"Es geht wieder los", sagt der städtische Umweltbeauftragte Manfred Wirth über eine wilde Grünabfalldeponie im Stadtteil Ruppertshütten. Dort, im Bereich "Schnabel" hatte die Polizei vor kurzem einen 65-Jährigen auf frischer Tat dabei ertappt, wie er am Ende eines Waldweges Grünabfall entsorgte. Der Mann musste das Schnittgut unter den Augen der Gesetzeshüter wieder aufladen und kassierte eine Anzeige. Während deren Bearbeitung läuft, kam das Thema nun auch in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Stadtrats zur Sprache.
Dabei machte Bürgermeister Mario Paul einerseits deutlich, dass die Stadt solch wilde Ablagerungen in der Natur "nicht akzeptieren kann und wird". Anderseits wurde in der Sitzung auch deutlich, dass es nicht so einfach werden dürfte, die wilden Ablagerungen zu unterbinden.
Thuja, Eibe, Bambus, Efeu – es ist eine bunte Schnittgutmischung quer durch die Gartenhecken, die sich da rund 800 Meter vom Ortsrand entfernt am Ende eines Waldwegs die Böschung hinunter erstreckt. Auch Sägemehl und Sandsteine liegen dort auf städtischem Grund. Manches befindet sich bereits im Stadium des Verrottens, anderes ist erkennbar frisch.
Seit diesem Sommer, so erklärt Wirth gegenüber dieser Redaktion, werde an dieser Stelle wieder vermehrt Abfall abgelagert. Doch die Praxis, die ebenso im Umfeld etlicher anderer Ortschaften in der Region zu beobachten ist, hat auch in Ruppertshütten lange Tradition.
Es gab schon andere Stellen
Nicht nur an der jetzigen Stelle habe es schon früher vergleichbare Deponien gegeben. Ganz früher habe es in Ruppertshütten am Köppelsrain eine wilde Mülldeponie gegeben. Das habe in den 1990-er Jahren gar der Stadt Lohr eine Anzeige eingebracht. In der Folge habe man die Ablagerungen komplett entfernen müssen. Kosten laut Wirth: mehrere Zehntausend Mark. Nachdem man die Zufahrt mit einem Erdwall und Planken versperrt habe, herrsche an dieser Stelle jedoch Ruhe, sagt Wirth.
Auch bei einem sich später entwickelnden wilden Ablagerplatz in einer Waldinsel in der Ruppertshüttener Wiesenflur habe man durch das Ziehen eines Grabens die Anlieferung unterbinden können. Bei der nun wieder vermehrt genutzten "Lagerstätte" am Ende des Waldwegs im Bereich Schnabel sei es jedoch deutlich schwieriger, so Wirth. Das Grundstück sei eigentlich "nicht schützbar".
Einen Zaun könne man nicht ziehen, da sich der Bereich im Landschaftsschutzgebiet befinde, erklärt der städtische Umweltbeauftragte. Den Weg per Schranke zu sperren, sei auch keine Option, da er den Wald erschließe. Und die Zufahrt wie andernorts per Wall zu verhindern, gehe auch nicht, da die Wendeplatte benötigt werde.
Über Jahre habe die Stadt die wilden Ablagerungen mit Ferienarbeitern weggeräumt, schildert Wirth. Doch mittlerweile seien Ferienarbeiter kaum mehr zu finden. Die Entsorgung durch den Bauhof oder externe Firmen sei kostspielig. Früher habe es auch mal einen offiziellen Platz für das Ablagern von Grünabfall in Ruppertshütten gegeben, sagt Wirth. Doch irgendwann habe der Stadtrat beschlossen, diesen aufzulösen. Grund sei gewesen, dass das Angebot in Ruppertshütten in anderen Stadtteilen Begehrlichkeiten geweckt habe.
Wirth: Grünabfall oft nur Anfang
Das Problem an solch wilden Ablagerungen, wie es sie nun erneut in Ruppertshütten gibt, ist laut Wirth, dass der Grünabfall erfahrungsgemäß nur der Anfang ist. Irgendwann folge Erdaushub, Bauschutt und sonstiger Müll. Das, was sich zuletzt wieder am Waldwegende im Bereich Schnabel angesammelt habe, summiere sich schnell auf ein paar Lastwagenladungen, sagt Wirth.
Doch was tun? In der Sitzung des Umweltausschusses kam aus den Reihen der Ratsmitglieder der Vorschlag der Kameraüberwachung. Doch da ist Wirth eher skeptisch. "Wie lang hängt die Kamera", fürchtet er Vandalismus. Man müsse eine Kamera jedenfalls "gut verstecken". Fraglich sei überdies, ob aufgenommene Bilder oder Videos aus datenschutzrechtlichen Gründen überhaupt verwendet werden könnten.
Klar ist laut Wirth aber auch: "Wir müssen uns was überlegen." Womöglich müssten im Bereich der Ruppertshüttener Wendeplatte doch Abstriche in irgendeine Richtung gemacht werden, "beim Landschaftsschutz oder bei der Befahrbarkeit des Weges", so Wirth. Allerdings sei zu befürchten, dass sich das Problem dann nur verlagern würde: "Dann wird halt an anderer Stelle abgekippt."
Und so appelliert Wirth an diejenigen, die ihren Abfall zuletzt in den Wald geladen haben, diesen stattdessen zu den dafür vorgesehenen Deponien zu fahren, etwa nach Wernfeld oder Wiesenfeld. Dort, so der Umweltbeauftragte, könne man seinen Grünabfall zu überschaubaren Kosten loswerden.
Bürgermeister: Nicht statthaft
Bürgermeister Mario Paul äußerte sich in der Sitzung des Umweltausschusses in die gleiche Richtung: "Es gibt Möglichkeiten der regulären Entsorgung. Dort gehört der Abfall hin und nicht in den Wald." Alles andere sei "nicht statthaft" und "in hohem Maße bedauerlich". Zum Umgang der Stadt mit solch wilden Deponien sagte Paul: "Wir können und werden das nicht akzeptieren."