Die Familien geben heute immer früher ihre Kinder in die Krippe, diesen Trend beobachtet Sandra Lermann von der Kitaverwaltung der Stadt Marktheidenfeld. Das stellt die Stadt vor große Herausforderungen: 20 Krippenkinder haben in diesem Jahr keinen Platz bekommen. Diese Entwicklung sei nicht vorherzusehen gewesen, sagte Lermann, denn die Zahl der Kindergartenkinder im Stadtgebiet ist seit 2016 immer etwa auf dem gleichen Niveau. "Würden die Eltern ihre Kinder ein Jahr länger zu Hause behalten, hätten wir das Platzproblem nicht", führte Lermann am Donnerstag vor dem Marktheidenfelder Stadtrat aus.
Die Entscheidung, die Kita Altfeld von drei auf vier oder sogar fünf Gruppen zu erweitern, ist bereits gefallen. Auch der Neubau einer Kita mit sechs Gruppen an der Ludwigstraße neben der Grundschule steht schon fest. Die Stadträtinnen und Stadträte diskutierten am Dienstag über Möglichkeiten, kurzfristig mehr Plätze zu schaffen. Martin Harth (SPD) schlug zum Beispiel vor, die Kita Ludwigstraße gleich mit sieben oder acht Gruppen zu planen.
Modulbau-Kita auf dem Spielplatz Frankenstraße?
Aktuell prüft das Bauamt bereits, ob an bestehende Kitas fertige Module als Gruppenräume angedockt werden könnten, etwa bei der Kita Kolpingstraße. Auf dem Gelände wird Platz frei, wenn das ehemalige Schwesternhaus abgerissen ist. Caroline Kutz (proMAR) gab zu bedenken, dass die Kita im Bestand umgebaut werden soll und Module auf dem Gelände die Bauarbeiten erschweren könnten. Burkard Wagner (Freie Wähler) schlug vor, eine ganz neue Modul-Kita auf den Spielplatz an der Frankenstraße zu setzen.

Doch den Kitas fehlt es nicht nur an Räumlichkeiten. Lermann: "Im Moment habe ich Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, wir haben dann zwar Module, aber kein Personal." Der Arbeitsmarkt sei leergefegt. "Wir müssten jetzt schon Leute einstellen, die wir eigentlich erst in zwei Jahren brauchen."
Um schnell Kapazitäten zu schaffen, schlug Klaus Hock vor, die Verwaltungsarbeiten zu zentralisieren und so die Leitungen zu entlasten. Lermann bremste ihn: "Wir kommen nicht da hin, dass die Leitung gar keine Verwaltungsarbeit hat." Es gebe auch immer mehr schwierige Kinder, die beinahe eine 1:1-Betreuung bräuchten. Um Unterstützung in Form eines Integrationshelfers oder eine Fachkraft zu bekommen, müssten die Leitungen lange Gutachten schreiben und die Eltern überzeugen – daran scheitere es häufig. Matthias Hanakam, geschäftsleitender Beamter der Stadt, versprach, sich bei der nächsten Stellenplanberatung für "Puffer-Stellen" in den Kitas einzusetzen.
Kita-Gebühren werden möglicherweise erhöht
Wie Sandra Lermann weiter ausführte, hat Marktheidenfeld die mit Abstand niedrigsten Kita-Gebühren im Umkreis. Für Regelkinder, die die Öffnungszeiten des Kindergartens voll ausnutzen, werden fünf Euro im Monat erhoben. Durch die günstigen Tarife habe die Stadt ein jährliches zwei Millionen Euro Defizit, wobei 1,5 Millionen davon Zuschüsse sind, zu denen die Stadt gesetzlich verpflichtet ist. Lermann regte dennoch eine Anpassung der Gebühren an. "Ein bisschen was kann man den Eltern zumuten."

Martin Harth sagte, es kursierten bereits Zahlen für eine "massive" Erhöhung, denen die SPD-Fraktion nicht zustimmen werde. "Kinderbetreuung sollte eigentlich so kostenfrei sein wie die Schule auch." Aus den Fraktionen der CSU, der Grünen, der Freien Wähler und von proMAR kam Widerspruch, eine moderate Erhöhung hielten alle Redner für angebracht. Schließlich werde das Defizit bei mehr Kita-Kindern sonst immer größer, gab Helmut Adam (CSU) zu bedenken. Ein Kindergartenbeitrag sei auch ein Beitrag zur Anerkennung des Engagements der Stadt, führe Heinz Richter (proMAR) an. Susanne Rinno (Grüne) sprach sich für eine Erhöhung aus, weil die Stadt viel in die Kitas investiert. Bürgermeister Thomas Stamm schloss die Diskussion mit dem Hinweis: "Wie wertig ist denn die Arbeit des Personals, wenn wir die billigsten im ganzen Landkreis sind?"
Anfang Juli sind die Kitas noch einmal Thema im Stadtrat, dann werden auch Pläne für die Erweiterung der Kita in Altfeld vorgestellt.