Ein Bild gibt es nicht von Franz Valentin Franck, dem Mann, der im Jahr 1745 das Franck-Haus in Marktheidenfeld bauen ließ. Wie der reiche Weinhändler ausgesehen haben könnte, wird jetzt in einem Heft gezeigt, das ab sofort in dem wohl schönsten Gebäude in der Stadt erhältlich ist. Es ist für Kinder gedacht und soll sie auf spielerische Weise mit dem Franck-Haus vertraut machen.
Die Idee zu der Broschüre hatten Valentina und Martin Harth. Die beiden waren schon in vielen Städten in Museen, fast überall gab es Infomaterial speziell für die jüngsten Besucher. „So etwas hat in Marktheidenfeld noch gefehlt. Dabei gibt es hier so viele Geschichten, die man kindgerecht erzählen kann“, sagte Valentina Harth am Montag bei der Vorstellung des Heftes „Blaues Haus“ im Festsaal des Franck-Hauses. Von ihr stammen die vielen Zeichnungen, von ihrem Mann Martin sind die Texte und Fotos.
Franz Valentin Franck tritt auf den 24 Seiten als „Leitfigur“ auf, die die Kinder durch das Franck-Haus führt. Das ist nicht nur lehrreich, sondern macht auch Spaß. Es gibt allerlei Rätsel und Denkaufgaben – und da das ganze Heft bewusst in Schwarz-Weiß gehalten wurde, können die kleinen Entdecker alles bunt ausmalen. Die dazu notwendigen Farbstifte liegen im Franck-Haus bereit.
Die Zielgruppe, an die sich das Heft richtet, ist aber viel größer. „Auch Erwachsene können es mit Gewinn ansehen“, sagte Martin Harth. Im Idealfall könne es dazu beitragen, dass im Bereich der bildenden Kunst ein Austausch zwischen Kindern und Eltern stattfindet – so wie das beim Sport und bei der Musik schon sehr häufig funktioniert. Harth dankte seinen Kollegen aus dem Kulturausschuss, die sich offen für seine Idee gezeigt hätten. Das Heft, von dem in der ersten Auflage 2000 Stück gedruckt worden sind, wurde von der Stadt finanziert. Gesamtkosten: 1500 Euro.
Das Geld ist nach Ansicht von Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder gut angelegt. Das Franck-Haus sei ein „Kleinod in der Stadt“, das für alle Generationen offenstehe. Mit dem Heft trage die Stadt dazu bei, „dass der Reiz von denkmalgeschützten Häusern und Kultur auch Kindern und Jugendlichen nähergebracht wird“. Dem Ehepaar Harth dankte sie herzlich für die Erstellung des Museumsführers. Dies sei eine „echte Würdigung für dieses Haus“.
Bei der Präsentation der Broschüre war einer mit dabei, der an gleicher Stelle, unter der bunten Saaldecke, schon vor über 250 Jahren seine Kunden empfangen und mit Gästen gefeiert hatte: Franz Valentin Franck. Dass er am Montag kein Wort sagte, lag daran, dass dieser Herr Franck eine Handpuppe ist, die Valentina Harth bei Führungen für Kinder begleitet. Die Künstlerin hat die Puppe selbst gefertigt. Dabei hat sie sich per Skype Tipps von ihrer Schwester geholt, die in Sibirien lebt und Puppenmacherin ist.
So liebevoll wie der Museumsführer wurde auch Herr Franck gestaltet. Die Puppe hat Klamotten an, wie sie das „Original“ auch getragen haben könnte. Besonders nett: Auf dem Kopf sitzt eine abnehmbare Perücke, darunter wurde das spärliche Haupthaar sorgsam über die Platte gekämmt. Dem kleinen Ohrensessel, auf dem Herr Franck sitzt, sieht man nicht mehr an, was er ursprünglich einmal war: ein Nadelkissen.
Valentina Harth / Franck-Haus-Jubiläum
In Ust-Nera in Sibirien wurde Valentina Harth geboren. 2003 kam sie mit ihrem Sohn nach Unterfranken. Während ihres Mathematik-Studiums und ihrer Tätigkeit als Programmiererin arbeitete die Autodidaktin künstlerisch unter anderem für russische Zeitungen. Seit 2003 veröffentlicht sie Karikaturen in Deutschland. Ausstellungen ihrer künstlerischen Arbeiten fanden unter anderem in Omsk, Siena, Frankfurt und Marktheidenfeld statt. Harth arbeitet in der Mittagsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt an der Friedrich-Fleischmann-Grundschule, unterrichtet Russisch an der Volkshochschule und gibt Kunstkurse im Rahmen der offenen Ganztagsschule an der Mittelschule. Das Franck-Haus kam 1987 in den Besitz der Stadt. Nach mehrjähriger Sanierung wurde es 1998 als Kulturzentrum eingerichtet. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens findet von 26. bis 28. Juli ein Festwochenende statt. Die Veranstaltungen: Freitag, 26. Juli, 19.30 Uhr: Konzert mit „Café de la mer“ im Innenhof; Samstag, 27. Juli, 17 Uhr: Führung für Kinder mit Valentina Harth, Treffpunkt: Innenhof; Sonntag, 28. Juli, 11 Uhr: „Ich bin Siegfried“, Nibelungensage in 45 Minuten, Ein-Personen-Stück mit Tino Leo, Innenhof; Sonntag, 28. Juli, 16 Uhr: Führung durch die Ausstellung „NotGELDKunst“, Referent: Dr. Michael Deubert, Vorsitzender des Historischen Vereins.