Thomas Stamm hat sich schon auf das Marktheidenfelder Bürgermeisteramt vorbereitet, als sein Wahlsieg noch nicht absehbar war. Kaum eine Ausschuss- oder Stadtratssitzung gab es, in der er nicht saß. "Ich möchte gerne wissen, wovon ich rede", sagte Stamm damals, als die Main-Post mit ihm eine Vorstellungstour durch Marktheidenfeld machte. Doch gerade jetzt, wo es nach seinem Wahlsieg in die Phase der wirklich tiefen Einarbeitung gehen würde, erschwert die Corona-Krise eben diese. Dazu kommen noch die vielen unvorhersehbaren Folgen für die Wirtschaft und damit für die Steuereinnahmen, die der Polit-Neuling ab Anfang Mai wird managen müssen. Wie geht einer mit so einer Situation um?
"Es könnte schöner sein", sagt Stamm vergangene Woche. Er hat zurückgerufen. Gerade war er noch im Rathaus, eine Besprechung habe länger gedauert. Mit anderthalb Meter Sicherheitsabstand, betont er. "Die Bürgermeisterin will mir das Amt möglichst gut übergeben, obwohl durch Corona vieles schwieriger ist. Selbst die kleinen Dinge, wie gemeinsam auf einen Computer-Bildschirm zu schauen." Natürlich werde er trotzdem nicht so gut vorbereitet in das Amt gehen, wie es ohne die Krise der Fall gewesen sei, sagt Stamm. Dazu gehöre auch, einfach von einem zum anderen seiner zukünftigen Mitarbeiter zu gehen und jedem mal die Hand gegeben zu haben.
- Lesen Sie auch das Portrait von Thomas Stamm: "Ich geb alles. Ich häng mich rein."
Bisher hat sich Stamm lediglich bei den Sachgebietsleitern vorgestellt. "Die helfen mir wahnsinnig. Ich habe ein sehr gutes Gefühl", sagt er. Trotz seiner monatelangen Vorbereitung im Wahlkampf haben sie ihn überraschen können. "Die Vielfalt der Aufgaben, die an einem Sachgebiet auflaufen: Dass es viel ist, war mir klar. Aber wie viel wirklich. Puh." Ebenfalls gesprochen hat er mit den Fraktionsvorsitzenden, mit allen Stadträten aber nicht. Noch sei ja noch eine Stadtratssitzung geplant, sagt er und um die Frage vorwegzunehmen: "Wer 2. und 3. Bürgermeister wird, sollen die Fraktionen erst unter sich besprechen. Es wird spannend."
Spannend wird auch werden, wie Stamm und der neue Stadtrat mit den einbrechenden Gewerbesteuereinnahmen, eine der wichtigsten Geldquellen der Stadt und schon im Haushalt verplant, umgehen werden. "Für Antworten ist es noch zu früh, aber der Spielraum wird deutlich kleiner. Wir müssen mit Bedacht auf die Finanzen schauen", sagt er. Das bedeutet: Einige Projekte des alten Stadtrats werden geschoben werden müssen. Welche das sein werden, kann aber nicht er allein entscheiden, sondern der neue Stadtrat.
Kein Zweifel: Die nächste Zeit werde nicht so, wie sich Thomas Stamm das vorgestellt hat. Ob er jetzt mit einem anderen Gefühl auf seinen Start als Bürgermeister blicke, als noch vor zwei Monaten? "Nein. Ich freue mich nach wie vor sehr darauf."