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Main-Spessart: Main-Spessart auf dem Weg zur Energieautarkie: Hoffnungsträger sind Photovoltaik und Wärmepumpen

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Main-Spessart auf dem Weg zur Energieautarkie: Hoffnungsträger sind Photovoltaik und Wärmepumpen

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    Fast ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs im Landkreis wurde im Jahr 2020 schon von heimischen Photovoltaik-Anlagen produziert. Im Bild ist der Solarpark Erlasee der Solon AG bei Arnstein.
    Fast ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs im Landkreis wurde im Jahr 2020 schon von heimischen Photovoltaik-Anlagen produziert. Im Bild ist der Solarpark Erlasee der Solon AG bei Arnstein. Foto: Karl-Heinz Haase

    Die neue Regierung hat eine Energiewende versprochen, mit dem zügigen Ausbau der regenerativen Energien und schnelleren Genehmigungsverfahren. Was kommt davon im Landkreis Main-Spessart an? Seit sieben Jahren ist Michael Kohlbrecher Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Main-Spessart. Ein Gespräch mit ihm über das Ziel des Landkreises, energieautark zu werden.

    Michael Kohlbrecher ist der Klimaschutzbeauftragte des Landkreis Main-Spessart.
    Michael Kohlbrecher ist der Klimaschutzbeauftragte des Landkreis Main-Spessart. Foto: Martin Hogger

    Frage: Herr Kohlbrecher, zum Klimaschutz ist jetzt ein weiteres Argument gekommen. Wir müssen uns aus der Abhängigkeit von Russlands Energielieferungen befreien. Geht es jetzt schneller voran hin zur Energieautarkie des Landkreises Main-Spessart?

    Michael Kohlbrecher: Es geht auf jeden Fall voran. Ich bekomme derzeit viele Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern, die ihre alte Öl- oder auch Gasheizung tauschen möchten. Das ist natürlich für jeden Haushalt eine Investition. Aber von der Bundesregierung gibt es hierfür Zuschüsse in Höhe bis zu 45 Prozent. Auch Photovoltaik ist gerade sehr gefragt – und PV auf dem eigenen Dach lohnt sich meist auch ohne Zuschüsse vom Staat. Bei beiden Themen ist bei dem derzeitigen Andrang das Handwerk das Nadelöhr: Die Auftragsbücher sind voll, die Installation einer neuen Heizung oder PV-Anlage geht oft nicht so schnell wie gewünscht vonstatten.

    Die neue Bundesregierung mit Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte schon vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine Energiewende versprochen. Ist davon schon was auf Landkreis-Ebene zu spüren?

    Kohlbrecher: Das Zwei-Prozent-Ziel für Windkraft wäre meiner Einschätzung nach auch ohne Ukraine-Krieg gekommen, ebenso wie eine Neuausrichtung der Förderpolitik für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Aber solche Maßnahmen brauchen ihre Zeit, vom Beschluss zu gültigem Recht und dann nochmal bis zur Umsetzung. Insofern spürt man bisher nur die „Vorwehen“ neuer Gesetzeslagen.

    Wie ist die Situation im Landkreis? Wo kommen wir gut voran? Wo müssen wir besser werden?

    Kohlbrecher: Bei der Photovoltaik kommen wir gut voran, da lagen wir laut Energieatlas Bayern 2020 bei 23,5 Prozent-Anteil am Gesamtstromverbrauch im Landkreis. Die Windkraft liegt bei 17 Prozent. Da ist aber künftig wieder etwas mehr Bewegung zu erwarten. Das Potenzial für Wasserkraft im Landkreis ist wohl mit 15 Prozent weitgehend ausgeschöpft. Daher ist der große Hoffnungsträger für erneuerbaren Strom im Landkreis die Photovoltaik. Hier hat der Regionale Planungsverband gerade eine sehr gute Leitlinie erstellt. So kann jede Kommune schnell überblicken, wo es Hinderungsgründe für solche Anlagen gibt. Erfasst wird zum Beispiel auch die Bodengüte auf landwirtschaftlichen Flächen. Auf Dachflächen – bei Wohngebäuden ebenso wie Firmendächern – gibt es ebenfalls noch Potenziale. Hier hilft das Solardachkataster des Landkreises weiter. 

