"Früher wurden wir belächelt, heute lächeln wir selber", sagt Thomas Riedmann und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Der Landwirt war 1996 der Erste in Massenbuch, der eine Hackschnitzel-Heizung installiert hat. Heute gibt es im Ort sechs Heizungskomplexe, die Energie für 13 angeschlossene Häuser liefern. Eine weitere Anlage für zwei Häuser befindet sich im Bau, zwei Einfamilienhäuser werden mit Holzpellets beheizt. Massenbuch hat seine eigene Energiewende geschafft. 80 Prozent der Häuser werden in der Grundlast mit Holz beheizt.
Drei Häuser versorgt Riedmanns Hackschnitzel-Heizung mit Energie, darunter auch das von Gerald Schäfer, der ebenfalls mit am Tisch sitzt. Wichtig ist den Männern, dass es sich um vollautomatische Heizungen handelt. Der Arbeitsaufwand sei mit einer Ölheizung vergleichbar. 20 000 Euro hat die 60 Kilowatt-Anlage, die in einem Anbau untergebracht ist, gekostet. Dies sei zwar teurer als eine Ölheizung, mache sich aber auf Dauer bezahlt. "Man braucht für mehrere Häuser nur eine Anlage, einen Kamin und nur einmal im Jahr den Kaminkehrer."
Riedmann und Schäfer rechnen vor: Ein Schüttraummeter (Srm) Holz entspricht vom Energiegehalt her 100 Litern Heizöl. Doch anstatt 55 Euro wie fürs Öl koste der Schüttraummeter Hackschnitzel nur 18 Euro und sei damit um zwei Drittel billiger. Bei den Hackschnitzeln gebe es zudem keine Preisschwankungen. "Der Preis für die Hackschnitzel ist seit 30 Jahren derselbe", sagt Riedmann. "Wir könnten diesen Preis theoretisch sogar für die nächsten fünf Jahre fest anbieten." Öllieferanten dürfte bei dieser Nachricht schwarz vor Augen werden.
Am Anfang seien die Kosten für die Anlage höher, auf Dauer mache sich die Investition bezahlt. Besonders geeignet seien Hackschnitzel-Heizungen für Gebäudekomplexe im ländlichen Bereich, für Industriebetriebe und kommunale Anlagen wie zum Beispiel Freibäder. Riedmann und Schäfer können nicht verstehen, dass immer noch überwiegend mit Öl oder Gas betriebene Anlagen gebaut werden. "Bei den Kommunalpolitikern fehlt oft die Weitsicht", stellen sie fest. "Da wird das gebaut, was in der Anschaffung am billigsten ist."
Dass die Folgekosten einfach ausgeblendet werden, stört die erklärten Hackschnitzel-Idealisten. Gerald Schäfer bemängelt, dass zum Beispiel das Gemündener Freibad jetzt mit einer Wärmepumpe und Gas betrieben wird anstatt mit Hackschnitzeln. Auch das bereits seit Jahren defizitäre Blockheizkraftwerk unterhalb des Mädchenbildungswerks ist ihm ein Dorn im Auge. "Wenn man das Kraftwerk jetzt auf Hackschnitzel umrüstet, könnte man auf Dauer viel Geld sparen", glaubt er. Doch der Prophet im eigenen Lande gilt bekanntlich nicht viel.
Die Versorgung mit Hackschnitzeln in Massenbuch wird momentan zu hundert Prozent aus eigenen Wäldern bestritten. Generell wird nur jenes Holz verfeuert, das am Markt nicht zu verkaufen ist. So wird aus einem "Abfallprodukt", das bei der Pflege des Waldes anfällt und den Wert desselben steigert, ein wertvoller und zudem günstiger Brennstoff. Stolz präsentieren Riedmann und Schäfer im Wald bei Massenbuch einen riesigen Holzstoß, der für die nächsten anderthalb Jahre Energie für die drei Häuser liefert.
Bei der Kapazität sei man noch lange nicht am Ende angelangt. "Wir könnten fünfmal mehr Hackschnitzel produzieren, als wir dies heute tun." Die noch vor Jahren geschürte Angst, das Holz könne irgendwann einmal "ausgehen", findet Riedmann absurd. Man müsse auch kein Waldbesitzer sein, um auf eine Hackschnitzel-Heizung umzustellen.
Man merkt: Riedmann und Schäfer liegt wirklich etwas daran, die Heizung, die bei der Anschaffung einer Anlage mit 100 Euro pro Kilowatt gefördert wird, populärer zu machen. Teilweise ist dies auch schon gelungen. Über die Biomasse-Tage habe man sich einen guten Namen gemacht. Einmal im Monat führen die beiden Besuchergruppen durch den Ort. Beim letzten Besuch ging es um eine geplante Hackschnitzel-Heizung für 20 Häuser.

"Damals wurden wir belächelt", wiederholt Riedmann. "Heute rennen uns die Leute die Bude ein." Vielleicht befinden sich die beiden Hackschnitzel-Pioniere aus Massenbuch ja doch nicht auf dem Holzweg.