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Marktheidenfeld: Marktheidenfelder Familie tourt ein Jahr mit dem Wohnmobil durch Europa: "Jetzt sind wir bei uns angekommen"

Marktheidenfeld

Marktheidenfelder Familie tourt ein Jahr mit dem Wohnmobil durch Europa: "Jetzt sind wir bei uns angekommen"

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    Kürzlich haben Maria, Steffen und Elfi Gerberich aus Marktheidenfeld auf dem Campingplatz in Petten (Nordholland) Halt gemacht. Danach geht ihre Europareise mit dem Wohnmobil weiter in Richtung Süden.
    Kürzlich haben Maria, Steffen und Elfi Gerberich aus Marktheidenfeld auf dem Campingplatz in Petten (Nordholland) Halt gemacht. Danach geht ihre Europareise mit dem Wohnmobil weiter in Richtung Süden. Foto: Maria Gerberich

    Während der Sommerferien im August geht es für viele Familien in den Urlaub ins Ausland. Sie verreisen vielleicht für eine Woche oder sogar 14 Tage an die niederländische Küste, machen eine Rundreise durch Schweden oder fliegen mit dem Flugzeug nach Portugal. Was aber, wenn man die Vorzüge all dieser Ziele während einer einzigen Reise genießen könnte?

    Familie Gerberich aus Marktheidenfeld hat sich ein ganzes Jahr frei genommen, um mit dem Wohnmobil quer durch Europa zu reisen (wir berichteten). Ihre Route haben sie vor Reisebeginn Anfang Juni nur grob abgesteckt. Die Niederlande, Schweden und Portugal sind nur ein kleiner Teil ihrer Wunschziele. Maria und Steffen Gerberich wollen sich mit ihrer fünfjährigen Tochter Elfi treiben lassen und das Leben einfach genießen.

    Schafe am Wattenmeer bei Norddeich.
    Schafe am Wattenmeer bei Norddeich. Foto: Maria Gerberich

    Jetzt ist die Familie seit einem knappen Vierteljahr unterwegs, das Wohnmobil ist circa 4000 Kilometer gefahren. Gerade verweilen Gerberichs zusammen mit Freunden aus der Heimat für zwei Wochen auf einem Campingplatz in Petten an Zee (Niederlande). Anfang Juni waren sie schon einmal in der Gegend. Wann das war, kann Maria Gerberich gar nicht mehr so genau sagen. "Die Erinnerungen verschwimmen, wenn man so vieles sieht", erzählt sie am Telefon.

    Schockierend: Bielefeld, die "vergessene Stadt"

    Los ging es für die Familie von Marktheidenfeld aus in Richtung Taunus und durch den Ruhrpott. Dort blieben sie jeweils für eine Nacht. "Ich war schockiert von Bielefeld", erinnert sich die 36-Jährige; vor allem von verlassenen Wohngebieten in Folge des Kohleabbaus. "Es kam mir vor wie eine vergessene Stadt."

    Kein Vergleich dazu waren die Aufenthalte in den Badeorten Zandvoort und Egmond (Niederlande). Von der Westküste ging es weiter über eine Dünenstraße zum Ijsselmeer im Nordosten des Landes. "In Holland gibt es sehr viele Camping- und Stellplätze", weiß Maria Gerberich. Allerdings sei es dort – ebenso wie in den meisten anderen Ländern – verboten, in freier Natur zu campen.

    Wer ein Jahr lang auf Reisen ist, kennt keine Eile mehr

    Als die Familie an der Nordseeküste die Grenze zu Deutschland wieder überquerte, zeigte der Kilometerstand ziemlich genau 1000 an. Die Strecke könnte man auch an einem Tag fahren. Doch wer ein Jahr lang auf Reisen ist, kennt keine Eile mehr, meint Gerberich. Sie würden nie länger als drei Stunden täglich fahren. Es gebe oft noch Dinge zu erledigen: einkaufen, tanken oder einen Waschsalon aufsuchen.

    Wie lange sie an einem Ort verweilen, machen Gerberichs abhängig vom Wetter und davon, ob sie sich wohl fühlen. Für die beiden tierischen Reisebegleiter, die zwei Kater Karli und Douglas, sind häufige Pausen ebenfalls wichtig. "Viele Menschen sind im positiven Sinn überrascht, dass wir unsere Katzen dabei haben", so Gerberich. Fast alle anderen, die mit Haustier verreisen, haben Hunde dabei.

    Tochter Elfi Gerberich am See Tiken bei Tingsryd in Südschweden.
    Tochter Elfi Gerberich am See Tiken bei Tingsryd in Südschweden. Foto: Maria Gerberich

    Nach etwa zwei Wochen ist die Anspannung abgefallen

    Mit der Fähre überquerten sie die Unterelbe zwischen Wischhafen (Niedersachsen) und Glücksstadt (Schleswig-Holstein). Es ging auf direktem Weg an die Grenze nach Dänemark. "Wir haben die erste Nacht dort an einem wunderschönen See verbracht", so Gerberich. Und das neue Leben fühlte sich erstmals nicht mehr fremd an. "Jetzt sind wir bei uns angekommen", sei ihr Gedanke gewesen.

    "Wir haben noch nie so viel und so lange miteinander gelacht, wie jetzt."

