Wenn Michl Müller ruft, sind die Säle ausverkauft. So auch am Freitagabend bei seinem dritten Gastspiel in der „Kulturhochburg“ Partenstein. „Das wollt' ich noch sagen“ heißt das aktuelle Programm. Und er hat viel zu sagen, der Spaßvogel aus dem Bad Kissinger Stadtteil Garitz. Dank seiner höchst vergnüglichen Weltanschauung im fränkischen Visier vergehen drei Stunden wie im Flug.
Pfarrer Michael Nachtrab stimmt im „Olymp des unterfränkischen Humors“ einen großen Chor an für den „Dreggsagg“, der kürzlich seinen 40. Geburtstag feierte. In eigener Sache: Einzig ein Kulturpreis, etwa in Form einer „bronzenen Wildsau“, fehle noch in der „Kulturhochburg“, gibt Nachtrab einen Denkanstoß an Bürgermeister Stephan Amend.
Der Vorsitzende des Evangelischen Diakonievereins als Veranstalter findet lobende Worte für „Kunstmäzen“ Rudolf Schmitt (RS Promotion) und dankt als „einziger Pfarrer in Unterfranken mit persönlichem Referenten“ dem „Gänswein von Partenstein“, Karl-Heinz (Carlos) Steigerwald. Dann gehört die „fastenzeitmäßig geschmückte Bühne mit allem, was die Friedhofsgärtnerei hergab“, einzig und allein Michl Müller.
Mit großem Gelächter quittiert das Publikum sein Wortspiel von „Nachtrab“ zu „Vorgalopp“. Das sympathische Energiebündel liebäugelt mit Barbara in der ersten Reihe, „die immer an der falschen Stelle lacht“. Wobei es die falsche Stelle im kabarettistischen Rundumschlag nicht gibt: Jede Pointe sitzt und Lachtränen sind vorprogrammiert. „Das wollt' ich noch sagen, eh das Programm los geht“, meint er im Rhöner Dialekt, denn „Menschen ohne Dialekt sind arme Menschen“. Suspekt sind ihm unbekannte Freunde im „Fatzebock“. Besser kennt er die neue Nachbarin Dörte, die in „fair gehandelten Baumwollunterhosen“ den „Nußbaumzutzler“ rettet. „Intelligenz säuft“ bekennt er nach dem pfälzischen Weinseminar und mimt den Betrunkenen unter sieben Sachsen, dem Hausfrauenkegelclub Wanne-Eickel und Claus (mit C!). Mit spitzbübischem Lächeln holt er Politgrößen auf die Bühne: Cem Özdemir, den „schwäbisch-anatolischen Elvis-Verschnitt“. oder Winfried Kretzschmann, „der mit dem ganzen Gesicht redet“. „An jede Backe eine Elektrode und wir haben Strom für die nächsten 5000 Jahre.“
Nicht offen bleibt die bedeutungsvolle Frage: Warum heißt der Wasserhahn nicht Wasserhenne? „Weil dann Eier raus kämen“. Lebenshilfe gibt der Geheimtipp von Heilpraktikerin Eileen: „Mittelstrahlurin, hinters Ohr getupft, enthält sexuelle Lockstoffe“.
Aufschlussreich kommentiert der Star aus „Fastnacht in Franken“ auch in „Baddeschdoi“ tagesaktuelle Schlagzeilen wie den Müller-Brot-Skandal. „Die Dschungelshow hätt' mer sich spar könn. Kakerlaken und Mäusekot gibt's auch in der Müller-Backstube.“ Das Publikum hängt ihm an den Lippen, lacht herzhaft von der ersten bis zur letzten Minute und erklatscht sich vier Zugaben.
Der Kreis schließt sich mit Liedern zum Mitsingen: Michl Müller huldigt dem fränkischen Nationalgericht „Soß mit Kloß“, öffnet die Arme zum „Vollwärmeschutz der Liebe“ und bringt den „Krumbeernszelod Reggae“. Nach drei Stunden Programm sitzt er am Bühnenrand, gibt Autogramme und posiert für das Erinnerungsfoto. In der ersten Reihe steht im „Dreggsagg-T-Shirt“ sein großer Fan Nico Steigerwald (Neuhütten). Der 14-Jährige fehlt bei keinem Auftritt des Idols im Umkreis und begeisterte im Fasching seines Heimatortes als „Michl-Müller-Double“.