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Main-Spessart: Medikamenten-Mangel: "Wir sind gefrustet von der Politik", sagt die Lohrer Apothekerin Anne Lahoda

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Medikamenten-Mangel: "Wir sind gefrustet von der Politik", sagt die Lohrer Apothekerin Anne Lahoda

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    Anne Lahoda ist Inhaberin der Marien-Apotheke in Lohr. Sie und ihr Team verbringen derzeit wieder viele Stunden am Tag mit der Suche nach Alternativen für Medikamente, die nicht lieferbar sind.
    Anne Lahoda ist Inhaberin der Marien-Apotheke in Lohr. Sie und ihr Team verbringen derzeit wieder viele Stunden am Tag mit der Suche nach Alternativen für Medikamente, die nicht lieferbar sind. Foto: Simon Hörnig

    "Ich hätte nicht gedacht, dass ich das sagen muss, aber es hat sich leider nicht viel verändert im Vergleich zum letzten Winter", sagt Anne Lahoda. Sie leitet die Marien-Apotheke in Lohr und ist Sprecherin des Bayerischen Apothekerverbandes im Landkreis Main-Spessart. Vergangenen Winter waren Medikamente in ganz Deutschland knapp, besonders schlimm war der Mangel bei Fiebersäften für Kinder. Viele Apotheken, darunter auch die von Anne Lahoda, sind deshalb selbst in die Produktion eingestiegen und haben zum Beispiel Fieberzäpfchen für Kinder gegossen.

    "Es frustet uns sehr, dass die Politik nicht einlenkt und nicht anerkennt, was wir für die Patienten leisten."

    Anne Lahoda, Sprecherin der Apotheker in Main-Spessart

    Jetzt, wo die kalte Jahreszeit und damit die nächste Erkältungswelle erst noch bevorsteht, ist das Personal in der Marienapotheke laut Lahoda schon wieder jeden Tag mehrere Stunden damit beschäftigt, nach Alternativen für nicht lieferbare Medikamente zu suchen. Besonders knapp seien zurzeit wieder Präparate für Kinder wie Fiebertropfen, aber auch Antibiotika für Erwachsene oder Blasenmedikamente. "Wir sind jeden Tag dabei, Lösungen zu finden, zum Beispiel für einen anderen Hersteller oder eine andere Dosierung", erzählt Lahoda. An der Dosierung könne man aber auch nicht bei jedem Patienten schrauben. "Das geht natürlich nur bei denen, die das auch noch gut verstehen."

    Patienten haben Verständnis für Lieferprobleme

    Gerade wenn es das Medikament nur von einer anderen Firma gibt, wird es schwierig. "Dann ist der bürokratische Aufwand für uns gigantisch", sagt Lahoda. Denn dann seien Änderungen am Rezept nötig und wenn dann nur ein einzelner Haken falsch gesetzt sei, könne es passieren, dass die Krankenkasse die Rückerstattung an die Apotheke verweigere. Dann bleibe die Apotheke auf den Kosten sitzen.

    Die Patienten immerhin haben laut Lahoda großes Verständnis für die Lieferschwierigkeiten und seien in den meisten Fällen froh, dass sie überhaupt ein Medikament bekommen. "Doch es frustet uns sehr, dass die Politik nicht einlenkt und nicht anerkennt, was wir für die Patienten leisten", sagt Lahoda.

    Eine schnelle Lösung, die noch für diesen Winter eine Verbesserung bringt, sieht Lahoda aktuell nicht. "Das Grundproblem sind noch immer die Rabattverträge", sagt sie. Durch sie wurde die Produktion der Medikamente immer stärker ins Ausland verlagert, die Produktionskette ist dadurch sehr anfällig für Störungen. "Außerdem denken sich die Hersteller natürlich, wenn ich nicht nach Deutschland liefere, gibt es mehr Geld", so Lahoda. Deshalb stehe Deutschland inzwischen in der Lieferkette ganz hinten. Zwar wurden die Rabattverträge für Kinder-Medikamente inzwischen ausgesetzt. Für Erwachsene ist das nicht in Sicht – wäre laut der Lohrer Apothekerin aber dringend nötig.

    Lahoda will wieder eigene Medikamente herstellen

    Die Rechtfertigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass es für die angespannte Lage keine schnelle Lösung gebe, will Lahoda nicht gelten lassen. "Das hätte man sich in den zwanzig Jahren davor mal überlegen müssen." Lauterbach sei schließlich selbst an der Einführung der Rabattverträge beteiligt gewesen und könne sich deshalb nicht rausreden.

    Derzeit würden zwar teilweise Medikamente wie Antibiotikasäfte aus Ländern wie Portugal, Frankreich oder den USA importiert, um den Mangel zu lindern. Das Problem dabei: Diese kämen in weißen Schachteln ohne Dosierungshilfe und hätten teilweise Angaben wie "Mit 94 Milliliter Wasser mischen". Wer denn schon genau 94 Milliliter abmessen könne, fragt sich Lahoda.

    Vergangenen Winter hat die Lohrer Apothekerin mit ihrem Team selbst Fieberzäpfchen hergestellt und auch für diese Saison bereitet sie sich darauf vor. Dazu kauft Lahoda derzeit die reinen Wirkstoffe ein, die sie für die Produktion braucht. "Die kriegt man nämlich interessanterweise", sagt sie.

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