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Karlstadt: Main-Spessart: So kritisch ist die Lage in Unterfrankens Hotspot

Karlstadt

Main-Spessart: So kritisch ist die Lage in Unterfrankens Hotspot

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    Wie hier in der Lohrer Hauptstraße gilt in einigen Innenstädten Main-Spessarts aktuell die Maskenpflicht – denn mit einer Inzidenz von über 200 gilt MSP als Hotspot.
    Wie hier in der Lohrer Hauptstraße gilt in einigen Innenstädten Main-Spessarts aktuell die Maskenpflicht – denn mit einer Inzidenz von über 200 gilt MSP als Hotspot. Foto: Wolfgang Dehm

    Die Corona-Situation in Main-Spessart ist besorgniserregend. Letzte Zweifel an dieser Aussage hat eine Mitteilung von Landrätin Sabine Sitter am Donnerstag ausgeräumt: "Das Virus ist mittlerweile überall in Main-Spessart angekommen", betonte die CSU-Politikerin darin. Um es zu bekämpfen, brauche man Hilfe aus der Bevölkerung. Sitter appelliert an die Bürger, nicht jedes Schlupfloch zu benutzen, um die Kontaktbeschränkungen zu umgehen.

    Denn die Lage ist so kritisch, dass der Landkreis nun Helfer für Pflegeeinrichtungen, das Klinikum und das Testzentrum sucht. Weil Mitarbeiter erkrankt oder in Quarantäne sind, brauchen diese Einrichtungen mehr Personal. Fachkräfte sind hier gern gesehen, doch in der aktuellen Situation sucht der Landkreis sogar Quereinsteiger – egal ob Vollzeit, Teilzeit, stundenweise oder ehrenamtlich, heißt es aus dem Landratsamt.

    Ungewöhnlicher Hilferuf aus Seniorenheim

    Ein ungewöhnlicher Hilferuf kam auch aus einem Marktheidenfelder Seniorenheim: Durch Corona gab es so viele Ausfälle unter den Mitarbeitern, dass dem Haus Lehmgruben Personal in der Wäscherei fehlt. Daher suchte die Einrichtungsleitung Freiwillige, die beim Sortieren, Bügeln und Zusammenlegen sauberer Wäsche helfen würden. Auf den Aufruf hatten sich bis Freitagmittag schon fünf Personen gemeldet. 

    Das Seniorenheim Haus Lehmgruben in Marktheidenfeld suchte Freiwillige, die beim Sortieren, Bügeln und Zusammenlegen sauberer Wäsche helfen würden.
    Das Seniorenheim Haus Lehmgruben in Marktheidenfeld suchte Freiwillige, die beim Sortieren, Bügeln und Zusammenlegen sauberer Wäsche helfen würden. Foto: Martin Harth

    Auch beim Personal des Bezirkskrankenhauses und des Klinikums Main-Spessart in Lohr gab es Corona-Fälle. Das Klinikum befindet sich seit Dienstag mindestens bis zum 11. Januar im "Bereitschaftsmodus" und hat planbare Eingriffe und Untersuchungen ganz abgesagt. Aktuell werden dort 17 Corona-Infizierte stationär behandelt, einer davon auf der Intensivstation.

    Anfang November erreichte Virus die Seniorenheime

    Aber wie ist Main-Spessart zum Hotspot geworden? Im Sommer war der Landkreis noch zeitweise coronafrei und hatte auch im September und Oktober vergleichsweise niedrige Fallzahlen, während in den Nachbarlandkreisen die Corona-Ampel längst rot leuchtete. Anfang November erreichte das Virus dann die Seniorenheime im Landkreis: Auf einzelne positive Fälle in einem Heim folgte in der Regel eine Reihentestung aller Bewohner, bei der nicht selten mehr als 20 weitere Coronainfektionen entdeckt wurden. 

    So zum Beispiel in der Seniorenresidenz Zellingen: Deren Leiter Sebastian Preißner berichtet, nach einem positiven Fall in der Haustechnik habe es Mitte November eine Reihentestung gegeben. Dabei seien sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Bewohnern zahlreiche Corona-Fälle entdeckt worden. Ein Gesamtüberblick sei schwierig, da die Ergebnisse jeweils zeitversetzt kämen. Im November sind acht und im Dezember sieben Menschen "mit oder an Covid 19" gestorben, die in der Seniorenresidenz Zellingen gelebt hatten.

    Landrätin Sabine Sitter ( hier im Home-Office) appeliert an die Bevölkerung, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. 
    Landrätin Sabine Sitter ( hier im Home-Office) appeliert an die Bevölkerung, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten.  Foto: Elisabeth Sitter

    Main-Spessart hat ein "Problem in der Fläche"

    Die Zahl der Infizierten im Landkreis stieg sprunghaft, und mit ihr auch die Sieben-Tage-Inzidenz. Diese erreichte am 30. November ihren vorläufigen Höchststand mit 290. "Wir befinden uns am Limit", ließ sich Main-Spessarts Landrätin Sabine Sitter (CSU) am 1. Dezember in einer Pressemitteilung zitieren. Dabei betonte sie aber auch, die Infektionszahlen in den Seniorenheimen seien nicht der Grund, warum Main-Spessart zum Hotspot wurde. Auch "Superspreader-Events" habe es nicht gegeben, hieß es aus dem Landratsamt.

    Der Landkreis habe stattdessen ein "Problem in der Fläche", jeder Einzelne müsse Verantwortung übernehmen. "Vielleicht haben wir uns zu sicher gefühlt", mutmaßte Klinikreferent René Bostelaar in einer Pressekonferenz.

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    Die traurige Bilanz der letzten sechs Wochen Corona in Main-Spessart: Seit dem 2. November gab es 1345 Neuinfektionen und 64 Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz von 300, ab der härtere Infektionsschutzmaßnahmen möglich sind, hat der Landkreis bisher nicht erreicht. Am Freitag lag die Inzidenz laut Landesamt für Gesundheit bei 257,6 – damit gilt der Landkreis weiterhin als Corona-Hotspot.

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