Seit fünf Wochen steht das gesellschaftliche Leben wegen der Corona-Krise nahezu still. Geschäfte und Gaststätten mussten schließen, Freunde und Verwandte darf man nicht sehen. Was halten die Bürger von der Empfehlung der Bundesregierung, Schutzmasken zu tragen? Wir haben uns auf dem Markt am Samstagvormittag in der Lohrer Fußgängerzone umgehört.
Kein Thema ist momentan präsenter als das Coronavirus. Überall in der Stadt tauschen sich die Menschen – mit erforderlichem Abstand – über die Krise aus. Einige finden die Maßnahmen überzogen, andere teilen ihre Ängste und Sorgen mit. Zwei Frauen fachsimpeln beim Warten an einem Verkaufsstand über den Gummizug an ihrem Mundschutz. Es ist definitiv keine Seltenheit mehr, einen zu tragen. Geschätzt jeder vierte trägt einen oder hat ihn um den Hals baumeln. Das Leben mit dem Virus ist nahezu normal geworden – oder?
Gehen, wenn zu viele da sind
Erika Eissel findet die Einschränkungen in Ordnung, eine Maske trägt sie jedoch nicht. "Ich halte mich von größeren Menschenansammlungen einfach fern. Damit komme ich gut zurecht." Eissel kauft nur, was sie braucht. Zur Not verzichtet sie eben auf die Äpfel vom Markt. "Wenn mir zu viele Menschen auf einem Haufen sind, drehe ich einfach um und gehe wieder."
Eine 31-jährige Frau aus Gemünden ist mit der aktuellen Situation ebenfalls zufrieden. Eine Maske trägt auch sie nicht – noch nicht. "Ich habe mich online schon umgeschaut, aber die Masken sind ja wirklich überall nahezu ausverkauft. Sonst würde ich beim Einkaufen einen Schutz tragen." Generell sind die Maßnahmen aber okay für die Gemündenerin. "Wir gehen jeden Tag zur Arbeit, eigentlich vermisse ich nichts. Wenn man aber keinen so geregelten Ablauf hat, kann ich mir schon vorstellen, dass es schwieriger ist."
Der frühere Nähmaschinenhändler Wolfgang Stufler trägt einen selbstgenähten Mundschutz. Er ist 76 Jahre alt und gehört damit auch zur Risikogruppe. Eine generelle Maskenpflicht fände ergut. Beim Einkaufen und unter Leuten trage er immer seinen Mundschutz. "Ich finde, die Einschränkungen könnten noch härter sein, dafür aber kürzer gelten."

Als Rentner ist die Lage für ihn zumindest finanziell aber kein Problem: "Da ändert sich ja für mich nichts." Stufler lobt die Versorgung mit Lebensmitteln: "Das klappt super. Ich bin ja noch ein Kriegskind, von daher weiß ich, dass es auch anders laufen kann." Nur eins vermisst der 76-Jährige ganz schön: Seine Enkel.
"Die Nähe fehlt", sagt auch W. Scholz. Die 80-Jährige vermisst den Kontakt zu ihren Freundinnen. Die Einschränkungen hält sie aber dennoch für angemessen. "Ich habe mich noch nicht um einen Mundschutz gekümmert. Zur Zeit ist es ja auch nur eine Empfehlung und keine Pflicht." In Läden, Bahnen und Bussen sei das Tragen einer Maske ihrer Meinung nach aber angebracht.
Außer Haus immer mit Schutz
Nicht nur beim Einkaufen, sondern immer, wenn sie das Haus verlässt, trage sie ihren Nasen-Mundschutz, sagt eine 54-jährige Passantin. Auch Handschuhe habe sie dabei immer an. "Es sind einfach viel zu viele Menschen unterwegs. Deswegen kaufe ich auch nur das Nötigste und gehe nicht wegen jeder Kleinigkeit in den Supermarkt." In Notfällen hilft auch ihre Tochter und macht für sie Besorgungen.
"Wenn man schon so alt ist wie wir, dann hat man keine Angst", sagt Franz Schart und lacht. Sein Freund Dieter Gottschalk fügt hinzu: "Aber Respekt haben wir dennoch." Die beiden 69- und 70-Jährigen kommen gut klar mit den derzeitigen Einschränkungen wegen des Coronavirus. Für alle Fälle hätten sie selbst genähte Masken, erzählen die beiden. Was ihnen momentan am allermeisten fehlt, ist der Sport. "Handball und Fußball vermissen wir schon."

Dass die Kontaktbeschränkungen ab dieser Woche in Bayern etwas lockerer sind und man eine Person, die nicht aus dem eigenen Haushalt stammt, wieder sehen darf, begrüßt eine 71-jährige Frau in der Innenstadt. Sie ist alleinstehend und freut sich, dass durch die Lockerung wieder etwas mehr sozialer Kontakt möglich sind. "Auch für die Läden ist es super, dass sie bald zumindest teilweise wieder öffnen dürfen." Sich selbst schützt die Frau mit einem Mundschutz und Handschuhen. "Das Tragen einer Maske habe ich nie in Frage gestellt. Jeder sollte eine tragen und somit auch Rücksicht auf die anderen Menschen nehmen. Sowohl unter Menschen als auch im Auto trage ich einen."
"Immer beim Einkaufen dabei"
Für eine Maskenpflicht spricht sich auch Regina Sinsel aus. "Ich bin absolut dafür!" Ihren farbenfrohen Mundschutz hat sie sich von einer Freundin nähen lassen. "Der ist nicht unangenehm zu tragen und lässt sich auch richtig gut waschen. Ich habe ihn immer beim Einkaufen und dort, wo viele Menschen sind, auf", erzählt Sinsel. Mit den Einschränkungen kommt sie gut zurecht. "Es ist natürlich alles etwas schwieriger und man muss zum Beispiel längere Wartezeiten beim Einkaufen in Kauf nehmen, aber das finde ich auch in Ordnung so."
