"Beharrlichkeit zahlt sich aus und wird gut, sogar sehr gut", ist sich Margit Freudenberger vom Kirchenvorstand in Michelrieth sicher. Seit nunmehr zehn Jahren versucht sie, Margot Käßmann nach Michelrieth einzuladen. Nun ist es endlich gelungen.
Auch Margot Käßmann, die in der evangelischen Kirche früher Bischöfin und mittlerweile eine nicht wegzudenkende Institution ist, freut sich, die Predigt halten zu dürfen. "Da bei ihnen ja anscheinend jeden Tag die Kirche so voll ist, folgt jetzt die Gegeneinladung zum Kirchentag nach Hannover", begrüßt die Theologin die anwesenden Zuhörer. Von der Kanzel spricht sie zunächst von aktuellen unbeständigen Dingen: aktuelle Politik, Trump in Amerika. Daneben gebe es aber sicherlich auch persönliche Dinge wie zum Beispiel eine anstehende Konfirmation, auf die man sich freuen könnte. Deshalb wolle sie den Mitchristen vier Ermutigungen von Paulus mit auf den Weg geben: Wachet, seid mutig und stark. Das wichtigste aber: "All eure Dinge tut mit Liebe".
Wachsam müsse man immer sein. Selbst sie mit mittlerweile 66 Jahren bekomme noch Apps vorgeschlagen, wie sie reicher und schöner werden könne. Die jungen Menschen stünden daher unter einem ständigen Druck. Manager zahlen viel Geld für Entschleunigungsseminare. "Du kannst in ganz Deutschland jeden Sonntag um 10 Uhr entschleunigen, das kostet gar kein Geld", ist sich Käßmann sicher.
Aber auch vor kritischen Dingen wie dem sexuellen Missbrauch in der Kirche macht sie in ihrer Predigt nicht halt. Wenn wir alle offen damit umgehen, die schlimmen Dinge aufzuarbeiten, können wir laut Käßmann die verloren gegangen Stimmen der Kirchen wieder zurückholen. "Die Stimme der Kirche ist wichtig", so die Theologin.
Auch die aktuelle Migrationsdebatte lässt sie keinesfalls kalt. 28 Prozent aller Ärzte und 38 Prozent aller Paketboten hätten einen Migrationshintergrund. Es sei ein christliches Gebot, einen Menschen in Not aufzunehmen. Deshalb gegen Ende nochmals ihr Appell: "Seid wachsam, mutig und stark. All eure Dinge tut mit Liebe"
Feierlich umrahmt wurde der Gottesdienst vom Posauenchor, dem Kirchenchor sowie dem Kinder- und Jugendchor Believe. "Frau Käßmann ist eine wirklich beeindruckende, inspirierende Frau", ist sich ein Gottesdienstbesucher sicher, der sogar ein Selfie mit der Theologin bekommt. Die sowohl aktuelle als auch historische Predigt von Margot Käßmann sprach Jung und Alt in der Michelriether Kirche an. Im Anschluss fand noch eine Matinee statt. Pfarrer Völler an der Orgel, Julia Freudenberger mit ihrem Gesang, der Kirchenchor und der Kinder - und Jugendchor unter Leitung von Petra Röhrig gaben fetzige, nachdenkliche sowie religiöse Lieder zum Besten.

