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Karlstadt: Mallorca und Corona: "Die Leute sind total verunsichert"

Karlstadt

Mallorca und Corona: "Die Leute sind total verunsichert"

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    Hotelbetrieb unter Corona-Bedingungen: Der gebürtige Karlstadter Norbert Amthor betreibt zusammen mit seiner Frau Christiane ein Finca-Hotel auf Mallorca.
    Hotelbetrieb unter Corona-Bedingungen: Der gebürtige Karlstadter Norbert Amthor betreibt zusammen mit seiner Frau Christiane ein Finca-Hotel auf Mallorca. Foto: Linda Schlag-Streb

    Seit acht Jahren betreiben der gebürtige Karlstadter Norbert Amthor (66) und seine Frau Christiane (52) das Finca-Hotel Can Estades in Calvià im Westen von Palma. Im Interview beschreiben sie, wie sie die aus dem Ruder gelaufenen Feiern am Ballermann erlebt haben. Und was an Folgen für sie geblieben ist. 

    Frage: Die Bilder aus Mallorca Anfang Juli hat wahrscheinlich jeder mitbekommen: Ausschweifende Partys, betrunkene Touristen ohne Maske und Abstand. Was hat das bei Ihnen ausgelöst? 

    Norbert  Amthor: Wir haben gedacht: Jetzt sind sie wieder ein bisschen am Durchdrehen. Aber das sind einige Wenige. Wir haben 50 000 Touristen auf der Insel und dann sind 200 am Feiern. Das hinterlässt den Eindruck: Die ganze Insel feiert. Dabei wird auch in Deutschland teilweise so gefeiert. Aber die Balearen ziehen Nachrichten an. Jeder möchte über Mallorca berichten, weil es gut ankommt. 

    Christiane Amthor: Gerne auch mit negativen Schlagzeilen. Das kann man schon seit einigen Jahren beobachten. Dabei bemüht sich derzeit jeder Gastwirt und Hotelier, dass nichts passiert. Und wenn man die Fallzahlen von Mallorca und Deutschland vergleicht, dann ist Mallorca so viel sicherer – bis auf den Flug. 

    Fühlen Sie sich in der Berichterstattung ungerecht behandelt, wenn über solche Ausbrüche berichtet wird? 

    Christiane Amthor: Nein. Aber man sollte den Leuten sagen: Benehmt euch. Das waren wirklich ein paar harte Maßnahmen, die hier im Zuge der Pandemie ergriffen worden sind. Das wollen wir nicht gleich wieder erleben. Während des Lockdowns waren wir quasi eingeschlossen. Es kann nicht sein, dass man sich im Gastland so respektlos benimmt. Das können wir einfach nicht verstehen. 

    Norbert Amthor: Das betrifft ja auch Gastwirte, die nun ihr Geschäft für zwei Monate zugemacht bekommen. Für die ist die Saison gelaufen, es ist vorbei. Da sind einige dabei, die nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr aufmachen werden. 

    Wie sieht es konkret bei Ihnen aus?

    Norbert Amthor: In den letzten Wochen haben die Stornierungen überhand genommen. Wir haben mehr Stornos als Neubuchungen bekommen. Die Leute sind total verunsichert. Die Maskenpflicht, dann die Äußerungen, die von Herrn Spahn oder Herrn Lauterbach über Mallorca verbreitet wurden. Dabei sind wir auf Mallorca noch einer der sichersten Flecken in Europa. 

    Was ist anders an Mallorca derzeit?  

    Christiane Amthor: Es gibt sehr viel Platz. Im Moment sind ja nur 40 Prozent der Hotels offen. Dadurch sind die Strände nicht mehr so proppenvoll wie früher, sodass die Handtücher nicht mehr eng an eng liegen. Bei kleineren Buchten wird kontrolliert von der Polizei. Wenn es zu voll wird, wird der Strand zu gemacht. An Nord- und Ostsee ist es derzeit sehr viel voller als bei uns. Zudem muss seit Mitte Juli in der Öffentlichkeit eine Maske getragen werden, außer am Strand, am Pool, beim Essen und Trinken sowie beim Sport oder beim Wandern. 

