten größere Probleme, hier wieder anzukommen." Nicht nur für sie wird seit Kurzem ein nachmittägliches Nachholprogramm mit zwei ehrenamtlichen Studenten organisiert. Die 13-jährige Lisa nahm daran freiwillig teil.

    Kein Jammern

    Endlich gute Englischnoten zu schreiben, war ein Ansporn für sie, erzählt die Siebtklässlerin. Mit Englisch steht Lisa etwas auf dem Kriegsfuß. Das war aber schon vor Corona so. Die Pandemie-Zeit zu bewältigen, war ansonsten auch für sie nicht allzu schwierig. Lisa war viel draußen. Auch ihre Klassenkameradin Lucy jammert nicht. Beide Mädels fügten sich in das Unabänderliche. Und versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Wobei es natürlich schade war, dass so vieles wegbrach.

    Sonst ging man nach dem Unterricht vielleicht in die Musikschule, um Violine spielen zu lernen. Oder zum Proben in den Musikverein. "Mein Bruder spielt Tenorhorn in einem Kinderensemble in Neuhütten", erzählt Finn. Das ging lange nicht. Er selbst ist in Lohr in der Bläserklasse: "Ich lerne Saxofon." Davon ließ er sich auch im Lockdown nicht abhalten. Der Junge griff diszipliniert an jedem zweiten Tag zu seinem Instrument und übte. Vielleicht, hofft er, wird es heuer wieder ein Weihnachtskonzert geben.

    Starke Belastung durch Pandemie

    Jugendpsychiatern bereitet die pandemische Situation Bauchschmerzen. Sie gehen davon aus, dass ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen durch die Pandemie stark belastet ist. Diese Zahlen kann man in Lohr so nicht bestätigen. Richtig ist laut Susanne Rinno allerdings, dass viele Kinder Lerndefizite haben. Deshalb starteten Eltern kürzlich die Initiative "Eltern für Kinder", berichtet Klassenelternsprecher Thomas Madach, dessen Tochter in der sechsten Klasse ist. Madach klappert gerade Firmen in Main-Spessart ab, um für Spenden für Lernmaterialien zu werben. Mit dem Geld soll das ganze nächste Schuljahr hindurch "Backup-Unterricht" im Ganztag gestartet werden.

    Grundsätzlich ist auch virtuell ein lebendiger Unterricht möglich. Das bestätigt Susanne Kaderschafka von der sechsten Ganztagsklasse: "Was uns jedoch nun lange gefehlt hat, war Zeit zum Üben." Das nachzuholen, wird ein Kraftakt sein. In Lohr geschieht dies dreigleisig. Aktuell durch die beiden Studenten. Im kommenden Schuljahr durch das Spendenprojekt der Eltern. In den Sommerferien gibt es ein drittes Angebot, das durch das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona" finanziert wird. Zwei Milliarden Euro stehen bundesweit zur Verfügung. Das klingt viel. In Lohr reicht es jedoch gerade mal, um drei einwöchige Kurse für je zehn Schüler zu organisieren.

    Bei Langeweile wird "gegamed"

    Ist daheim nichts zu tun, schauen sich Kinder gern einen Clip auf Youtube an. Oder sie "gamen". Der Medienkonsum, sagen Experten, hat deutlich zugenommen. Und auch das bereitet Sorgen. In Bezug auf Jannes ist dies unbegründet. Er saß zwar wegen des Distanzunterrichts mehr als sonst vor dem Rechner. Aber keineswegs die ganze Freizeit hindurch. "Ich hab viel Hörspiele gehört", sagt der Zwölfjährige. Auch Anke Schulze-Banik, Jugendsozialarbeiterin an der Lohrer Mittelschule, sieht keinen Grund für Alarmstimmung. Natürlich gebe es Kids, die viel online sind. Aber das sei schon vor der Pandemie so gewesen.

    Für einige Eltern war die Zeit der Pandemie eine Tortur. Neben dem Homeoffice mussten sie sich die ganze Zeit um ihre Kinder kümmern. Kinderschützer warnten, dass der Stress zu verbaler oder körperlicher Gewalt führen könnte. Das kam sicher vor, meint Anke Schulze-Banik. In welchem Maße, hing von den Ressourcen der Familie ab.

    Insgesamt seien Kinder aus zugewanderten Familien durch die Pandemie etwa stärker belastet gewesen, ergänzt Rinno. Negativ wirkte sich aus, dass diese Kinder nun lange wieder vor allem in ihrer Muttersprache kommuniziert haben. In den ersten Tagen nach der Schulöffnung sei ihr eine ausgesprochene "Wortarmut" aufgefallen.

    StudienergebnisseUntersuchungen, wie die sogenannte die Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zur psychischen Gesundheit und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie kommen zu alarmierenden Ergebnissen. So wird auf einen Anstieg von Einsamkeitsgefühlen, Ängsten, Belastungen und verminderter Lebensqualität verwiesen. Festgestellt wurde auch eine deutliche Zunahme der Nutzung digitaler Medien sowie das Gefühl von Kindern und jungen Menschen, bei Politik und Gesellschaft kein Gehör zu finden. Kinder- und Jugendpsychologen berichten, dass die Nachfrage nach therapeutischer Unterstützung um 60 Prozent zunahm.(pat)

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