Der Landkreis Main-Spessart trauert um seinen Alt-Landrat Armin Grein. Er starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren.
Der gelernte Lehrer war bereits 1972 im Alter von 33 Jahren zum Bürgermeister von Marktheidenfeld gewählt worden. 1984 bewarb er sich um den Posten als Landrat von Main-Spessart – er gewann und blieb 24 Jahre lang im Amt. Als Landrat war es sein Anliegen, die vier Altlandkreise zu einem Main-Spessart-Kreis zusammenzuführen. Im Bezirkstag war Grein von 2003 bis 2018, sechs Jahre davon als Bezirkstagsvizepräsident. Er galt als guter Kommunikator und trug den Spitznamen "Charming Armin". In einem Interview zu seinem 80. Geburtstag sagte Grein: "Landrat in Bayern ist der schönste politische Beruf, den man haben kann."

Geboren wurde Grein 1939 in Aschaffenburg, er wuchs in Faulbach auf und lebte bis zu seinem Tod in Marktheidenfeld. Er hat zwei Töchter und einen Sohn. Er war unter anderem Ehrenbürger der Stadt Marktheidenfeld und Träger des Bayerischen Verdienstordens, der Kommunalen Verdienstmedaille in Gold und der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber.

Aiwanger: Grein hat die Wurzeln für die Freien Wähler gelegt
Die Gebietsreform und der Unmut darüber, dass sich die Zahl der Landkreise in Bayern halbieren sollte, hatten Grein motiviert, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. 1978 gründete er den bayerischen Landesverband der Freien Wähler und war von 1978 bis 2006 Landesvorsitzender in Bayern. Die Freien Wähler entwickelten sich aus Wählergemeinschaften auf kommunaler Ebene. Grein trat an, um zu zeigen, dass eine erfolgreiche Kommunalpolitik möglich ist, ohne Mitglied einer Partei zu sein – er war der erste parteilose Landrat in Bayern. Mit den Jahren wurde er zum Gesicht der Freien Wähler in ganz Deutschland.

Hubert Aiwanger ist Greins direkter Nachfolger auf dem Posten des Vorsitzenden. "Ohne Dich wäre ich nie Minister geworden und ohne Dich wären die Freien niemals so weit nach vorne gekommen", sagte Aiwanger 2019 zur Feier von Greins 80. Geburtstag. Grein scheute sich nicht, an seinem Nachfolger auch Kritik zu üben, etwa als dieser auf einer Demo in Erding 2023 Ausdrücke wählte, die eher von der AfD genutzt werden.
Kein Gefängnis in Marktheidenfeld: Grein folgte dem Willen der Bürger
Anekdoten aus Jahrzehnten in der Politik und der Geschichte der Freien Wähler fasste Grein 2023 in einem Buch zusammen: So handelt ein Kapitel von einer Radtour mit Dieter Thomas Heck, der seine Wette bei "Wetten, dass..." verloren hatte und vom Saarland durch die damalige DDR nach Berlin fahren musste. Grein wollte ihn auf dem Weg durch Main-Spessart begleiten und erlitt dabei einen Schwächeanfall. "Tour de Heck fordert ihr erstes Opfer", war in der Bildzeitung zu lesen.
Auch blickt er zurück auf einen Vorfall aus seiner Zeit als Bürgermeister: Grein hatte 1976 ein Gefängnis nach Marktheidenfeld holen wollen, um der Stadt Einnahmen und Arbeitsplätze zu verschaffen. Es gründete sich eine Bürgerinitiative gegen das Projekt. Grein ließ abstimmen und die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger lehnte das Vorhaben ab. Die Abstimmung war nicht bindend, aber Grein folgte dem Votum. Heute sei er froh, sagte er bei der Buchvorstellung im Mai 2023, dass es nicht zur Ansiedlung eines Gefängnisses gekommen ist, denn das vorgesehene Areal habe sich zu einem prächtigen Gewerbegebiet entwickelt.

Aus dem Marktheidenfelder Rathaus hieß es am Donnerstag, Grein haben einen erheblichen Anteil an der Entwicklung der Stadt gehabt. In seiner Amtszeit als Bürgermeister realisierte er den Bau des Maradies-Bades, das heutige Wonnemar, und initiierte den Aufbau des dortigen Schulareals mit dem Bau der Mittelschule und den Gebäuden der Lebenshilfe. Marktheidenfelds Erster Bürgermeister Thomas Stamm zeigt sich vom Tod Armin Greins tief betroffen: "Marktheidenfeld verliert mit Armin Grein einen engagierten und leidenschaftlichen Politiker, der für Marktheidenfeld enorm viel geleistet hat und über alle Parteigrenzen sehr geschätzt wurde", betont Stamm.

Sei Leben lang hatte Grein viele Ehrenämter inne, war zum Beispiel Vorsitzender der Herold-Altersheimstiftung, Mitglied der Sparkassenstiftung und engagierte sich für den Naturpark Spessart, der 1960 als erster Naturpark in Bayern gegründet wurde. Er machte sich schon früh dafür stark, den "Naturpark Spessart als Ganzes zu sehen" und dessen Sonderstellung unter Europas Waldgebieten auszubauen. Folgerichtig war er auch der erste Vorsitzende des Vereins Naturpark Main-Spessart e.V., den es seit 1963 gibt.
"Lebenswerk" Greins war die Lebenshilfe Marktheidenfeld
Sein wohl wichtigstes Ehrenamt war das bei der Lebenshilfe Marktheidenfeld. Dort zeigte Grein seit 1969 großen Einsatz für die Frühförderung, Therapie und auch spätere Schulbegleitung behinderter Kinder. Die langjährige Wegbegleiterin und ehemalige Geschäftsführerin, Marlies Grollmann, bezeichnet die Einrichtung als Greins Lebenswerk. "Lebenshilfe und Armin Grein spricht man in einem Atemzug", sagt sie über den ehemaligen Vorsitzenden, der dieses Amt von 1975 bis 2021 innehatte. "Je früher man beginnt, desto mehr kann man erreichen, auch bei Kindern mit Handicap", zitiert Grollmann sein Credo. Mit seinem Ausscheiden wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Sein Amt als Vorsitzender der Lebenshilfe übernahm 2021 Thomas Klein, der ebenfalls in den höchsten Tönen vom sozialen Engagement des Altlandrats spricht und sich gut an die Übergabe erinnert. "Ich sage immer ironisch, dass er ein Trainee-Programm für mich erstellt hat, um mich schon in den Jahren vor seinem Ausscheiden in Projekte wie den Neubau der Berufsschulstufe zu involvieren", sagt Klein, der Greins "ungebremste Energie" bewundert.
Diese Energie zeigte er auch durch seine kernige Art als Politiker, wenn es darum ging, sich für Belange der Lebenshilfe einzusetzen. Für den Neubau der St.-Nikolausschule, letztlich ihm zu Ehren Armin-Grein-Haus genannt, ging Grein auch mal in die Konfrontation mit der Regierung oder dem Landratsamt, ohne sich abspeisen zu lassen, sagt Klein. "Um für die Menschen ein gutes Ergebnis zu erreichen, ist er immer drangeblieben."