    Merken Sie, dass die Anreise mit dem Flugzeug viele Urlauber abhält zu kommen?  

    Norbert Amthor: Das ist zweischneidig. Manche fürchten die Anreise sozusagen in der Sardinenbüchse, manche nicht. Zur Gesundheitskontrolle müssen sich Mallorca-Urlauber allerdings vor der Einreise registrieren. Am Flughafen wird bei den ankommenden Passagieren automatisch die Temperatur mit einer Wärmebildkamera gemessen. 

    Was ist bei Ihnen im Hotel anders als vorher?

    Christiane Amthor: Wir haben sehr viel Platz. Insofern kann vieles "Open Air" stattfinden. Zudem haben wir von Buffet auf Service am Tisch umgestellt und halten uns strikt an die vorgeschriebenen Desinfektionsregeln.

    Wo kommen Ihre Gäste her?

    Norbert Amthor: Die meisten kommen aus Deutschland, wir haben aber auch einige Gäste aus der Schweiz oder aus Großbritannien. Die müssen wahrscheinlich in Quarantäne, wenn sie aus dem Urlaub zurückkehren. Obwohl die Fallzahlen bei uns viel geringer sind, als in Großbritannien. 

    Wie oft reisen Urlauber derzeit an? 

    Norbert Amthor: Täglich. Ein großes Loch gibt es Mitte August, das können wir uns nicht erklären. Aber man merkt, viele buchen derzeit einfach sehr kurzfristig.

    In Deutschland wird derzeit schon wieder von einer zweiten Welle geredet. Wie gehen die Spanier mit der Pandemie um?

    Christiane und Norbert Amthor: Die Spanier gehen sehr souverän mit der Pandemie um. Die meisten haben fast schon mit einer stoischen Gelassenheit und ohne zu murren die Anforderungen umgesetzt. Dabei waren die Auflagen teilweise sehr streng. Wir waren acht Wochen nahezu eingesperrt. Es durfte nur eine Person alleine zum Einkaufen. Die Kinder durften für sechs Wochen gar nicht raus. Die sind teilweise im Treppenhaus rauf und runter gelaufen, damit sie überhaupt ein bisschen Bewegung hatten. Und die Polizei hat sehr unnachgiebig kontrolliert und Strafen verteilt. Das war mitunter sehr schmerzhaft. Eine Mutter und ihre Tochter mussten zum Beispiel für unerlaubtes Federballspielen im Freien 600 Euro Strafe jeweils zahlen. 

    Haben Sie noch Familie in der Region? 

    Norbert Amthor: Meine Mutter lebt mit 95 Jahren in Gemünden im Seniorenheim, meine Brüder in Wiesenfeld und Karlstadt. Wir haben auch noch einige Freunde dort. Ich habe 30 Jahre lang in Karlstadt gelebt und gewohnt und gearbeitet, da bin ich der Stadt noch sehr verbunden. 

    Corona in SpanienSpanien war von COVID-19 vergleichsweise stark betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen ist inzwischen jedoch stark gesunken. Allerdings gibt es derzeit neue regionale Infektionsherde in Aragón, Katalonien und Navarra. Seit dem 28. Juli 2020 rät das Auswärtige Amt von nicht notwendigen touristischen Reisen in diese Regionen ab. Die Balearen und die südlicher gelegenen spanischen Urlaubsgebiete sind davon nicht betroffen. Zwar steigt auch hier die Zahl der Infizierten, aber auf niedrigem Niveau. Stand 29. Juli gibt es laut Johns Hopkins University auf den Balearen 202 Infizierte pro Hunderttausend Einwohner. Im Vergleich dazu sind es in Deutschland 250 und in Ganz-Spanien 599 Infizierte pro Hunderttausend Einwohner. Quelle: luc

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