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Karlstadt: Matthias Walz nach der Fastnacht in Franken: "Wir haben keinerlei Maulkorb bekommen"

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Matthias Walz nach der Fastnacht in Franken: "Wir haben keinerlei Maulkorb bekommen"

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    Ob nun der "Böse Mann am Klavier" oder "Der verrückte Pianist": Kabarettist Matthias Walz inszenierte sich auf der Fastnacht in Franken 2025 als parteiübergreifender Wahlkampfmanager. 
    Ob nun der "Böse Mann am Klavier" oder "Der verrückte Pianist": Kabarettist Matthias Walz inszenierte sich auf der Fastnacht in Franken 2025 als parteiübergreifender Wahlkampfmanager.  Foto: Silvia Gralla

    Die diesjährige Fastnacht in Franken war schon recht weit fortgeschritten, als ein Kabarettist die Bühne betrat, ohne den man sich diese Veranstaltung in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen kaum noch vorstellen kann. Mit der gewohnt großzügigen Menge Pomade im Haar, seiner nerdig anmutenden Brille und einem Sakko in Deutschland-Optik setzte sich der Karlstadter Matthias Walz – natürlich in Begleitung seines Wackeldackels – ans Klavier.

    "Man hat mich gefragt, ob ich nicht parteiübergreifend den Wahlkampf managen könnte", erklärte der 48-Jährige nach seinem Begrüßungsstück. Dann zog er in dieser Funktion eine Viertelstunde gewohnt scharfzüngig über die Wahlkampfstrategien einiger Landespolitiker her.     

    Bevor es aber ums Inhaltliche geht, stellt sich die Frage nach der Wahl des Outfits. Mit seiner typischen Rockabilly-Frisur war Matthias Walz in diesem Jahr in überraschend guter Gesellschaft, standen doch gleich mehrere Elvis-Verschnitte für gemeinsame Gesangs-Intermezzi auf der Bühne. Ein weiterer "King of Rock' n Roll" war in Person von Markus Söder im Publikum untergetaucht. Sorgen, dass der bayerische Ministerpräsident ihm damit die Show stehlen könnte, habe Walz sich aber nicht gemacht. "Uns unterscheidet ja schon, dass deren Frisuren nie umfallen, während meine sich traditionell ab der Hälfte meiner Auftritte auflöst", so Walz.

    "Wir haben keinerlei Maulkorb bekommen. Sonst wäre ich ja auch der Erste, der weg wäre."

    Walz über entsprechende Gerüchte in den Sozialen Medien

    Anders als Stimmen auf Social Media vermuten lassen, habe es bei der Fastnacht in Franken auch wenige Tage vor der Bundestagswahl in Veitshöchheim keine strengen Vorgaben für die Künstler gegeben. Da man wie immer keine explizite Wahlwerbung machen durfte, sei es laut Walz aber nicht ganz so einfach wie sonst gewesen, nicht den falschen Ton zu treffen. "Auch an meiner Dekoration konnte man sehen, dass die Abstimmungsbalken am Piano oder auf dem Bildschirm nicht die Originalfarben der Parteien waren und sich ständig bewegt haben. Sonst hätte es Beschwerden geben können, von wegen, wir würden Parteien bevorzugen", erklärt der Karlstadter.

    Woran Walz sich aber wirklich stört: Dass nach dem Abschied von Fastnacht in Franken-Urgestein Oti Schmelzer auf Social Media Kommentare kursierten, die suggerieren, die Künstler hätten alle "keinen Bock mehr, weil sie nichts mehr sagen dürfen" und, dass der BR vieles verbiete. Walz stellt in diesem Kontext klar: "Das stimmt einfach überhaupt nicht. Wir haben keinerlei Maulkorb bekommen. Sonst wäre ich ja auch der Erste, der weg wäre." Der Kabarettist beschreibt die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Sender als hilfreiches Miteinander.  

    Ohne seinen Wackeldackel geht Matthias Walz nirgendwo hin.
    Ohne seinen Wackeldackel geht Matthias Walz nirgendwo hin. Foto: Heiko Becker

    Aber zurück zu Markus Söder. Der war wie schon in den Vorjahren wieder einer der Fixpunkte im Programm vom "bösen Mann am Klavier", wie Walz auch genannt wird. Sarkastisch schilderte der, wie Söder ihn als Wahlkampfmanager gefragt habe, ob seine Bratwurst-Posts langsam peinlich werden. "Ja, Söder. Freilich ist des peinlich. Aber es macht nichts. Peinlich ist gut. Da reden die Leute wenigstens über dich. Das ist vielleicht sogar die Idee, wir machen einen bratwurstzentrierten Wahlkampf", frotzelte Walz.