    Maria Gerberich

    Zu Beginn der Reise seien die Familienmitglieder noch gestresst gewesen. Es habe etwa zwei Wochen gedauert, bis die Anspannung von ihnen abgefallen sei. Trotz, dass die drei jetzt nur noch auf zehn Quadratmeter leben, fühlen sie sich frei. "Wir schlafen gut und fühlen uns wohl", sagt die Mutter und Ehefrau.

    Die Beziehung zueinander habe sich verfestigt. "Steffen und ich haben noch nie so ernste Themen besprochen, aber auch noch nie so viel und so lange miteinander gelacht, wie jetzt." Sie genießen die gemeinsame Zeit mit der Tochter. "Elfi hat sich verändert, nimmt das, was sie erlebt, viel intensiver wahr", berichtet die Mutter.

    Sie schwärmt von Stellplätzen auf einer Felsspitze oder mit direktem Zugang zum Strand, immer mit Blick auf das Meer; von Spaziergängen in urigen Wäldern und einer kaum besiedelten Landschaft. Besonders beeindruckend war für die Familie der Abend des 24. Juni. In der längsten Nacht des Jahres entzünden die Dänen traditionell Sonnwendfeuer. Alte Möbel, Zweige, Heuballen und Strohpuppen werden zu Haufen am Strand geschichtet, beschreibt Gerberich. "Jede Familie entzündet ihr eigenes Feuer, sitzt im Sand, isst und singt traditionelle Lieder. Der ganze Strand leuchtet."

    In Schweden streiften Maria, Steffen und Elfi Gerberich gerne durch weitläufige Wälder, hier bei  Jänforsen, und naschten wilde Blaubeeren.
    In Schweden streiften Maria, Steffen und Elfi Gerberich gerne durch weitläufige Wälder, hier bei  Jänforsen, und naschten wilde Blaubeeren. Foto: Maria Gerberich

    Städtetrips sind während der Auszeit nicht geplant

    Auch wenn sie wissen, dass große Städte wie Kopenhagen einen Besuch wert sind, haben sich Gerberichs mit Absicht dagegen entschieden. "Wir wollen das Leben draußen in der Natur erleben und genießen. Einen Städtetrip können wir später immer noch machen", sagt Maria Gerberich.

    Auf der weiteren Route orientierten sie sich an der Ostküste Süddänemarks, reisten über die Inseln Funen (Fyn) und Seeland (Sjælland) weiter in Richtung Malmö in Schweden. "Wir haben bewusst die landschaftlich tolle Fahrt über die Storebælt Brücke und die Öresundbrücke gewählt", so Gerberich.

    "Wir wollen das Leben draußen in der Natur erleben und genießen. Einen Städtetrip können wir später immer noch machen."

    Maria Gerberich

    Von den Menschen, die sie unterwegs trafen, waren sie allesamt begeistert. Sie versucht in Worte zu fassen: "Die Schweden sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber nicht aufdringlich." Von einer Schwedin, die mit ihrem deutschen Freund und dessen Eltern unterwegs war, nahmen sie gerne Tipps für die Reiseroute an.

    Sie empfahlen zum Beispiel einen Abstecher zur "Astrid Lindgrens värld", einem Themenpark in Vimmerby (Südschweden; Stand: zirka 2180 Kilometer), in dem die Figuren der Bücher der Kinderbuchautorin zum Leben erweckt und der zahlreichen Schauplätzen der Geschichten nachempfunden ist.

    Schwimmen im See statt duschen am Morgen

    Die Nächte haben Gerberichs mit ihrem Camper auch in Schweden vorwiegend an Seen, zum Beispiel den größten des Landes, Vänern und Vettern, verbracht. "An jedem noch so kleinen See dort gibt es mindestens einen Badesteg, Feuerstellen und Sitzplätze. Es ist einladend", sagt sie. Tochter Elfi sammelte wilde Blaubeeren und bestand darauf, an jedem Platz Stockbrot über der Feuerstelle zu backen. Ein Feuer ist schon deshalb sinnvoll, weil es an den Gewässern viele Mücken gibt.

    Die Morgenroutine ist eine ganz andere als zu Hause: Während Maria Gerberich und Tochter Elfi lange schlafen, versorgt der Vater die Katzen und genießt draußen die erste Tasse frisch aufgebrühten Kaffee. Die Erwachsenen joggen und schwimmen eine Runde im See; eine Dusche brauchen sie in Schweden nicht. "Hier haben alle Seen eine sehr gute Wasserqualität, sind aber kalt", sagt Gerberich.

    In Schweden übernachtete Familie Gerberich am liebsten an einem der zahlreichen Seen. Nach dem ersten Morgensport erfrischte sich Maria Gerberich mit einem Bad, etwa im See Humsjön.
    In Schweden übernachtete Familie Gerberich am liebsten an einem der zahlreichen Seen. Nach dem ersten Morgensport erfrischte sich Maria Gerberich mit einem Bad, etwa im See Humsjön. Foto: Maria Gerberich

    Nächstes Ziel der Reise: Marktheidenfeld. "Wir müssen ein paar Dinge abladen, die wir nicht benötigen", so Maria. Das sind etwa Handtücher, von denen sie zu viele eingepackt haben, oder Wanderschuhe, die sie nicht tragen. 

    Dann wird sie die Reise weiter in den Süden führen: erst in die Alpen, dann durch die Schweiz, nach Frankreich, Spanien, bis nach Portugal. Und wie es dann weitergeht, das lassen sich Gerberichs noch völlig offen.

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