Lieder, Legenden und Geschichten aus Irland ver- und bezauberten das Publikum in der alten Kirche in Wernfeld: Hilary O'Neill gastierte zum zweiten Mal in dem ehemaligen Gotteshaus.
Von Beginn an zog die Sängerin und Harfenistin ihre zahlreichen Hörer in ihren Bann. Mit ihrem „komischen“ Deutsch, wie sie augenzwinkernd erklärte, erreichte sie (manchmal unfreiwillig missverständlich) jeden. „Hilary O'Neill in Concert“ war eine Mischung klassischer Lieder, die oft Geschichten erzählen, die zum Lachen aber auch zum Nachdenken anregen.
Kleine Kobolde
Die Sängerin an ihrer „Keltischen Harfe“ verführte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme in das Irland, in dem nicht nur gern gesungen und getanzt, sondern auch getrunken wird. Wie sonst sind die „Kleinen Kobolde“ zu erklären, die gesehen sein sollen, während sie nachts durch die Wälder toben und Unsinn machen.
Einen Einblick in die irische Mentalität gewährte die Künstlerin mit Beispielen wie „Tratsch auf Irisch“– auch ohne vorherige Übersetzung erkannte man den witzigen Inhalt. Ebenso wie den des „Stuttering Lovers“, in dem ein „sprachgestörter“ Landwirt über sein missbrauchtes Getreide stöhnt.
Doch O'Neill kann auch anders: Melancholie und Sehnsucht werden deutlich, wenn sie von Auswanderern singt, die erst zurück in ihre wunderbare Heimat wollen, wenn „Frieden und Toleranz“ eingekehrt sind. In den Zeiten von blutigen Kriegen war das Harfenspiel verboten, die Sangesfreudigen ließen sich aber den Mund nicht verbieten und berichteten „unbegleitet“ in einer Art Geheimsprache über das aktuelle kriegerische Geschehen.
20 Lieder in englischer und gälischer Sprache kamen zu Gehör und erhielten viel begeisterten Applaus. Dazu gehörte auch der „Ohrwurm“, wie O'Neill „The last rose of summer“ nannte. Dies ist auch hierzulande als „Letzte Rose“ bekannt, da Friedrich von Flotow das Lied in seine Oper „Martha“ einarbeitete.
Wandlungsfähig
Die Stimme O'Neills ist sehr wandlungsfähig und führte die Zuhörer durch die abwechslungsreiche Palette der Kunstlieder und Folklore. Als Zugabe sang die in Berlin ausgebildete Sängerin das Lied von dem Kind, das seine blinde Oma „huppen“ ließ: auf berlinerisch versteht sich. Der Beifall war lang anhaltend und das begeisterte Publikum entliess die Sängerin erst, als sie ein weiteres Gastspiel im nächsten Jahr versprach: In Wernfeld hat sie jetzt eine noch größere Fangemeinde.