Die Entscheidung über die Zukunft des Klinikums Main-Spessart fällt erst am Mittwoch, 2. Dezember. Doch die Stellungnahmen der Fraktionen im Kreistag gaben Aufschluss darüber, wie sich die Kreisräte positionieren. Für viele ist es eine Kehrtwende.
Es zeichnet sich ab, dass eine Mehrheit aus CSU, Freien Wählern und SPD dem Neubau eines Zentralklinikums zustimmen könnte. Am deutlichsten war das den Worten von Thorsten Schwab zu entnehmen, der namens der CSU verkündete: „Wir sind mehrheitlich für einen Standort und für einen Neubau.“ Schwab griff das Gutachten der Klinikberater auf und erklärte: „Die Patientenwünsche haben sich verändert. Der Patient sucht sich heute sein Krankenhaus aus, und wir wollen ein Stück vom Kuchen abbekommen.“ Daher sei die CSU bis auf wenige Ausnahmen für den Experten-Vorschlag, mit dem die bestmögliche Versorgung der Landkreis-Bevölkerung zu erreichen sei.
Sein Fraktionskollege Manfred Goldkuhle, der bislang für den Erhalt des Kreiskrankenhauses Karlstadt eingetreten war, erklärte, dass er seine Zustimmung davon abhängig mache, dass die Klinikverwaltung bis Dezember einen Plan für die Nachnutzung vorlege.
„Erschütternd“ und „vernichtend“ empfand Helga Schmidt-Neder, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, die Aussagen des Gutachtens. Die Freien hatten bislang klar an der Drei-Häuser-Politik festgehalten. Selbstkritisch bemerkte sie, dass ihre Fraktion es nicht für möglich gehalten habe, „dass Gesundheitspolitik in unserem Land so weit führen wird“. Damit schob sie dem Bund und dessen Krankenhausstrukturgesetz den Schwarzen Peter zu. Man habe ehrlich an Verbesserungen in den drei Häusern durch die Kooperationen und eine bessere Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten geglaubt. Dafür hätte man auch dauerhafte Defizite getragen. Doch „mit Tränen in den Augen – auch als Bürgermeisterin von Marktheidenfeld“ – müsse sie anerkennen, dass eine stationäre Versorgung der Landkreisbevölkerung nur in einem zentralen Neubau möglich sei.
Die Kreispolitik müssen nun mit „Verantwortung, Augenmaß und Mut“ Entscheidungen treffen, sagte Heidi Wright für die SPD-Fraktion. Dabei gelte es Kosten und Nutzen abzuwägen. In Zukunft brauche man „jeden aus der Bevölkerung“, um das Klinikum zu erhalten. Der Standpunkt der SPD steht schon länger fest: Sie ist für den Neubau eines zentralen Gebäudes auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses Lohr und für den Kauf des Grundstücks.
Alles offen ließ die Stellungnahme der Grünen, die mit dem Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kraft an der Spitze immer vehement für den Erhalt des Kreiskrankenhauses in Karlstadt eingetreten waren. Kraft betonte, dass man noch „mitten im Diskussionsprozess“ sei. Für die Entscheidungsfindung müsse Genauigkeit vor Geschwindigkeit gehe. „Wir brauchen einen Volltreffer und können uns keinen weiteren Versuch mehr leisten.“
Kraft kritisierte die Indiskretion, die dazu geführt habe, dass ein Insider das Gutachten vorab an die Main-Post gegeben habe. Seine Sorge um die Zukunft des Klinikums formulierte der Laudenbacher so: „Was nützt eine messerscharfe Analyse, wenn am Ende auch ein Haus nicht wirtschaftlich betrieben werden kann?“ Seine Fraktionskollegin Bärbel Imhof regte eine Bürgerversammlung zum Thema an.
Die lehnte Landrat Thomas Schiebel ab. Mit der Veröffentlichung des Gutachtens sei die Diskussion eröffnet. Die Kreisräte könnten nun als Politiker mit der Bevölkerung diskutieren und die Stimmungen vor Ort aufnehmen.