Deutlicher als drei Wochen zuvor der Ausschuss für Landkreisentwicklung fordert der Kreistag die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Werntalbahn. War es dort noch eine knappe Entscheidung, stimmten diesmal nur die beiden Kreisräte der AfD dagegen. Mit der Werntalbahn könnten zum Beispiel Pendler aus Eußenheim oder Arnstein nach Schweinfurt oder Bamberg fahren –und dass sehr schnell. Gegenüber den jetzigen Verbindungen wird ab Gemünden eine halbe Stunde Fahrzeit eingespart.
Derzeit wird die Strecke vor allem von Güterzügen genutzt. Samstags und sonntags fährt dort aber bereits der Regionalexpress 55 „Main-Spessart-Sprinter“. Die Fahrzeit von Gemünden bis Schweinfurt beträgt 47 Minuten, bis Bamberg 83 Minuten.
Eine Chance zur Wiederbelebung
Der Antrag, dass der Kreistag die Kommunen im Werntal unterstützt, kam von der SPD-Fraktion. Bei seiner Vorstellung sprach Kreisrat Harald Schneider, der sich seit zehn Jahren mit dem Thema beschäftigt, von einer historischen Chance, die Wiederbelebung zu unterstützen. Denn es gäbe schon entsprechende Beschlüsse der Werntalgemeinden Arnstein, Thüngen, Eußenheim und Gössenheim. Mit dem positiven Beschluss setze man ein Zeichen und bringe die Sache voran, ohne große Kosten zu verursachen. Denn das bedeute nicht automatisch, dass die jeweiligen Gemeinden auf eigene Kosten Bahnsteige bauen müssen. Das entscheide nicht nur jede Kommune später selbst, es gebe auch eine Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und damit Fördermöglichkeiten.

Damit spielte Harald Schneider auf die vier Reaktivierungskriterien an. Dazu gehört, dass es eine Nachfrage von mehr als 1000 Reisenden je Werktag geben muss, dass ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen die Strecke samt Stationen betreiben muss und dass die ÖPNV-Aufgabenträger sich zur Umsetzung eines Buskonzepts verpflichten müssen. Außerdem muss die Infrastruktur ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt werden, der "einen attraktiven Zugverkehr" ermöglicht.
Diese vier Kriterien erkannte der Landkreis mit dem Beschluss an, ohne eine Finanzierung anzuerkennen. Außerdem fordert er die bayerische Eisenbahngesellschaft auf, die nötige Potentialanalyse (Prognose) zu erstellen und beauftragte die Landkreisverwaltung, die Einleitung eines Verfahrens zur Prüfung der Reaktivierung zu beantragen.
Lob über Fraktionsgrenzen hinaus
„Wir werden das mehrheitlich mittragen“, kündigte Thorsten Schwab für die CSU-Fraktion an und lobte den Antrag in den höchsten Tönen. „Wenn er nicht von der SPD gekommen wäre, hätten wir ihn stellen müssen“. In Bayern seien 26 Bahnen zur Reaktivierung im Gespräch, wusste er als Landtagsmitglied. Und die Voraussetzungen für die Werntalbahn seien weit besser als für die viel diskutierte Steigerwaldbahn. Denn die Werntalbahn sei komplett verkehrstüchtig und elektrifiziert. Er hoffe, dass auch der Landkreis Schweinfurt dem Verfahren zur Reaktivierung zustimmt, so Schwab.
„Das ist der richtige Antrag zur richtigen Zeit“, fand Gerhard Kraft (Grüne). Schon in den 90ern seien Versuche zur Reaktivierung des 1976 eingestellten Personenverkehrs unternommen worden. Man sei sich bewusst, dass es um das „Bohren dicker Bretter“ gehe, doch seien die Voraussetzungen günstig, weil es nur um die Reaktivierung des Personenverkehrs auf einer nie stillgelegten Strecke gehe – im Unterschied zur Steigerwaldbahn.
Ob der Landkreis bei der Reaktivierung der Werntalbahn Kosten übernehmen müsse, fragte Kurt Schreck (AfD). Darauf antwortete Sebastian Kühl vom Landratsamt, mit dem aktuellen Beschluss seien keine finanziellen Kosten verbunden