"Das Kaminkehrerhandwerk ist eines der wenigen, das Tradition mit Zukunft verbindet", sagt Kaminkehrermeister Alexander Tichy. Seit zehn Jahren arbeitet der 42-Jährige in diesem Beruf, der sich in vier Aufgabenfelder aufteilt: zum einen den vorbeugenden Brandschutz, zum anderen das Thema Sicherheit im Betrieb der Heizungsanlagen. Dazu kommt Umweltschutz und Beratung.
Der Beruf hat sich weiterentwickelt. Es braucht technisches Wissen über Anlagentechnik, um die Überprüfungen vornehmen zu können. Trotzdem gilt heute wie früher: Wer in dem Beruf arbeitet, darf keine Angst haben, sich schmutzig zu machen.
Tradition und Technik
Etwa die Hälfte des Arbeitsalltags ist klassisches Kaminkehrerhandwerk. Beim Reinigen der Schornsteine kommt das traditionelle Handwerkszeug wie Stoßbesen und Kehrleine zum Einsatz. Nicht immer sind die Schornsteine von innen zugänglich. Manchmal muss er dazu auf das Dach steigen. Wer diesen Beruf erlernen möchte, muss also schwindelfrei sein, empfiehlt er. Die andere Hälfte entfällt auf technische Arbeit, wie die turnusmäßigen Messungen der Heizungsanlagen, die mit Öl oder Gas betrieben werden.
Seit Anfang des Jahres wurden die Aufgaben um die Dichtheits- und Effizienzprüfung von Wärmepumpen erweitert. Diese muss der Schornsteinfeger ab sofort in Wohnhäusern ab sechs Parteien prüfen. Dem Schornsteinfeger kommt eine ganz besondere Aufgabe zu, hebt Tichy die Verantwortung hervor, die der Beruf mit sich bringt. Der Schornsteinfeger zeichnet verantwortlich, dass die Wärmequellen im Haus sicher sind. "Wir sind die Kontrolleure, die am Schluss überprüfen", fasst Tichy es zusammen.
Besonders wichtig sei dabei die Unabhängigkeit des Schornsteinfegers. Er unterliegt ausschließlich der Verantwortung für die Sicherheit. Bayern ist zudem das einzige Bundesland, in dem der Kaminkehrer auch die Dunstanlagen in Gastronomiebetrieben überprüfen muss.
Ehefrau macht nun auch die Ausbildung zur Schornsteinfegerin
Aktuell durchläuft Anna Tichy die Ausbildung zur Schornsteinfegerin. Sie arbeitete zunächst im Büro ihres Mannes und entschied sich vor zwei Jahren, den Beruf zu erlernen. Das Handwerkszeug, das bei den Arbeiten mit sich getragen werden muss, wiegt zwar, sei aber auch für eine Frau gut zu bewältigen, meint sie. Trotzdem ist die Kehrarbeit im Kamin mit reiner Muskelkraft zu bewältigen. Auch das sei kein Problem, sagt die schlanke Frau. Außerdem gibt es für die verschiedenen Verschmutzungsarten unterschiedliche Kehr- und Stoßbesen, die die Arbeit erleichtern, erklärt sie.
Dazu kommt, dass das Berufsbild zur Hälfte Technik enthält. Das heißt, der Berufsalltag wechselt in seinen Aufgaben. Dadurch ist es körperlich nicht so anstrengend, wie man vermuten könnte, meint sie. Viele Innovationen prasseln derzeit auf die Berufsbranche ein. Im Arbeitsalltag trifft der Kaminkehrer aber auf alle Heizvarianten der vergangenen Jahrzehnte. Es braucht also nicht nur das Wissen um die aktuellen Heiztechniken, sondern auch um vergangene. Nur so könne adäquat gearbeitet werden. Aber, ob alt oder neu. "Es braucht gescheites Werkzeug", stimmen beide überein.
Energiewende aktuell die größte Herausforderung
2100 Haushalte betreut Tichy als Bezirksschornsteinfeger in seinem Kehrbezirk. Das meiste davon ist Holz und Öl. Viel werde sich daran in naher Zukunft auch nicht ändern, weil die Voraussetzungen im ländlichen Raum nicht gegeben seien, lautet die Einschätzung Tichys. Manche Alternative, wie Hackschnitzel, seien für ein Einfamilienhaus schlichtweg zu aufwendig zu realisieren, ergänzt er. Trotzdem sei die Energiewende aktuell die größte Herausforderung. Er vermutet, dass sich der Beruf wandeln wird. Die Kehrtätigkeit werde ab- und die Messtätigkeit zunehmen.
Mehrere Lehrlinge hat er bereits in dem Beruf ausgebildet. Für Ausbildungsbeginn September 2025 würde er gerne wieder einen Auszubildenden nehmen. Im Vorfeld empfiehlt Tichy ein Schnupperpraktikum.