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BERGROTHENFELS: Mädelsflohmarkt mit Lätzchen für Senioren

BERGROTHENFELS

Mädelsflohmarkt mit Lätzchen für Senioren

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    Die jüngsten Verkäuferinnen in Bergrothenfels: Megan Cornwell (10 Jahre) aus Kredenbach und Emma Nellesen (10 Jahre) aus Michelrieth.
    Die jüngsten Verkäuferinnen in Bergrothenfels: Megan Cornwell (10 Jahre) aus Kredenbach und Emma Nellesen (10 Jahre) aus Michelrieth. Foto: Alle Fotos: Dorothea Fischer

    Luisas Mutter gefällt das rosa Glitzer-Shirt nicht. Sie ist nicht bereit, dafür drei Euro auszugeben. „Zwei?“, fragt Megan, die Verkäuferin, hoffnungsvoll. Damit Ruhe herrscht, gibt sie ihr das Geld – auch wenn das Oberteil bei der Mutter noch immer nicht gut ankommt. Tochter Luisa ist glücklich. Die Achtjährige hat am Samstag auf dem ersten Mädelsflohmarkt der Region in Bergrothenfels ihren ersten Einkauf gemacht.

    In größeren Städten sind derartige Veranstaltungen bereits etabliert. In Würzburg beispielsweise lassen sich damit regelmäßig die Posthallen füllen. Dort gibt es dann alles, was das Herz von großen und kleinen „Mädels“ höher schlagen lässt: jegliche Art von Kleidung für die weibliche Kundschaft, Schuhe in allen Farben und Formen, Handtaschen, Hüte oder Schmuck; auch Deko-Gegenstände oder Haushaltswaren.

    Daria Schürmann, die Organisatorin des Bergrothenfelser Basars, hatte von den erfolgreichen Veranstaltungen gehört. „Unser Kinderbasar kam nicht mehr so gut an, davon gibt es viele in der Region“, sagt sie. Deshalb wollte sie mal etwas Neues ausprobieren und lud zum Mädelsflohmarkt. Wie bei den anderen Verkaufsveranstaltungen zuvor auch gehen die Einnahmen an den Kindergarten. Schürmann ist zufrieden: 27 Standmieter präsentierten ihre Waren – unter anderem die Junior-Verkäuferinnen Megan Cornwell aus Kredenbach und ihre Freundin Emma Nellesen aus Michelrieth, beide zehn Jahre alt.

    Die beiden hatten sich unter einem Mädelsflohmarkt jedoch etwas anderes vorgestellt: „Wir sind die einzigen Mädchen, die hier verkaufen. Alle anderen sind viel älter“, sagen sie. Doch das kommt ihnen auch zugute. Sie sind die einzigen hier, die Kindersachen verkaufen, und schon einige ihrer Klamotten, Bücher und Schuhe losgeworden. „Wir haben keine Preise festgelegt. Die Leute sollen sagen, was sie zahlen wollen“, erklärt Emma.

    Auf die Frage, warum sie ihre abgetragene und zu klein gewordene Kleidung verkauft, sagt die Schülerin: „Ich habe so viele Sachen, da muss jetzt einfach mal etwas weg.“ Und der Erlös? Wird selbstverständlich in neue Kleidung investiert! Megan möchte unbedingt einen rosa Baby-Anzug mit passender Mütze und Schuhen verkaufen. „Den hat meine Mama selbst genäht. Der ist zu schade zum Wegwerfen“, sagt sie stolz. Doch nicht jeder erkennt den Wert des Stücks: „Hier ist nur eine schwangere Frau vorbeigekommen, die hat ihn sich nicht mal angeschaut.“

    Insgesamt fand nur wenig potenzielle Kundschaft den Weg in die Bergrothenfelser Seewiesenhalle, so der Tenor der Verkäuferinnen. Renate Leppig aus Marktheidenfeld vermutet, dass das an der Straßenführung liege. Die Zufahrt zum Rothenfelser Stadtteil ist derzeit nur über die Umleitung von Hafenlohr aus möglich. Zudem hätten viele anderes zu tun, als am Samstagnachmittag auf einen Flohmarkt zu gehen – beispielsweise die Lohrer Spessartfestwoche besuchen.

    Einige der Anbieter packten bereits eine Stunde vor Ende der Veranstaltung wieder zusammen, ohne einen Cent eingenommen zu haben. Leppig wird alles, was sie nicht an die Frau bringen konnte, in den nächsten Altkleidercontainer werfen. Nur zwei teure Winterjacken nimmt sie mit nach Hause zurück.

    Anne-Florin Schulz (23) aus Lohr konnte zumindest ein paar Kleinigkeiten loswerden. Die helle Tunika im Lagen-Look hätte sie gerne verkauft. Andererseits: Wenn sie sie wieder zurück in den Schrank hängt, fällt sie zwischen den vielen anderen Teilen auch nicht weiter auf. „Ich habe für meine Klamotten zwei Kleiderschränke und eine Kommode im Schlafzimmer, einen Schrank im Bad und einen bei Mutter. Der Rest liegt überall herum“, lacht sie. Da bleibt wenig Platz für die Sachen ihres Freundes Steffen Kessler.

    Der 23-Jährige stammt aus Rothenfels und hilft beim Verkauf. Er ist weit und breit der einzige Mann, der hinter einem der Tische sitzt. Ein Problem hat er damit nicht. Er hilft gerne. Die wenigen anderen, die den Weg in die Halle finden, beaufsichtigen Kinder, während sich die Partnerin an den Ständen umsieht, oder warten an der Kuchentheke auf sie.

    Kaufen Frauen eher bei Männern ein? „Nein, das spielt keine Rolle. Das Geschäft läuft schleppend. Viele fragen nicht mal nach dem Preis“, sagt Kessler. Das könne daran liegen, dass die Waren nicht besonders gut präsentiert werden. Hinweisschilder auf die Größe der Bekleidung fehlen meist. Und der Stil müsse der Kundin gefallen. Die meisten der Verkaufstische ähneln sich: gestapelte Kleidung, ein paar Modeschmuckstücke, auf der Bank davor Schuhe. Und manchmal noch ein Kleiderständer mit Teilen auf Bügeln.

    Ein Stand, der sich davon abhebt, ist der von Mirjam Erbacher aus Markt Nordheim (Mittelfranken). Sie ist eine Freundin der Flohmarkt-Organisatorin Schürmann und verkauft vor allem Näh- und Bastelarbeiten. Aus alten Kittelschürzen, Bettwäsche, Vorhängen oder Nachthemden in Kombination mit neuen Stoffen fertigt die 30-jährige Erzieherin farbenfrohe neue Stücke: Hand- und Kosmetiktaschen, Mützen, Halstücher oder Kinderkleider. Auch Nierengürtel für Frauen hat sie im Angebot.

    „Ich finde es schrecklich, dass in vielen Altenheimen alle den gleichen Latz tragen müssen. Wenn diese dann noch rosa sind, finde ich das vor allem für die Männer entwürdigend.“ Deshalb hat sie etwas im Sortiment, das es so nicht zu kaufen gibt: Lätze für Senioren oder Behinderte. Die geblümten oder karierten Muster würden Erinnerungen an früher bei den alten Menschen wecken. Eine Seite ist aus abwaschbarem Stoff für den Alltag gestaltet, die andere mit Spitzenborde und Blümchen „fürs Kaffeekränzchen“, schmunzelt Erbacher.

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