    "Mittlerweile sehe ich es eher als Vorteil, da ich mir längst abgeschminkt habe, große Wählergruppen umzustimmen."

    Walz über den Applaus aus verschiedenen politischen Lagern

    Für den Kabarettisten in ihm sind Spitzen wie diese oft anspruchsvoll. Er müsse damit leben, dass seine Pointen nicht bei allen im Publikum so ankommen, wie sie eigentlich gemeint sind. Auch wenn die Szene in erster Linie einen in Walz' Augen inhaltsarmen Wahlkampf des Ministerpräsidenten darstellen sollte, fassen Gäste im Publikum, die es mit der CSU halten, sie unter Umständen ganz anders auf.

    "Manche sitzen da und denken: 'Genau, der Söder, super!' Manchmal war ich da in den vergangenen Jahren ein bisschen mit mir und diesem Effekt am Hadern. Mittlerweile sehe ich es eher als Vorteil, da ich mir längst abgeschminkt habe, große Wählergruppen umzustimmen." Zumindest im demokratischen Spektrum könne Walz damit leben. Bei Wählern der AfD allerdings hätte er "ein echtes Problem" mit dem Applaus aus mehreren politischen Lagern.

    Söder und Aiwanger als kabarettistischer Nährboden

    Dass Politiker wie Söder oft Profis darin sind, kabarettistische Spitzen wegzulächeln, ist für Walz offensichtlich. "Die müssen über ihre Reaktionen in solchen Momenten gar nicht mehr nachdenken, das kommt bei denen einfach aus dem Rückenmark. Inzwischen frage ich mich manchmal, ob bestimmte Inhalte auf Social Media nur gepostet werden, damit sie beispielsweise an Fasching zerrissen werden", so Walz.  

    Vor ausverkauften Mainfrankensälen nahm der Kabarettist die bayerischen Landespolitiker aufs Korn. 
    Vor ausverkauften Mainfrankensälen nahm der Kabarettist die bayerischen Landespolitiker aufs Korn.  Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Um die Parteienlandschaft im Rahmen seines politischen Rundumschlags besser abzubilden, bekamen auch Robert Habeck und Olaf Scholz, die Walz in einem Musikvideo der Amigos wiederzuerkennen meinte, ihr Fett weg. Der 48-Jährige betont, dass er politisch gerne mehr in die Breite gehen würd. Ein Markus Söder oder der von ihm laut Walz "domestizierte" Hubert Aiwanger seien aber ein unglaublich guter Nährboden. "Ich hätte auch zwei Stunden darüber reden können, wie er einen Big Mac isst oder sein Bratwurstranking erklärt", so Walz.

    "In Veitshöchheim hat das alles nochmal andere Dimensionen, da das bayerische Staatskabinett dort in beschlussfähiger Stärke anrückt."

    Walz glaubt, dass die Faschingsbühnen politischer werden

    Politisch war der Fasching für den studierten Informatiker schon immer. Wer nur Tänze sehen und unpolitische Büttenreden hören wolle – für den werde es eng. Er sehe aber durchaus eine Entwicklung: "Ich sehe schon mehr Politik auf den Faschingsbühnen als noch vor ein paar Jahren", sagt er.

    Dabei sehe er in den Kommentaren auf Social Media immer wieder, dass diese Vermischung vom Narrentum und dem politischen Geschehen unterschiedlich aufgenommen werde. "Manche wollen nur Politik und für andere hat das da nichts verloren. In Veitshöchheim hat das alles nochmal andere Dimensionen, da das bayerische Staatskabinett dort in beschlussfähiger Stärke anrückt", sagt Walz.

    Ob das Programm von ihm, Ines Procter, Volker Heißmann oder der übrigen Künstlerriege bei so manchem noch zur politischen Meinungsbildung beiträgt, wagt Walz aber zu bezweifeln: "Ich denke, da tut sich nicht mehr viel, wenn ich einen skurrilen O-Ton irgendwo rausziehe und darauf rumreite – erst recht nicht zwei Tage vor der Bundestagswahl."    

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