Es gibt einen Satz, den hält Kerstin Deckenbrock für so wichtig, dass sie ihn immer wieder sagt: "Wer den anderen liebt, lässt ihn gelten, so wie er ist, wie er gewesen ist und wie er sein wird." Das Zitat des Theologen Michael Quoist baue sie in alle ihre Traureden ein, sagt Deckenbrock. Sich daran zu halten, sei nicht Garant für eine lange und glückliche Ehe, aber ein wichtiger Grundsatz. "Das Erfolgsrezept muss jedes Paar für sich finden."

Seit Mai 2020 ist Deckenbrock Bürgermeisterin von Triefenstein und darf Paare trauen. "Als ich für das Bürgermeisteramt kandidierte, war mir nicht bewusst, dass das auch bedeuten würde, dass ich Paare verheirate", sagt sie. "Ich war mir nicht sicher, ob ich das emotional schaffe." Was, wenn da ein Mann stehe, der weinend ein sehr persönliches Ehegelübde abgibt? "Ich habe befürchtet, dass mir dann auch die Tränen kommen."
Als Standesbeamtin war Kerstin Deckenbrock bei ihrer ersten Hochzeit sehr aufgeregt
Unterstützung und viele Tipps habe sie von der langjährigen Triefensteiner Standesbeamtin Christine Dornbusch bekommen. Dafür sei sie ihr sehr dankbar. Über die Schulter schauen, "wie eine Praktikantin", dafür habe es keine Möglichkeit gegeben. Entsprechend aufgeregt sei sie bei ihrer ersten Vermählung als Standesbeamtin gewesen, "vielleicht sogar mehr als das Brautpaar".

Doch es sei alles gut gegangen, sagt sie. "Danach habe ich gewusst, das ist mein Ding, das mache ich gerne." Es ist ihr wichtig, die richtigen Worte zu finden und etwas Persönliches über das Hochzeitspaar zu sagen. "Es ist eine völlig andere Situation, ob jemand zum ersten oder zweiten Mal heiratet, vielleicht schon Kinder hat", sagt Deckenbrock. Das Vorgespräch führe sie deshalb immer selbst. Sie frage nach, wie sich die beiden kennengelernt haben, welche Hobbies sie haben, was sie bisher gemeinsam durchgemacht haben, was ihnen wichtig ist.
Nicht jeder Platz im Freien ist als Ort für Trauungen geeignet
Oft erhalte sie eine Dankeskarte von den Paaren. "Die sammle ich zusammen mit Briefen von Kindergartenkindern und anderem persönlichen in einer großen Kiste in meinem Büro", erzählt die Bürgermeisterin. Wenn sie Zeit habe, krame sie darin und erinnere sich an Begegnung mit Menschen und an das, was sie in ihrer Amtszeit bisher erlebt hat.
Sie hat sich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass man in Triefenstein nicht nur im Rathaus und in der Homburger Schlosskapelle standesamtlich heiraten kann, sondern auch unter freiem Himmel am Wolpenberg. "Es gibt bei uns so viele, viele schöne Plätze draußen", sagt sie.

Doch nicht jeder ist als Trauort geeignet. Für einen solchen gelten – ebenso wie für die standesamtliche Trauung an sich – bürokratische Grundlagen. Der Ort der Trauung muss im Standesamtsbezirk liegen. Er muss der Gemeinde gehören oder zumindest die Nutzung durch das Standesamt rechtssicher gestattet sein. Grundsätzlich müssen dort alle Paare heiraten dürfen. Eine Hochzeit in privaten Räumen oder dem eigenen Garten sind nicht möglich.
Trauort Wolpenberg: Aussicht über Triefenstein, Main und Himmelreich inbegriffen
Die Amtshandlung darf nicht durch Störungen gefährdet werden, weshalb der Trauort für die Öffentlichkeit gesperrt sein muss. Im Fall von schlechtem Wetter muss ein alternatives Trauzimmer oder eine Schutzhütte in der Nähe verfügbar sein.
Am Homburger Wolpenberg ist das alles gegeben. Seit Mai 2021 trauen Deckenbrock und Dornbusch dort Paare. "Der Platz mit Aussicht über Triefenstein, den Main, bis in das Himmelreich ist sehr beliebt", sagt Deckenbrock. Als Himmelreich wird der Bergrücken an der Mainschleife bei Urphar genannt. "Es gibt viele Paare, die extra wegen der Location auch von weiter weg kommen." In den vergangenen Jahren vermählten die beiden Frauen dort etwa 50 Paare, vor allem samstags zwischen April und Oktober.

Deckenbrock: Wir bemühen uns, unseren Teil für den schönsten Tag beizutragen
Das bedeutet für sie zusätzliche Arbeit. Während im Standesamt und in der Schlosskapelle so gut wie alles vorbereitet ist, müssen sie den Platz am Wolpenberg erst herrichten. Sie stellen Tische und Stühle auf, dekorieren mit Girlanden und frischen Blumen aus ihren privaten Gärten oder der Natur. "Mich haben Hochzeitsgäste schon für die Floristin gehalten", schmunzelt Deckenbrock.
"Wir bemühen uns sehr, unseren Teil dazu beizutragen, dass es der schönste Tag im Leben des Paares wird", so Deckenbrock. Vielleicht auch, weil sie selbst zwar eine schöne Hochzeit hatte, heute aber ganz anders heiraten würde. Sie flog damals mit ihrem Verlobten nach Las Vegas, reihte sich in die lange Schlange in einem Amt in Nevada ein, um das Aufgebot zu bestellen, und heiratete in einer Chapel mit einem Elvis-Presley-Double.
"Hochzeitsdorf" HomburgIn Homburg öffnen am Sonntag, 18. Februar, von 11 bis 16 Uhr einige Dienstleister und Gastronomen ihre Türen. Sie bieten zum Beispiel Brautmode, Trauringe, Fotografendienste, Spiele und Getränke. Auch die Papiermühle Homburg, die Räumlichkeiten für Veranstaltungen vermietet, hat geöffnet. Weitere Informationen gibt es auf Instagram beim Bratmodengeschäft "Märchenhaft": www.instagram.com/maerchenhaft_homburgIn einer kleinen Broschüre mit dem Titel "'Ja' sagen in Triefenstein", die am Tag der offenen Tür ausliegen wird, hat Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock Wichtiges zum Heiraten in Homburg zusammengefasst: Ansprechpartner und Infos zur standesamtlichen Trauung, mögliche Orte der Trauung, Veranstaltungsräume, Gastwirtschaften, Weingüter und Caterer.Quelle: dfi