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    Seit 2019 gibt es diesen Solarkataster, mit dem jeder Hausbesitzer eine Orientierung erhält, ob sich eine Anschaffung einer PV-Anlage auf dem Dach lohnt. Gibt es Auswertungen, ob dies der Anbringung von PV-Anlagen einen Schub gegeben hat?

    Kohlbrecher: Eine belastbare Auswertung wäre extrem aufwändig und liegt uns nicht vor. Aber wir hören immer wieder von Leuten, die sich für eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach interessieren, was für eine hilfreiche Sache unser Kataster ist. Das reicht uns als Bestätigung und Ansporn, das Kataster weiterzuführen.

    "Die Wärmepumpe ist der große Hoffnungsträger für die Wärmewende."

    Michael Kohlbrecher, Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Main-Spessart

    Der Ausbau der Windkraft ist im Landkreis zum Erliegen gekommen. Kommt er jetzt wieder voran?

    Kohlbrecher: Wir warten mal ab, was die vom bayerischen Wirtschaftsminister Aiwanger angekündigte Gesetzesnovellierung bringt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Laufe der nächsten Jahre im Landkreis noch einige wenige neue Windräder ermöglicht werden. Für die Energiewendeziele des Landkreises aber bleibt die Photovoltaik aus meiner Sicht die wichtigere Säule – auch, weil sie eine höhere Bürgerakzeptanz genießt.

    Was kann der Landkreis tun, um die Verbraucher zum Sparen zu animieren?

    Kohlbrecher: Der Landkreis kooperiert mit der Verbraucherzentrale Bayern bei der Energieberatung. Diese kann professionelle Energieberatungen kostenlos anbieten – von der kurzen Telefonberatung bis zum Beratungsgespräch mit einem Fachmann oder einer Fachfrau vor Ort. Allerdings ist auch in diesem Bereich die Nachfrage hoch. Außerdem bietet der Landkreis eine Vortragsreihe zu aktuellen Energiethemen für Häuslebauer und Sanierer an und geht selbst mit der energetischen Sanierung seiner eigenen Gebäude mit gutem Beispiel bei der Energieeinsparung voran. Wir haben auch mit der Kampagne „Energie-Karawane“ in ausgewählten Wohngebieten mit besonders alter Bausubstanz die Bürger informiert und versucht, zu energieeffizienten Sanierungen zu motivieren. 

    Private Wärmepumpen werden zum neuen Status-Symbol eines Hausbesitzers. Können diese einen Beitrag leisten?

    Kohlbrecher: Auf jeden Fall. Die Wärmepumpe ist der große Hoffnungsträger für die Wärmewende. Die Wärmepumpe sollte möglichst mit grünem Strom betrieben werden, am besten mit der eigenen Photovoltaikanlage. Ideal ist sie in Kombination mit Flächenheizungen wie einer Fußbodenheizung. Es kann aber auch im Altbau funktionieren, wenn dieser gedämmt wird; oder vielleicht auch schon, wenn nur die Fenster erneuert wurden und die Heizkörper groß dimensioniert sind. Da muss man jeden Einzelfall prüfen, am besten durch einen Energieberater.

    2011 hat der Landkreis beschlossen, bis 2035 energieautark zu sein. Jetzt sind über zehn Jahre vergangen. Wie ist der Landkreis unterwegs?

    Kohlbrecher: Beim Strom sind die 100 Prozent erreichbar. Bei der Wärme wird’s schwierig, was zum einen am hohen Wärmeverbrauch der im Landkreis starken Industrie liegt. Doch auch die Industrie spürt natürlich den Druck des Marktes und der Politik, die Energiewende umzusetzen. Zum anderen wohnen bei uns auch viele ältere Menschen, für die eine umfassende Sanierung ihres Hauses finanziell ein zu großer Brocken ist. Oft höre ich Sätze wie „Ich bin jetzt 80 Jahre alt und meine Kinder wohnen in München; da mach ich doch nix mehr hier am Haus…“. Natürlich durchaus verständlich.

    Und wie ist ihre persönliche Bilanz?

    Kohlbrecher: Vieles sind lange Prozesse, aber es gibt auch Erfolgserlebnisse, beispielsweise wenn Bürger anrufen, die sich bedanken und sagen, Sie haben mir sehr geholfen.

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