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MARKTHEIDENFELD: Mieten in Marktheidenfeld: Wucherpreis verfälscht Wirklichkeit

MARKTHEIDENFELD

Mieten in Marktheidenfeld: Wucherpreis verfälscht Wirklichkeit

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    Kritisiert Gewerkschaftsangaben: Armin Prager, Immobilienmakler aus Homburg.
    Kritisiert Gewerkschaftsangaben: Armin Prager, Immobilienmakler aus Homburg. Foto: Foto: Roland Pleier

    Möbliertes Apartment in Marienbrunn, ein Zimmer, 37 Quadratmeter, Kaltmiete 825 Euro. Dieses Mietangebot ist tatsächlich in einschlägigen Internetportalen zu finden. „Verrückt!“, urteilt Immobilienmakler Armin Prager und zückt den Taschenrechner. Dies bedeute 22 Euro pro Quadratmeter. „Ich halte es für unmöglich, dass einer das mietet.“

    Just dieses Beispiel prangerte Jürgen Wawersig, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Würzburg, an, als die Gewerkschaftler am Samstag in Marktheidenfeld für sozialen Wohnungsbau demonstrierten (wir berichteten darüber in der Montagsausgabe unter der Überschrift „Wer soll das bezahlen?“).

    Schicke Penthouse-Wohnung in der City, 140 Quadratmeter, vier Zimmer, Tiefgaragenstellplatz, 720 Euro Kaltmiete. Umgerechnet auf den Quadratmeter sind dies 5,10 Euro. „Das ist die Realität“, sagt der Makler. In Marktheidenfeld würden zwischen drei Euro in einem Altbau und bis zu sieben Euro in einem Neubau bezahlt, spricht er aus Erfahrung.

    Fast 40 Jahre lang hatte Prager ein Büro in Marktheidenfeld. Erst im Juni hat er sich aus der Stadt zurückgezogen und arbeitet nun mit seiner Frau Gerti von seinem Wohnort Homburg aus weiter. Verabschiedet hat er sich auch von einem Geschäft, das lediglich sechs bis acht Prozent des Umsatzes ausgemacht hatte: der Vermittlung von Mietwohnungen. Dies sei durch die Einführung des Bestellerprinzips (wer bestellt, der zahlt die Maklerprovision) uninteressant geworden. Prager konzentriert sich auf die Vermittlung von Immobilien, hat also darüber hinaus kein Geschäftsinteresse mehr.

    Umso mehr haben den Mann vom Fach einige Äußerungen der Gewerkschafter geärgert. Zum Beispiel den Vergleich, den Wawersig aus dem Internet gefischt hatte. Er beruft sich auf die Internetplattform immowelt.de. Demnach wird Wohnraum hier im Schnitt für 13,14 Euro pro Quadratmeter vermietet – also um zwei Euro mehr als in Würzburg. „Diese Zahlen entsprechen nicht den tatsächlichen Gegebenheiten“, rückt Prager zurecht.

    „Die Wohnungen in Aschaffenburg sind einfach billiger.“ Auch diese Behauptung von Betriebsrat René Feierabend, der täglich 40 Kilometer zu Schneider Electric pendelt, hält Prager für unrealistisch. „Das kann nicht sein.“

    „Was gefordert wird, wird in der Regel auch bezahlt – zu 99 Prozent.“

    Armin Prager, Immobilienmakler aus Homburg, über Mietpreise

    Zudem, so der Makler aus Homburg weiter, seien in den Dörfern rund um die Stadt genügend bezahlbare Wohnungen zu haben. Je weiter weg von der Stadt, desto niedriger die Miete. „Jeder Kilometer zählt.“ Das einzige Problem dabei sei: „Alle wollen in die Stadt.“ Seiner Einschätzung nach herrschen im Landkreis durchaus „angenehme Zustände“. Vier von fünf Beschäftigten seien doch in maximal 20 Minuten am Arbeitsplatz. In Ballungszentren sehe dies ganz anders aus. Die Aktion der Gewerkschafter sei nichts anderes als „klagen auf hohem Niveau“.

    Die Nase hoch ging Prager schließlich auch die Forderung der Metaller nach einer Mietpreisbremse. Warum? Weil sich diese am Mietspiegel einer Stadt orientiert. Einen solchen aber gebe es „in Städten von der Größe Marktheidenfelds in der Regel gar nicht“ – allenfalls in kleinen Städten dicht an Ballungsgebieten.

    Prager weiß, wovon er spricht: Denn Mietspiegel werden unter anderem von großen Maklerverbänden erstellt. Bis vor vier Jahren war der 63-jährige Homburger Vizepräsident des Immobilienverbands Deutschland, zu dem sich der Ring Deutscher Makler (RDM) und der Verband Deutscher Makler (VDM) 2004 zusammengeschlossen hatten, zuvor schon 15 Jahre Landesvorsitzender des RDM. Alternativ würden Mietspiegel auch von den Städten selbst erstellt – eine rein statistische Fleißarbeit, die ständig aktualisiert werden muss.

    Immerhin ein Erfahrungswert ist in diesem Zusammenhang interessant: Bei Immobilien wird in der Regel noch gefeilscht, so Prager. Insofern seien Immobilienpreise aus dem Internet keine verlässlichen Größen. Mieten hingegen werden entweder akzeptiert oder eben nicht. „Was gefordert wird, wird in der Regel auch bezahlt – zu 99 Prozent.“

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